ORF-Redakteure gegen Postenbesetzung

Der öffentliche Protest von Journalisten gegen eine vermutlich parteipolitisch begründete Personalie beim öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunk (ORF) war erfolgreich. Der umstrittene Kandidat zog seine Bewerbung zurück, wegen der öffentlichen Debatte, hieß es.


In einem Internet-Video hatten sich Journalisten des ORF gegen die eigene Geschäftsführung gewandt: „Wir, die Journalistinnen und Journalisten des ORF, stehen für einen unabhängigen ORF.“ Genau diese Unabhängigkeit aber sei gefährdet, heißt es in der knapp 90 Sekunden langen Botschaft auf Youtube. 55 Redakteure sind zu hören und zu sehen, darunter alle Moderatoren der ORF-Nachrichtensendungen. Gegenstand des Widerstands war die Personalentscheidung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, den 25jährigen Nikolaus Pelinka zu seinem Büroleiter zu machen. Der PR-Mann war bislang vor allem als Parteipolitiker in Erscheinung getreten. Im Sommer sorgte er maßgeblich dafür, dass Wrabetz vom Aufsichtsgremium des ORF wiedergewählt wurde, mit großer Unterstützung der Sozialdemokratischen Partei. Pelinka hatte auch einige Zeit den sozialdemokratischen Freundeskreis im ORF-Stiftungsrat, dem parteipolitisch besetzten Aufsichtsgremium des Senders, koordiniert. Kritik gegen die Postenbesetzung kam auch aus dem ORF-Betriebsrat, weil die Stelle nicht offiziell ausgeschrieben worden war.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »