Zunehmender Trend zu Inhouse-Seminaren

Zum Thema Weiterbildung in den Redaktionen lassen sich große Verlagshäuser nach den Erfahrungen einer M-­Umfrage ungern in die Karten schauen. „Zahlen stellen wir nicht zur Verfügung“, erklärte etwa Cornelia Seinsche von der DuMont-Unternehmenskommunikation – eine der wenigen, die überhaupt antwortete. Sie ­beschrieb die Weiterbildungsprogramme in der DuMont Lernlandschaft mit den Säulen: Mana­gement Akademie, Career-Center und Wissens-­Netzwerk. Innerhalb dieser Bereiche stünden vom individuellen Trainingsangebot mit internen und externen Spezialisten, individuellen Programmen beispielsweise für Talente bis hin zu hochwertigen Führungskräfteprogrammen und Studytours völlig unterschiedliche Angebote bereit – allerdings ausschließlich für „unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.

Die Madsack Mediengruppe erklärt, dass das Unternehmen mit der Gründung des Madsack Medien Campus (MMC) im März 2017 einen „einzigartigen Weg in der Aus- und Weiterbildung eingeschlagen“ habe. Dafür sei eines der umfangreichsten Digital-Publishing-Programme bundesweit initiiert worden, mit dem fast 800 Redakteur*innen systematisch weitergebildet würden. „Wir sehen diese umfassende Weiterbildung unserer Journalis­tinnen und Journalisten als zentralen Baustein inmitten der digitalen Transformation unserer regionalen Tageszeitungsmarken und als Inves­tition in die erfolgreiche Zukunft der Madsack Mediengruppe“, so Unternehmenssprecher Markus Hauke.

Maßgeschneiderte Angebote

Zu Ausrichtung und inhaltlichen Schwerpunkten erkundigten wir uns bei Weiterbildungsakademien. So meint Dr. Robert Arsenschek, Direktor der Akademie der Bayerischen Presse (ABP), dass nun auch „die Medienbranche die Bedeutung von Weiterbildung zunehmend erkennt“. Nachfrage sieht er bei allem „was mit Digitalen zu tun hat, bei Mobile Reporting“ und ähnlichen Themen. Medienübergreifendes Handwerk, etwa „crossmediales Arbeiten, Produzieren für verschiedene Kanäle, Videoschulungen und Schreibseminare“ nennt Direktorin Nadja Stavenhagen von der Akademie für Publizistik in Hamburg als besonders begehrt.

Der überwiegende Teil der Festangestellten besuche die Seminare im Auftrag ihrer Arbeitgeber, sagen beide, wobei Arsenschek beobachtet, „dass der Wille zur Weiterbildung in den einzelnen Medienhäusern unterschiedlich stark ausgeprägt sei und mitunter bei den Verlagsleitungen mehr als in den Redaktionen“. „Explosionsartig“ sieht er die Nachfrage nach Inhouse-Seminaren gestiegen, was vorrangig mit den Kosten zu tun haben dürfte. Auch Stavenhagen betont die Möglichkeit, Seminarinhalte für ganze Redaktionen oder Abteilungen auf den konkreten Bedarf zuzuschneiden. Doch führen die Hamburger den größten Teil ihrer Seminare noch in der Akademie durch. Das ermögliche den Austausch und gemeinsames Lernen von Teilnehmer*innen aus verschiedenen Arbeitsbereichen oder Redaktionen. Den Blick über den Tellerrand und Vernetzung schätzen auch Teilnehmer*innen verlagsübergreifender Seminare in München.

Die Hanseaten bieten dank einer Kooperation mit der Stiftung der Hamburger Presse die Aktion «Halbe Miete» als Sonderkondition für Freie. Die Seminarteilnahme freier Journalist*innen kann dadurch mit bis zu 250 Euro gefördert werden. So etwas gibt es in Bayern nicht. Lediglich spezielle Freienseminare, etwa zur Existenzgründung, sind hier 25 Prozent preiswerter buchbar.

 

 

Weitere aktuelle Beiträge

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Aktive Medien gegen Rechts

„Wie weiter?“ – unter dieser Fragestellung wollten am 7. Mai in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin Medienpolitiker*innen und Journalist*innen über „Visionen für eine demokratische Medienlandschaft“ diskutieren. Den Rahmen bildete das Roman Brodmann Kolloquium zum Oberthema „Rechtsruck in Europa! Ohnmacht der Medien?“ Anstelle von überzeugenden Visionen spiegelte die Debatte eher die Ratlosigkeit der Demokraten angesichts eines erstarkenden Rechtsextremismus.
mehr »