Stopp für „Compact“-Sonderheft

Szene aus „Babylon Berlin“: Das Magazin „Compact“ hat sich für eine Sonderausgabe am Bildmaterial der Serie bedient – ohne die Rechte zu besitzen. Foto: Frédéric Batier/X Filme

Das Magazin „Compact“ ist bekannt für seine Verschwörungserzählungen und rechtsextremen Narrative. Ein Sonderheft zur ARD-Fernsehserie „Babylon Berlin“ darf das Magazin nun nicht mehr verkaufen. Der Grund ist allerdings nicht Zensur, wie „Compact“-Geschäftsführer und Chefredakteur Jürgen Elsässer behauptet. Das „Heft zur Serie“ war ohne Genehmigung der Produktionsfirma entstanden, für das abgedruckte Bildmaterial besitzt „Compact“ nicht die Rechte.

„Argumente gegen die Staatsmedien“ oder „Abonnieren Sie die Revolution“ – mit diesen Slogans wirbt „Compact“ für seine Inhalte. Leser*innen gewinnen wollte das Magazin offenbar auch mit einer Sonderausgabe zur ARD-Fernsehserie „Babylon Berlin“. Doch das geht nun nicht mehr, wie das Landgericht Berlin laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ per einstweiliger Verfügung entschied: „Compact“ darf das Heft nicht mehr verkaufen.

Laut dem Bericht hatte das Magazin sich für die Ausgabe ausgiebig am Bildmaterial der Erfolgsserie bedient, ohne die Rechte daran zu besitzen. Eines der Fotos ist ein Nacktbild von Darstellerin Liv Lisa Fries, das offenbar aus dem Trailer für die vierte Staffel der Serie kopiert wurde.

Die Produktionsfirma X-Filme sah sich in ihren Urheber- und Leistungsschutzrechten verletzt und schickte zunächst eine Abmahnung. Als eine Reaktion von „Compact“ ausblieb, ging X-Filme vor Gericht.

Ein „schwerer Schlag für die Pressefreiheit“ sei das, behauptet „Compact“-Chef Jürgen Elsässer. In den vergangenen Wochen hatte das Magazin verstärkt Werbung für seine Sonderausgabe gemacht und die Leser*innen aufgefordert, angesichts des möglichen Verkaufsverbots gleich mehrere Hefte zu kaufen.

X-Filme wies den Vorwurf der Zensur zurück, betonte aber zugleich, dass man sich „ausdrücklich“ von den Inhalten des Magazins distanziere. Der Verfassungsschutz stuft „Compact“ mittlerweile als „gesichert extremistisch“ ein.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »