Rückzug: Reuters verärgert Kunden und vernichtet Arbeitsplätze

Die deutsche Reuters AG (Frankfurt am Main) zieht sich aus der Fläche zurück. Das wird von ver.di als „schwer wiegender Fehler“ bewertet. Die geplante Schließung von Niederlassungen in Köln und Hannover hat nach Informationen der Gewerkschaft bei wichtigen Kunden bereits zu erheblichem Unmut geführt.

Vor allem Banken und andere Finanzdienstleister, die von Reuters Wirtschaftsinformationen beziehen, erwarteten Verschlechterungen beim Service, heißt es in einer Pressemitteilung. Bisher wurden die Kunden ortsnah von Reuters-Mitarbeitern betreut. „Diese Umstellung könnte manche Bank außerhalb Frankfurts zum Anlass nehmen, sich nach anderen Anbietern umzusehen“, befürchtet der für die Reuters AG zuständige ver.di-Sekretär Manfred Moos. Leidtragende der Entwicklung seien schon jetzt die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In diesem Jahr habe die Reuters AG bereits 81 Arbeitsplätze abgebaut, darunter erstmals auch 15 durch betriebsbedingte Kündigungen.

Mit der Zentralisierung folgt der deutsche Reuters-Vorstand nach Ansicht von ver.di den Vorgaben der englischen Konzernmutter, um jeden Preis Personal abzubauen. Hintergrund für diese Politik ist die Ankündigung von Konzernchef Tom Glocer (London) an die Großaktionäre des Unternehmens, den Aktienwert von Reuters deutlich zu steigern. „Kurzfristige Aktionärsinteressen sind offenbar mehr wert als eine intakte Infrastruktur und das Know-How der überwiegend hochqualifizierten Beschäftigten“, konstatiert Moos. Auch der Betriebsrat der Reuters AG hat in einem offenen Brief an den deutschen Vorstand und an Konzernchef Tom Glocer die Fehlentwicklungen beklagt. Er befürchtet den Verlust von Kunden und einen radikalen Personalabbau, wenn es keinen Kurswechsel gibt. Reuters beschäftigt in Deutschland noch 650 Menschen, weltweit circa 13.000.

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

VG Wort ändert Verteilungsplan

Die Mitgliederversammlung der VG Wort hat in ihrer Mai-Sitzung eine Reform des METIS-Systems mit der erforderlichen Mehrheit in allen Berufsgruppen beschlossen. Sie führt zu wichtigen Änderungen im Verteilungsplan der VG Wort. Vertreter der dju in ver.di haben das vorliegende Papier in Teilen kritisiert und versucht, es noch mit Änderungsanträgen zu beeinflussen – ohne Erfolg.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »