Medienmogul Kloiber geizt bei Massenentlassung auf Kosten langjähriger Mitarbeiter
Bei den traditionellen Kopierwerken der CinePostproduktion GmbH in Hamburg (Atlantik), München (Bavaria) und Berlin (Geyer) gehen endgültig die Lichter aus. In einer zweiten Entlassungswelle nach 2011 sollen jetzt noch einmal 120 langjährige Mitarbeiter zu Miniabfindungen einfach vor die Tür gesetzt werden.
2011 waren bereits knapp 40 Mitarbeiter von betriebsbedingten Kündigungen betroffen. Von 2010 noch 345 Beschäftigten werden voraussichtlich nur 170 bundesweit übrig bleiben. In Hamburg werden es von 85 noch 25 Mitarbeiter sein, in München von 125 noch 80, in Berlin von 125 dann 2013 nur noch 80! Auch Köln musste schon von 17 auf 8 reduzieren.
Dr. Herbert Kloiber (auch „Geiz“-Kloiber genannt) , mehrfacher Millionär und Medienmogul der TeleMünchen-Gruppe, schert sich in keiner Weise um die Methoden seiner Unternehmensführung, die an Respektlosigkeit und Würdelosigkeit gegenüber den Mitarbeitern kaum zu überbieten sind. Langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr halbes Leben der Bavaria in München, der Atlantikfilm Hamburg oder Geyer-Berlin gewidmet haben, teilweise mit 30, 35, 40 Jahren Betriebszugehörigkeit, sollen jetzt mit einem Viertel ihres Monatsgehaltes pro Beschäftigungsjahr Abfindung – kurz vor dem Ende ihres Arbeitslebens – nach Haus geschickt werden! „ Das sind noch nicht einmal die Hälfte meines Jahreseinkommens für mich“, empört sich ein betroffener Kollege. „Hier läuft uns gegenüber eine Riesensauerei: Jahrelang haben wir im Kopierwerk diesen Laden am Laufen gehalten, Investitionen in moderne, zukunftsorientierte Digitaltechnik erst möglich gemacht und jetzt schmeißen die uns ohne Chancen auf dem Arbeitsmarkt einfach raus – erbärmlich ist das!“, ergänzt eine andere Betroffene.
Die Äußerungen der Mitarbeiter sind kaum von der Hand zu weisen. Die Marktlage für diesen Bereich ist zwar insgesamt durch die Umstellung auf digitale Postproduktion und Rückgang des „Zelluloids“ schwierig, wegen des großen Wettbewerbs, aber die Investitionen wurden 2010 und in 2009 noch locker aus dem Cash-Flow finanziert. Allein 2010 lag der Cash-Flow bei 7,7 Millionen Euro und für die Jahre 2009 und 2010 bei 9,2 Millionen Euro. Sind die Personalmaßnahmen für Hamburg und München 2012 und Berlin 2013 abgeschlossen, wird lediglich noch die Hälfte der Mitarbeiter bundesweit für die CinePostproduction tätig sein. Allein dadurch realisiert Kloiber 11,5 Millionen Euro Einsparungen an Personalkosten pro Jahr. Da lassen sich die Verluste für 2011 und vermutlich auch 2012 spielend verkraften. Bezahlen will er den Mitarbeitern aber lediglich insgesamt 3,4 Millionen Euro als Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes, gab er gegenüber den Aktionären an. Das wären für die Beschäftigten gerade einmal 28.333,33 Euro im Durchschnitt!
In Wirklichkeit ist das dem „geizigen Doktor“ aber noch viel zu viel. 0,25 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr müssen reichen, schließlich sind das so rund 21.000 Euro bei ca. 2.800 Euro Monatsgehalt und 30 Jahren Kopierwerk! Von den Einsparungen kann er dann bald auch wieder eine Dividende bekommen, und der Vorstand Dr. Christian Sommer braucht natürlich seine Jahresvergütung von 421.000 Euro!
Schaut man sich die Aktionärsstruktur der Cinemedia AG genau an, zu der die CinePostproduction zu 100 Prozent gehört, muss man sich doch wundern, dass die Bavaria Film als Aktionärin mit 28 Prozent Beteiligung ein solches Vorgehen duldet. Bei ihr erhoffen Betroffene noch ein soziales Gewissen, das sich in einer angemessenen Sozialplangestaltung zeigen könnte mit zumindest folgenden Eckdaten: Erstens – Wirksamkeit der Kündigungen erst zum 31.12.2012 und nicht schon zum 31.10.2012; zweitens – die Abfindungshöhe muss mindestens auf dem Niveau von 0,7 bis 1,0 Gehältern pro Beschäftigungsjahr liegen; drittens sind Outplacement-Maßnahmen zu vereinbaren und die Auszahlung der Abfindung ist in den Januar 2013 zu legen. Das wäre ein sozialer Mindeststandard für die CinePostproduction und ihre Gesellschafter – und: es wäre ohne weiteres möglich! Aber die Kündigungen sind längst ausgesprochen, einen Sozialplan gibt es noch nicht. Deshalb sind viele Kollegen gezwungen, mit ihren Kündigungsschutzklagen vor Gericht zu ziehen.