Erfrischende Respektlosigkeit

Neue Magazine knacken Abwehrriegel von Kicker und Sport Bild

Lange haben Kicker und Sport Bild sich geschickt die Bälle zugeschoben und damit den Wettkampf der Printmedien um die Fußballfans unter sich ausgemacht. Während Kicker zweimal die Woche die Hardcore-Fans mit einem Wust von Zahlen und Fakten direkt vom Spielfeld bedient, ist Sport Bild für das Menschliche zuständig (Oliver Kahn: „So tröstete mich meine Tochter.“).


Doch inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Fußball mehr bietet als Punkte, Tabellen und seitenlange Auslassungen aus dem langweiligen Leben prominenter Balltreter. In den Markt ist Bewegung gekommen. „Magazin für Fußball-Kultur“ nennt sich das vor sechs Jahren gestartete „11 Freunde“. Das aufwändig gestaltete, auf Umweltpapier mit einer Auflage von 80.000 Exemplaren gedruckte Monatsblatt sieht sich in der Tradition englischer Magazine wie „When Saturday comes“.

Berichte aus der Fankurve

Statt nur gesichtslose Statistiken und Spielberichte zu liefern, will „11 Freunde“ mit hintergründigen Reportagen die Leidenschaft der Autoren zum Sport erlebbar machen. Dabei lässt das Blatt eine erfrischende Respektlosigkeit gegenüber Spielern und Vereinen erkennen. Berichte aus der Fankurve statt Verlautbarungen der Funktionäre. Auch die Verbindung von Sport und Politik ist kein Tabu. So wird in der Maiausgabe 2006 daran erinnert, wie die FIFA die WM 1942 an Nazideutschland vergeben wollte.
Seit Juli 2005 mit einer gedruckten Auflage von 100.000 auf dem Markt ist „Rund“, eine Neuerscheinung aus dem Olympia-Verlag in Nürnberg, in dem auch der Kicker erscheint. In Aufmachung und Inhalt ist das Monatsmagazin mit „11 Freunde“ vergleichbar. Während Sport Bild Fußballer-Bildchen gratis verteilt, findet man in Rund zum Beispiel eine Reportage über die Herstellung der Bilder im italienischen Modena oder ein Interview mit Daniel Cohn-Bendit über den nächsten UEFA-Präsidenten.
Der von der b & d Sportstyle Publishing GmbH in Hamburg herausgegebene „Player“ kommt dagegen eher wie „Max“ oder „Menth Health“ für Fußballfans daher und anscheinend nicht aus ohne Bildstrecken, auf denen sich beispielsweise ein Dessous-Model in abgeschnittenen WM-Trikots räkelt.

mt
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Feminismus trifft Klassenkampf im Film

Das Internationale Frauenfilmfest (IFFF) wirft einen sehr außergewöhnlichen Blick auf die Arbeitswelt von Frauen im Film. Damit kommt es beim Publikum gut an und liegt voll im Trend. Denn es geht um Frauensolidarität, Antirassismus, Antisexismus und Klassenkampf. Bei der 41. Ausgabe des Festivals vom 16. bis 21. April in Köln gab es volle Kinosäle. Der Schwerpunkt der von Frauen produzierten Filme aus aller Welt lag in diesem Jahr auf dem Horrorgenre.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »