RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

RSF-Kampagne "Erste Worte - Russland" © Innocean/Stink Films Berlin

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.

Die Versprechungen der ersten Reden des russischen, des venezolanischen und des türkischen Präsidenten klingen nicht nur ziemlich ähnlich. Sie klingen mit Blick auf die Wirklichkeit in den Ländern auch ziemlich zynisch. Nichts von den hehren Ankündigungen hält dem Abgleich mit der Wirklichkeit stand. „Wir sehen, dass es oft bei schönen Worten bleibt. In vielen Ländern der Welt wird die Pressefreiheit ausgehöhlt, werden Menschenrechte mit Füßen getreten“, sagt Sylvie Ahrens-Urbanek, Teamleitung Kommunikation bei RSF. „Der freien Presse kommt eine zentrale Rolle zu: Sie deckt auf, kontrolliert, sorgt für Transparenz und informiert die Bevölkerung.“

Der Verlust ist anfangs nie offensichtlich

Die Videos zeigten, der Verlust persönlicher Freiheiten komme schleichend, argumentiert RSF zum Start der Kampagne Mitte April.  Und verweist auf die Einschränkungen der Pressefreiheit in Russland durch den Angriffskrieg auf die Ukraine. In der Türkei werde die einst pluralistische Medienlandschaft fast vollständig von der Regierung oder regierungsnaher Geschäftsleute kontrolliert. In Venezuela unterdrückten restriktive Gesetz die freie Presse. Die drei Videos enden mit der Feststellung: „Der Verlust der Freiheit ist anfangs nie offensichtlich.“ Es folgt auch auf den flankierenden Plakaten der Appell „Vertrauen Sie der freien Presse. Nicht schönen Worten“.

Die Kampagne wurde von der internationalen Agentur Innocean konzipiert und gemeinsam mit Stink Films Berlin umgesetzt. Weil in den drei Ländern nicht frei gedreht hätte werden können, geschah das in Georgien und Brasilien.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit rangieren Venezuela auf Platz 159 von 180 Staaten, Russland auf Rang 164 und die Türkei auf Platz 165.

Weitere aktuelle Beiträge

Lichterfestival schränkt Pressefreiheit ein

Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di bewertet die vom Veranstalter des Berliner Festival of Lights versuchte Unterbindung von Fotografien von Pressefotograf*innen als unrechtmäßig. Medienvertreter*innen haben nach dem Wunsch des Veranstalters keine eigenen Bilder der Kunstprojektionen an Berliner Gebäuden anzufertigen und an Verlage und Bildagenturen zur Verbreitung zu verkaufen.
mehr »

Die Krux mit der KI-Kennzeichnung  

Soziale Netzwerke wie Instagram oder TikTok werden mit Inhalten geflutet, die künstlich erschaffen oder manipuliert wurden. Für Nutzer*innen ist es mitunter kaum möglich zu unterscheiden, was „echt“ ist und was nicht. Waren Fälschungen in Zeiten, als generative KI nicht allgemein zugänglich war, zumeist aufwändig, lassen sich heute sekundenschnell realistisch wirkende Bilder und Videos erzeugen.
mehr »

CDU-Frau mit bewegter Vergangenheit

Die CDU-Politikerin Susanne Wetterich aus Baden-Württemberg scheiterte mit dem Versuch, der Kontext-Redaktion die Berichterstattung über ihre kommunistische Vergangenheit und ihren Berufsverbotsfall zu verbieten. Eine Einstweilige Verfügung zog die Politikerin zurück.
mehr »

Die Macht der Supermonopole

Im hohen Tempo verändert sich die Medienlandschaft. Dafür sorgen inzwischen Algorithmen und KI. Technologische Neuerungen wirken noch stärker auf die Produktion und Verbreitung von Medienangeboten und journalistischen Inhalten. Big-Tech-Plattformen werden immer mehr zu Gatekeepern. Die derzeitige Medienregulierung stoße zunehmend an ihre Grenzen, sagt Medienrechtler Wolfgang Schulz. Wie kann die Politik vor allem Meinungsvielfalt, Public-Value-Inhalte und Zugangsoffenheit auch künftig sichern?
mehr »