Der World Press Photo Award ist so etwas wie der „Oscar“ des Fotojournalismus. Seit 1955 wird er in jedem Frühjahr von der Stiftung World Press Photo Foundation in Amsterdam vergeben. Die Siegerbilder werden einige Monate lang in Amsterdam ausgestellt, danach folgen Ausstellungen auf der ganzen Welt. Im Rahmen der „Woche der Pressefreiheit“ in Hamburg wurde jetzt die erste Ausstellung der „World Press Photo Awards“ in Deutschland eröffnet.
Der Wettbewerb hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert. Gab es zunächst nur die Kategorien „Nachrichten“, „Sport“, „Features“ und „Fotostorys“ kamen nach und nach neue Kategorien hinzu und verschwanden auch wieder, wie etwa die in den 1960er-Jahren eigens eingerichtete Kategorie „Farbfotos“. Seit 2021 hat sich das System radikal verändert: Um die Welt in ihrer ganzen Vielfalt abzubilden, wurde sie in sechs geografische Regionen aufgeteilt, in der zunächst eine regionale Auswahl in vier Kategorien stattfindet. Alle Regionalgewinner*innen sind auch Träger*in des Welt-Preises und die Arbeiten Teil der Ausstellung. Aus ihnen werden dann in den vier Kategorien noch einmal Sieger des Gesamtwettbewerbs gekürt.
„Es ist ein Rundgang durch eine Welt, die besser sein könnte“, beschrieb Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums, die Bilderschau. Ihr Museum ist seit einigen Jahren der Hamburger Ausstellungsort des World Press Photo Award. Die zuvor jahrzehntelang in den Gebäuden von Gruner und Jahr stattfand. Die Fotoredaktionen von „Stern“ und „Geo“ sind auch immer noch die Veranstalter, haben aber mittlerweile einen Ort für die Schau gefunden, der mehr Bestand hat, als Verlagsgebäude.
Die Kategorien des Wettbewerbs 2022, dessen Sieger 2023 ausgestellt werden, waren Einzelaufnahmen, Foto-Serien, Langzeitprojekte und offene Formate. Zur Eröffnung angereist war Preisträger Jonas Kako. Der Hannoveraner hatte das Siegerfoto der Kategorie „Einzelbilder“ in der Region Nord- und Mittelamerika gemacht. Eingereicht hatte er eine Serie über das drohende Versiegen des Colorado River. Die schaffte es nicht bis zum Sieg, aber die Regionaljury reichte ein Bild daraus in die Kategorie „Einzelbilder“ weiter: Drei Imker, die Bienenstöcke mit Wasser versorgen müssen, weil die Natur nicht mehr genügend davon bereitstellt.
Neben Weltruhm und gesteigertem Werk-Absatz erhalten die Gewinner ein moderates Preisgeld und eine Einladung nach Amsterdam. „Es fühlt sich trotzdem sehr toll an, diese Ehrung zu erhalten und in Amsterdam mit hervorragenden Kolleg*innen zusammenzukommen“, sagt Kako.
Gesamtsieger der Kategorie „Einzelbild“ wurde der Ukrainer Evgeniy Maloletka. Sein Foto zeigt eine hochschwangere Patientin, die nach dem Luftangriff auf die Entbindungsklinik in Mariupol auf einer improvisierten Trage durch die Trümmer transportiert wird. Die Gesamtsieger-Serie stammt von Mads Nissen aus Dänemark, der für „Politiken“ den entbehrungsreichen Alltag der Afghanen unter der neuen Taliban-Regierung einfängt. Als weltbestes Langzeitprojekt wurde Anush Babajans Reportage über Menschen am austrocknenden Aral-See mit dem Titel „Geschundene Wasser“ ausgezeichnet und der Preis für das offene Format ging an den Magnum-Fotografen Mohamed Mahdy für eine Serie aus Text-Bild-Collagen über die Umsiedlung eines Fischerdorfs in Ägypten.
Ab dem 6. Oktober wird die Ausstellung auch in Flensburg und ab dem 21. Oktober auch in Dortmund gezeigt. Interessierte aus Süddeutschland können auch die Ausstellungen in Wien (ab 15. September) und Turin (23. September) in Betracht ziehen, ebenso wie im schweizerischen Prangins (17. November).