Ex-Unterhaltungschef soll Schadensersatz an MDR zahlen

Foto: fotolia

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) fordert von seinem früheren Unterhaltungschef Udo Foht rund 300.000 Euro Schadensersatz. Das sagte MDR-Intendantin Karola Wille am Freitag vor dem Landgericht Leipzig. Dort äußerte sie sich als Zeugin im Prozess gegen Foht, der unter anderem wegen Betrugs und Untreue angeklagt ist. Foht habe inzwischen einen „relevanten Teil“ der Schadensforderung beglichen, sagte Wille am Rande der Verhandlung. Der 72-Jährige zahle die Summe weiterhin schrittweise ab. Die Forderungen werden demnach unter anderem wegen des Imageschadens für den Sender erhoben.

Der Angeklagte soll sich von Managern und Firmen der Schlagerszene größere Summen Geld geliehen, diese aber nicht oder nur zum Teil zurückgezahlt haben. Ihm werden in mehreren Fällen Betrug, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Anklage bezieht sich auf die Jahre 2008 bis 2011. Der Prozess gegen Foht begann mehr als zehn Jahre nach Bekanntwerden der Vorfälle im September (Aktenzeichen: 7KLs212Js37951/11).

Die heutige MDR-Intendantin Wille war bis 2011 juristische Direktorin des Senders. Nach eigenen Angaben hatte sie dem damaligen Intendanten Udo Reiter empfohlen, den Unterhaltungschef zu suspendieren und eine Strafanzeige zu stellen. Foht sei zudem mit Hausverbot belegt worden. Bei der Aufklärung des Vorgangs habe sie mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, betonte Wille.

Wille sagte vor Gericht aus, sie habe sich als MDR-Justiziarin im August 2011 mit dem Geschäftsführer einer der betroffenen Produktionsfirmen getroffen. Dieser habe berichtet, dass Foht seiner Firma über Jahre hinweg 20.000 Euro geschuldet habe und die Summe in bar zurückgezahlt habe.

Der MDR-Intendantin zufolge durfte Foht als Unterhaltungschef Vereinbarungen über Finanzen nur bis zu einem Betrag von 5.000 Euro selbstständig treffen. Diesbezüglich habe es klare Absprachen gegeben. Zu den Vorgängen um Foht sagte Wille: „Es lag der Verdacht nahe, dass es mehr als Regelverstöße sind.“

Zu Beginn der Hauptverhandlung in Leipzig hatte Foht im vergangenen September nach mehr als zehn Jahren ein Geständnis abgelegt. Für die Produktion von Schlagersendungen habe er sich in mehreren Fällen Beträge im fünfstelligen Bereich geliehen, hieß es. Die Prozessbeteiligten hatten sich im Fall eines Geständnisses auf eine Bewährungsstrafe verständigt.

„Wir begrüßen, dass dieser gesamte Sachverhalt nun auch strafrechtlich hoffentlich seinen Abschluss bald findet“, sagte Wille am Rande der Verhandlung. Foht habe dem MDR und anderen vor vielen Jahren großen Schaden zugefügt. Ihr sei es wichtig, zur Aufklärung beizutragen. Von dem früheren Unterhaltungschef hätte sie sich eine Entschuldigung erhofft, sagte die Senderchefin.

Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Leipzig gegen Foht wird am 16. Dezember fortgesetzt. Als Zeuge soll einer der Geschäftsführer der in den Fall involvierten Produktionsfirmen aussagen.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Niederlage für Google und Apple

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat zwei weitreichende Urteile gegen Tech-Riesen gefällt. Die Richter*innen bestätigten eine Geldbuße gegen Google von 2,4 Milliarden Euro. Zudem muss Apple 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen.
mehr »

72 Angriffe auf die Pressefreiheit

Die aktuelle Ausgabe des Monitoring-Berichts von Media Freedom Rapid Response (MFRR) dokumentiert und analysiert die Verletzungen der Medienfreiheit, die sich in der ersten Jahreshälfte 2024 in Europa ereignet haben. In Bezug auf Deutschland wurden 72 Vorfälle registriert, von denen 116 Medienschaffende oder -einrichtungen betroffen waren. Der Bericht stellt eine neue Qualität von Protesten fest, in deren Kontext es auch zu Einschränkungen der Medienfreiheit kam.
mehr »

Ansätze der Wahlberichterstattung

Berichten über Landtags- oder Kommunalwahlen. Wie geht das? Im M – Medienpodcast mit Danilo Höpfner erklärt der Journalist Benjamin Denes, Geschäftsführer der Electronic Media School in Potsdam-Babelsberg, welchen Herausforderungen sich Journalist*innen im Zuge von Wahlberichterstattung ausgesetzt sehen und wie sie mit diesen fachlich genau umgehen können.
mehr »

Immerhin gibt es Presse

Der Iran gehört zu den repressivsten Ländern weltweit für Journalist*innen. Hunderte wurden strafverfolgt, inhaftiert oder hingerichtet. Medien unterliegen systematischer staatlicher Kontrolle, das Internet wird umfassend zensiert und überwacht. Dennoch wird viel über den Iran berichtet und viele Iraner*innen nutzen soziale Medien. Es gibt einen öffentlichen politischen Diskurs. Ein Gespräch mit dem Historiker Arash Azizi.
mehr »