Der öffentliche Protest von Journalisten gegen eine vermutlich parteipolitisch begründete Personalie beim öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunk (ORF) war erfolgreich. Der umstrittene Kandidat zog seine Bewerbung zurück, wegen der öffentlichen Debatte, hieß es.
In einem Internet-Video hatten sich Journalisten des ORF gegen die eigene Geschäftsführung gewandt: „Wir, die Journalistinnen und Journalisten des ORF, stehen für einen unabhängigen ORF.“ Genau diese Unabhängigkeit aber sei gefährdet, heißt es in der knapp 90 Sekunden langen Botschaft auf Youtube. 55 Redakteure sind zu hören und zu sehen, darunter alle Moderatoren der ORF-Nachrichtensendungen. Gegenstand des Widerstands war die Personalentscheidung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, den 25jährigen Nikolaus Pelinka zu seinem Büroleiter zu machen. Der PR-Mann war bislang vor allem als Parteipolitiker in Erscheinung getreten. Im Sommer sorgte er maßgeblich dafür, dass Wrabetz vom Aufsichtsgremium des ORF wiedergewählt wurde, mit großer Unterstützung der Sozialdemokratischen Partei. Pelinka hatte auch einige Zeit den sozialdemokratischen Freundeskreis im ORF-Stiftungsrat, dem parteipolitisch besetzten Aufsichtsgremium des Senders, koordiniert. Kritik gegen die Postenbesetzung kam auch aus dem ORF-Betriebsrat, weil die Stelle nicht offiziell ausgeschrieben worden war.