Journalist*innen in Leipzig angegriffen

Polizeieinsatz beim G20-Gipfel in Hamburg am 7. Juli 2017
Foto: Freddy Denzinger

In Leipzig wurden am Samstagabend bei einer Demonstration gegen das Verbot der Plattform „linksunten.indymedia“ mehrere Medienschaffende von Teilnehmer*innen des Demo-Zugs attackiert. Besonders absurd: Die etwa 1.600 Menschen demonstrierten für die Pressefreiheit. Die dju in ver.di verurteilt die Angriffe auf Journalist*innen als „grundsätzlich nicht akzeptabel“.

Wie die „taz“ berichtet, sei die zunächst friedliche Demonstration eskaliert, als die Scheibe eines parkenden Autos eingeschlagen wurde. Es folgten Angriffe mit Böllern, Pflastersteinen und Bengalos auf die Polizei sowie die angrenzenden Geschäfte. Dabei seien mehrere Medienschaffende immer wieder von Teilnehmer*innen des Protestzugs verbal und tätlich angegriffen worden. Einer Journalistin sei etwa angedroht worden: „Noch ein Foto, dann hau ich dir aufs Maul, und das Handy ist weg.“

„Dass am Rande einer Demonstration – zumal für die Pressefreiheit – Journalistinnen und Journalisten bei der erkennbaren Berufsausübung bedroht und physisch angegriffen werden, ist grundsätzlich nicht akzeptabel. Die Pressefreiheit ist unter allen Umständen zu schützen und zu respektieren. Sie darf weder juristisch angegriffen noch durch Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten eingeschränkt werden“, forderte die Bundesgeschäftsführerin der dju in ver.di, Cornelia Berger.

Hintergrund der Demonstration ist die Verhandlung über das Verbot von linksunten.indymedia vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, die am Mittwoch stattfindet. Die Online-Plattform war nach dem G20-Gipfel 2017 in Hamburg mit der Begründung eines Verstoßes gegen das Vereinsrecht verboten worden. Ob das rechtmäßig war, werden übermorgen die Richter*innen entscheiden.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »