Verdientes Aus für Fußball Bild?

Bild: Pixabay

Fußball geht immer. Das dachten sich wohl die Springer-Manager, als sie vor knapp zwei Jahren die werktägliche Fußball Bild auf den Markt warfen. Doch das Kalkül ging daneben. Selbst eingefleischte Fans des runden Leders zeigten dem Blatt die rote Karte. Jetzt wird das Projekt abgepfiffen. Fußball Bild sei „nach unseren hohen wirtschaftlichen Maßstäben unter unseren Erwartungen geblieben“, heißt es in einer dürren Verlagsmitteilung. Wohl eher die höfliche Umschreibung für einen Totalflop. Die letzte Ausgabe erscheint Ende Dezember nach dem Abschluss der Bundesliga-Hinrunde.

Exakte Verkaufszahlen mochte Springer von Beginn an nicht mitteilen. Die Nachfrage am Kiosk war offenbar  so dürftig, dass man sie in der gemeinsam mit der großen Mutter Bild ausgewiesenen Auflage versteckte. Was die Sache nicht besser machte. Auch die Bild-Auflage befindet sich seit Jahren in freiem Fall: Allein in den letzten zwölf Monaten schrumpften die Verkäufe um elf Prozent oder gut 176.000 Exemplare auf nur noch 1,42 Millionen. Für ein Blatt, das vor 40 Jahren mit rund fünf Millionen Auflage die größte Boulevardzeitung des Kontinents war, eine dramatische Entwicklung.

Warum scheiterte Fußball Bild? Erster Grund dürfte der publizistische Overkill sein, mit dem hierzulande über den Lieblingssport der Deutschen berichtet wird. Nahezu täglich Live-Übertragungen im TV, dazu der Output eingeführter Fachblätter wie „Kicker“ und „11freunde“, neuerdings auch noch die diversen Sport-Apps, die fast im Minutentakt Fußball-News über die entsprechenden sozialen Netzwerke posten.

Zweitens die hausinterne Konkurrenz: neben Sport Bild wartet auch die Bild selbst täglich mit einem umfangreichen Sportteil auf. Ein Sportteil, aus dem sich die nun vom Markt gekickte Fußball Bild im Wege der Zweitverwertung großzügig bediente. Der Fan merkt’s und ist verstimmt. Mit derlei Copy-und-Paste-Methoden lassen sich selbst bei hartgesottenen Fußball-Junkies keine Pokale gewinnen.

Drittens fällt das Aus in eine Phase, in der eine gewisse Desillusionierung vieler Sportfans in Sachen Fußball unverkennbar ist. Die permanenten Skandale um FIFA und UEFA, die immer absurdere Blüten treibende Kommerzialisierung des Sports (z.B. in Form überflüssiger Wettbewerbe wie der Nations League oder astronomischer Ablösesummen selbst für durchschnittlich begabte Kicker), nicht zuletzt das sang- und klanglose Ausscheiden des deutschen Nationalteams bei der WM in Russland – in diesem Stimmungsumfeld konnte wohl ein derart lieblos hergestelltes Produkt wie Fußball Bild nicht gedeihen.

Die Konsequenzen dieser Fehlspekulation müssen jetzt einige freie Mitarbeiter tragen. Sie verlieren ihren Job – ausgerechnet am Heiligabend.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ampelbilanz: Von wegen Fortschritt

"Mehr Fortschritt wagen" wollte die Ampel-Regierung laut Koalitionsvereinbarung von 2021 – auch in der Medienpolitik. Nach der desaströsen medienpolitischen Bilanz der vorausgegangenen Großen Koalition, so die Hoffnung, konnte es nun eigentlich nur besser werden. Von wegen. Die meisten der ohnehin wenig ambitionierten Vorhaben der Ampel blieben im Parteiengezänk auf der Strecke. Für den gefährdeten Lokal- und Auslandsjournalismus bleibt weiterhin vieles im Unklaren.
mehr »

Rechtsruck als Geschäftsmodell? 

Der erste medienpolitische Aufreger zur Jahreswende war Elon Musks „Gastkommentar“, samt AfD-Wahlempfehlung in der Welt am Sonntag. Geschickt eingefädelt: Eine Zeitung, die alle sieben Tage gerade noch mal 0,5 Prozent der Bevölkerung erreicht, war mal wieder in aller Munde. Gefreut haben dürfte das nicht nur den Verlag, sondern auch die AfD, hat dieser der extrem rechten Partei doch eine weitere Brücke ins bürgerlich-konservative Lager gebaut.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »

Audiodeskription: Die KI liest vor

Die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Sender verwendet inzwischen auch synthetische oder mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Stimmen, um für Fernsehformate Audiodeskriptionen zu erstellen. Das ergibt sich aus Nachfragen von M bei den neun ARD-Landesrundfunkanstalten und beim ZDF. Neben professionellen Sprecher*innen setzen der MDR, WDR, NDR, Radio Bremen und das ZDF auch auf synthetische oder KI-Stimmen für die akustische Bildbeschreibung.
mehr »