40 Jahre Haft für Mord an Journalistin

Mandy Mallia, die Schwester der verstorbenen Journalistin Daphne Caruana Galizia, entzündet Kerzen vor einem Bild ihrer Schwester in Valletta, Malta, am 14. Oktober 2022. Foto: AP/ Jonathan Borg

Fünf Jahre nach dem Attentat auf die Journalistin Daphne Caruana Galizia sind auf Malta zwei Brüder des Mordes schuldig gesprochen und zu je 40 Jahren Haft verurteilt worden. Beide bekannten sich überraschend für schuldig. Bislang hatten sie eine Tatbeteiligung abgestritten. Reporter ohne Grenzen (RSF) begrüßte die Verurteilung. Die Organisation forderte aber zugleich, alle an der Ermordung Beteiligten strafrechtlich zu verfolgen. Das Verbrechen müsse restlos aufgeklärt werden.

Die Brüder Alfred und George Degiorgio hatten sich unmittelbar nach Eröffnung des ersten Strafprozesses am 14. Oktober schuldig bekannt. Woher der Sinneswandel kam, blieb unklar. Die Anklage hatte erklärt, sie habe Beweise wie Mobilfunkverbindungen, die beide Angeklagte mit dem Anschlag in Verbindung brächten. Diese hatten zuvor erfolglos versucht, eine Begnadigung auszuhandeln, wenn sie im Gegenzug die Namen prominenterer Verschwörer in dem Mordkomplott, darunter einen ehemaligen Minister, verrieten. Bei einer Verurteilung durch die Jury hätte den Brüdern lebenslange Haftstrafen gedroht.

Daphne Caruana Galizia hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte berichtet. Nach ihren Recherchen waren darin auch Mitglieder der maltesischen Regierung verwickelt. Das Attentat durch eine Autobombe wurde laut Ermittlern von drei Männern verübt. Der Dritte war im vergangenen Jahr nach einem Geständnis zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die beiden 57 und 59 Jahre alten Brüder waren bereits kurz nach dem Bombenanschlag am 16. Oktober 2017 festgenommen worden. Fünf weitere Männer sind im Zusammenhang mit dem Mord angeklagt und warten auf ihren Prozess, darunter der mutmaßliche Drahtzieher Yorgen Fenech.

„Wir setzen unsere Kampagne für Gerechtigkeit für Daphne Caruana Galizia fort. Denn eine restlose Aufklärung des Falls ist nicht nur für die Lage der Pressefreiheit in Malta von Bedeutung, sondern auch international“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Fast fünf Jahre danach ist es wichtiger denn je, sicherzustellen, dass alle an diesem abscheulichen Verbrechen Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Pavol Szalai, Leiter des EU- und Balkan-Referats von RSF, der im Rahmen einer gemeinsamen Mission internationaler Nichtregierungsorganisationen als Beobachter im Gericht saß. Die Mission war zum fünften Jahrestag in das Land gereist, um sich für Reformen im Bereich der Pressefreiheit einzusetzen und an Gedenkveranstaltungen teilzunehmen.

Auf der RSF-Rangliste der Pressefreiheit steht Malta auf Platz 78 von 180 Staaten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »