Neue Hetzbücher auf der Buchmesse

Rechtsradikale bis faschistische Verlage zieht es verstärkt auf die Frankfurter Buchmesse, die am 11. Oktober beginnt. Die Initiative „Buchmesse gegen rechts“ fordert Ausschlüsse. In dem Offenen Brief werden für den deutschsprachigen Messeteil exemplarisch der Ares-Verlag, Verlag Antaios, Cato, Junge Freiheit, Förderstiftung Konservative Forschung und Bildung, Karolinger-Verlag und Manuscriptum genannt. Die Messe setzt auf den Stand der Amadeu-Antonio-Stiftung als Gegengewicht zu den rechtsgerichteten Verlagen.

Wegen der „verfassungsfeindlichen Gesinnung“ einiger erwarteter Autoren und Verleger werde die Frankfurter Buchmesse „ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht“. Diesen schwerwiegenden Vorwurf erhebt die Initiative „Buchmesse gegen rechts“ in einem Offenen Brief, der auf den 26. September datiert ist und von einem Internetauftritt ergänzt wird. Unterschrieben haben den Text erkennbar Dutzende Lehrende diverser Hochschulen sowie Menschen aus der Buch- und Filmbranche.

Nach der Aufzählung einiger Verlage konzentriert sich der Brief auf „Antaios“. Der will am Messesamstag etliche seiner Autoren präsentieren, so den schon wegen einer Hetzrede bei Pegida mit einer Strafe von fast 12.000 Euro belegten Akif Pirincci. Gleich nach Pirincci werden mit Martin Sellner und Mario Müller zwei Köpfe der sogenannten Identitären, einem ultranationalistischen und islamfeindlichen Netzwerk, ihre Bücher vorstellen. Die Beiden waren laut dem Offenen Brief auf dem von Identitären bezahlten Schiff „C-Star“ dabei, das im Sommer unter dem Motto „Defend Europe“ (Europa verteidigen) im Mittelmeer unterwegs war, um Flüchtlinge zu behindern, dabei aber juristische, politische und technische Probleme bekam.

Aufsehen erregt hatte zudem die Ankündigung der ähnlich gelagerten Stiftung „Europa Terra Nostra“, auf der Messe mit Autoren präsent zu sein, darunter dem ehemaligen NPD-Vorsitzenden Udo Voigt. Allerdings ist nun keine solche Veranstaltung registriert. Die beiden Bücher, die die Stiftung im Rahmen einer Gemeinschaftspräsentation von Kleinstverlagen auslegt, wurden von der Messeorganisation überprüft. „Die Durchsicht der Titel hat aus Sicht der Rechtsabteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ergeben, dass die Aussagen wohl noch von der Meinungsfreiheit gedeckt sind und deshalb kein Anlass für eine Strafanzeige oder Ablehnung der Bücher besteht“, teilte Katja Böhne von der Geschäftsleitung der Buchmesse auf Anfrage mit. Solange kein Gesetzesbruch vorliegt, will die Geschäftsleitung auch andere Akteure nicht ausschließen. Was rechtsradikale Verlage auf der Messe angeht, sei dieses Jahr ein „Anstieg im niedrigen einstelligen Bereich“ festgestellt worden, so Böhne.

Schräg gegenüber von „Antaios“ bekommt nun die antifaschistische Amadeu-Antonio-Stiftung einen Stand. Sie soll „als Gegengewicht zu den rechten Verlagen in diesem Bereich der Halle präsent sein“, sagt Böhne. Zur Wirkung und den Aktivitäten, die von diesem Stand ausgehen sollen, möchte sie nichts sagen. Die Stiftung sei jedenfalls schon im letzten Jahr vertreten gewesen.

Laut Edition-Antaios-Verleger Götz Kubitschek sei ein Verleger überredet worden, seinen Stand zu Gunsten der Amadeu-Antonio-Stiftung zu wechseln. Kubitschek erwäge zudem, wegen des Offenen Briefs Anzeige wegen Verleumdung zu erstatten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »