Champions League nur noch kostenpflichtig

Schlechte Nachricht für alle Freunde des europäischen Spitzenfußballs: Ab 2018 wird die Champions League hierzulande ausschließlich im Pay-TV oder als Streaming-Angebot übertragen. Das ZDF zog im Bieterverfahren um die Medienrechte am attraktivsten Fußball-Clubwettbewerb den Kürzeren.

Es hatte sich seit längerem abgezeichnet, jetzt endete die Hängepartie mit dem erwarteten Resultat. Der Bezahlsender Sky Deutschland sicherte sich nach eigenen Angaben die Rechte für alle Übertragungswege: über Kabel, Satellit, IPTV sowie Web und Mobile – also via Sky Go und Sky Ticket. Neu zum Zuge kommt erstmals die Perform Group. Sie wird als Sublizenznehmer für das Internet Spiele über ihren Streaming-Dienst DAZN verbreiten.

Hauptverlierer des Deals ist das ZDF, das seit dem Sommer 2012 über die Spiele der Champions League berichtet. Mit großem Erfolg: In der abgelaufenen Saison sahen im Schnitt sieben Millionen Zuschauer die Live-Übertragungen. Die Partie Bayern München gegen Real Madrid erreichte sogar knapp zehn Millionen Fans. Den Spitzenwert im Ranking erzielt vor vier Jahren das Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München – mehr als 21 Millionen ließen sich dieses Match nicht entgehen.

Dass ZDF-Intendant Thomas Bellut die Entscheidung sehr bedauert, ist vor diesem Hintergrund gut nachvollziehbar. 54 Millionen Euro hatte das Zweite in den letzten Jahren jährlich in das hochkarätige Sport-Event investiert. Offenbar zu wenig, um die Renditejäger in der UEFA und das Streben von Sky nach exklusiven Inhalten weiterhin in Schach zu halten. Schwacher Trost für Fußballfans, gute Nachricht für Fußballverächter: Bellut kündigte an, auf den ab 2018 vakanten Sendeplätzen vermehrt Filme, das „Aktenzeichen xy“, das Auslandsjournal sowie Dokumentationen zu zeigen.

Europäischer Fußball werde jetzt „zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher“, klagt Bellut. Das trifft sicher zu und birgt auch für die UEFA kein geringes Risiko. Man darf gespannt darauf sein, wie die Sponsoren auf die zu erwartenden schrumpfenden Reichweiten für den Spitzenfußball reagieren. Euphorie dürfte die neue Entwicklung dagegen bei den Betreibern von Sportbars und den mit ihnen verbündeten Brauereien auslösen: Künftig müssen sich die Fans von der heimischen Coach in ihre (Sky-)Stammkneipe begeben, um die Tore ihrer Idole Messi, Ronaldo und Lewandowski zu bejubeln.

Der Verlust der Champions-League-Übertragungsrechte ist ein weiterer Rückschlag für den Sport bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Ende 2016 hatten ARD und ZDF bereits den Rechtepoker um die Übertragung der Olympischen Spiele 2018 – 2022 gegen die US-amerikanischen Discovery Networks verloren. Angesichts der Preisexplosion auf dem Sportrechtemarkt und dem Marktzutritt internationaler Medienkonzerne wird die Luft für die Öffentlich-Rechtlichen immer dünner.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »