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Medienanstalten auf der Suche nach dem Königsweg für den höchstmöglichen Radiogenuss

UKW, DAB+ oder IP-Radio – welches ist der Königsweg auf dem Weg zum größtmöglichen Radiogenuss? Längst ist Radio auf einer Vielfalt von Übertragungsplattformen präsent. Aber die Zeit der Glaubenskämpfe in Sachen Radionutzung scheint abzuebben. Gleichzeitigkeit statt Ausschließlichkeit ist die neue Losung. Im Rahmen eines technischen Symposiums der Medienanstalten diskutierten in der vergangenen Woche Branchenexperten über die “bunte Zukunft des Radios“.

Dabei nahmen drei Vertreter der Landesmedienanstalten mit verteilten Rollen nochmal die Vorteile der jeweiligen Übertragungstechnik in den Fokus. Walter Berner, Leiter der Abteilung Technik bei der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, pries die Vorzüge der Ultrakurzwelle. Überall im Ländle könne man mindestens 13 Programme in sehr guter Qualität hören, in Grenzgebieten wie der Bodensee-Region sogar 40 Stationen. „Wir können im Auto durch ganz Deutschland fahren und überall unterhaltende und informative Radioprogramme über UKW hören. Im Autoradio die Weiterleitung von einem Sender zum nächsten erfolgt problemlos und unmerkbar über RDS.“ Rauschen und Knistern gebe es im Autoradio schon lang nicht mehr, „das haben clevere Ingenieure dem Radio inzwischen komplett abgewöhnt“. Eine Abschaltung von UKW brächte überdies potenziellen anderen Frequenznutzern keine Vorteile. Das UKW-Band habe nur eine geringe Bandbreite von etwa 20 MHz. Zu wenig, als dass sich ein kommerzieller und nationaler Markt entwickeln könne.

Dem Slogan „UKW forever!“ mochte Tilman Lang von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) nicht folgen. Er hielt dagegen: „DAB+ –
Das terrestrische Radio ist die Zukunft“. Sein zentrales Argument: Die ungleich größere Programmvielfalt und die Fülle der Zusatzdienste. Man werde die Wahl haben zwischen bundesweiten, landesweiten, regionalen, lokalen Angeboten, zwischen Mainstream-, Sparten- und special-interest-Programmen. Dazu kämen Zusatzdienste wie Text- und Bildinformationen, die Verknüpfung mit anderen digitalen Quellen, das Europäische Verkehrsinformationssystem, dessen Informationen über DAB+ verbreitet und auf dem Navi dargestellt werden können. Ganz zu schweigen von verbesserter Empfangs- und Klangqualität. Auch an DAB+/Endgeräten bestehe kein Mangel.

Dirk Jäger, Bereichsleiter Technik bei der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), glaubt an einen Dritten Weg. Er macht sich stark für die mobile Variante, das IP-Radio. Schon jetzt beeindrucke die lange Liste von Endgeräten, die für den Empfang per Internet eingesetzt würden: IP-Radiogeräte selbst, DAB+/IP-Hybridgeräte, PCs, Laptops, Tablets, Smartphones, MP3-Player, Smart-TVs, etc. Und das sowohl zu Hause als auch unterwegs. Seine These: Die Innovationskraft von IP werde das Radio beflügeln anstatt ihm Grenzen aufzuerlegen. IP-Radio werde sich am Markt durchsetzen. Jäger nannte das Beispiel Schweden. Dort hörten schon ein Drittel aller Nutzer Radio per Smartphone. „Es stellt sich weniger die Frage, ob mehr wann die begonnene Integration des Rundfunks in IP vollzogen sein wird.“

Carsten Schüerhoff, Geschäftsführer Radio, TV & New Business der Bauer Media Group, skizzierte die Radioszene Großbritanniens. Knapp die Hälfte der Radionutzung auf der Insel erfolge inzwischen auf digitalem Wege: 30 Prozent über DAB, 5,4 Prozent per Digital-TV sowie 7,5 Prozent mittels IP. Die starke Position von DAB sei einer zwei Jahrzehnte langen systematischen Förderung durch die Regierung zu verdanken. Die Verlängerung von UKW-Frequenzen habe die Zulassungsbehörde an die gleichzeitige Bereitstellung eines DAB-Angebots gekoppelt. Im Unterschied zur Kleinstaaterei deutscher Medienpolitik sei der DAB-Erfolg in Großbritannien „von Beginn an politisch gewollt“ gewesen und von den Rundfunkanbietern unterstützt worden.

Ein Beispiel für eine IP-Radio-Anwendung präsentiert Soundticker, ein vor einem Jahr gegründetes und vom Media Lab Bayern gefördertes Startup. Personalisierung und Individualisierung sind auch im Radio keine Fremdwörter mehr, spätestens seit der Ankunft von Spotify und anderen Audio-Streamingdiensten. Allerdings galt das bislang hauptsächlich für den Musikgenuss. Soundticker ist dabei, eine App zu entwickeln, die personalisierte Radio-Nachrichten auf Spotify draufsetzt. Slogan: „Deine Radionachrichten und deine Lieblingsmusik in einer App“. Wie das funktioniert, erklärte Soundticker-Geschäftsführer Hans Oberberger. Basis sei eine Datenbank, in die Nachrichten von Zulieferern aus Radioagenturen eingespeist würden. Dieser Newsstream werde auf der App mit dem Musikstream zusammengemixt. Oberberger: „Über die App bei Spotify anmelden, den bevorzugten Nachrichtentyp, etwa Weltnachrichten, Finanznews oder Sport auswählen, vielleicht auch noch die gewünschte Dauer und Häufigkeit der Nachrichten markieren.“ Günter Herkel

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