Weg frei für mehr Gehalt bei der dpa

Warnstreik der dpa-Beschäftigten in Berlin für mehr Anerkennung und höhere Gehälter
Foto: Christian von Polentz

Mit großer Mehrheit hat die Tarifkommission der Deutschen Presse-Agentur (dpa) für die Annahme des am 3. Juli 2019 erzielten Verhandlungsergebnisses gestimmt. Damit ist der Weg frei für deutliche Gehaltserhöhungen für die bundesweit rund 800 Beschäftigten der dpa – Redakteur*innen und Angestellte der dpa-Mutter und -Töchter. Auch dieser Tarifabschluss ist naturgemäß ein Kompromiss. So steht aus Sicht der Gewerkschaften auf der Negativseite zum Beispiel die lange Laufzeit des Vertrages bis Mitte 2021.

„Es waren zähe Verhandlungen. Aber dank des entschlossenen Auftretens und dem ersten Warnstreik in der Geschichte der dpa überhaupt ist ein guter Abschluss gelungen. Alle Kernforderungen der Beschäftigten wurden erfüllt. Dazu gehören ein Ausgleich von Leermonaten, keine Streichung der Bundeskorrespondentenzulage, deutlich mehr Geld für jüngere Beschäftigte und eine weitere Annäherung der Töchterunternehmen an die Mutter“, sagte Cornelia Berger, ver.di-Verhandlungsführerin.

„Sechs Verhandlungsrunden hätten eigentlich nicht sein müssen“, schätzt Gerda Theile, Tarifexpertin des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) ein. „Aber die Verhandlungsführung durch die Arbeitgeberseite hat nicht zuletzt zu der notwendigen Entschlossenheit der dpa-Beschäftigten geführt, für ihre berechtigten tariflichen Interessen zu streiten.“ ver.di und der DJV hatten zusammen verhandelt und eine gemeinsame Tarifkommission gebildet.

Wichtigste Ergebnisse des Tarifabschlusses

Zu den wichtigsten Ergebnissen des Tarifabschlusses gehört, dass die jeweils sechs Leermonate in 2019 und 2021 mit Einmalzahlungen in Höhe von 350 und 400 Euro überbrückt werden. Die Bundeskorrespondentenzulage bleibt erhalten. Die Beschäftigten der dpa-Töchter erhalten Fixbeträge von 120 Euro zum 1. Juli 2019 sowie 80 Euro zum 1. Juli 2020. Das sind – bei einem Durchschnittsgehalt von 3.600 Euro – 3,3 und 2,2 Prozent mehr Geld. Das Urlaubsgeld für Töchterbeschäftigte wird um jeweils 150 Euro (2019), 300 Euro (2020) und 150 Euro (2021) erhöht.

Die Entgeltsteigerungen für die Redakteurinnen und Redakteure der dpa-Mutter betragen mindestens 3,2 Prozent. Überproportional angehoben werden dabei über Fixbeträge die Entgelte der jüngeren Beschäftigten. Sie erhalten rückwirkend zum 1. Juli 2019 250 bzw. 200 Euro, ab dem 1. Juli 2020 noch einmal 80 Euro mehr. Die Angestellten der dpa-Mutter bekommen insgesamt 4 Prozent mehr Entgelt (jeweils 2 Prozent zum 1. Juli 2019 und zum 1. Juli 2020).

Eine abschließende und zeitgemäße Regelung der Mobilität, die die dpa ihren Beschäftigten abverlangt, ohne dafür ausreichend in die Verantwortung zu gehen, konnte nicht vereinbart werden. Der Wegfall der zusätzlichen Vergütung für Audiostücke und Fotos geht ebenfalls zu Lasten der Beschäftigten. Auch das Abschmelzen der Foto-Dienstleiter-Zulage hätte aus Sicht der gewerkschaftlichen Verhandlungskommission über einen längeren Zeitraum gestreckt werden müssen. Es ist systematisch schlüssig, dass in der Bildredaktion nicht nur Dienstleiter arbeiten. Die noch zu benennenden Foto-Dienstleiter sollen dann künftig 703 Euro als monatliche Zulage bekommen, wie die anderen Dienstleiter in der Zentrale: Aber der Bestand sollte doch so weit wie möglich geschützt werden.

 

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