Die Konzentration im NRW-Zeitungsmarkt, insbesondere in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL), setzt sich fort. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt streben eine Kooperation an. Auch die Lippische Landes-Zeitung und das Mindener Tageblatt planen, ihre Verlagsaktivitäten künftig in einer gemeinsamen Holding zu bündeln.
Die Lippische Landes-Zeitung hat diese Absichten im September in einem Artikel mit dem Titel „Zeitungsverlage Giesdorf und J.C.C. Bruns vertiefen Partnerschaft“ bekanntgegeben. Demnach soll die neu gegründete B&G Medien GmbH künftig die Medientitel Lippische Landes-Zeitung, Mindener Tageblatt, Weserspucker und NEWS sowie die Digitalagentur „Bruns digital“ unter einem Dach vereinen. Carsten Lohmann, bisher Geschäftsführer in Minden, wird operativer Geschäftsführer der neuen Verlagsgesellschaft. Dirk Baldus, derzeit Chefredakteur in Lippe, übernimmt die Position des Chefredakteurs für beide Titel. Benjamin Piel, der bisherige Chefredakteur des Mindener Tageblatts, bleibt bis Ende des Jahres im Amt und wechselt dann zum Weserkurier in Bremen.
Weitere Zusammenlegungen befürchtet
Weitere Personaleinsparungen haben die beiden Verlage bisher nicht angekündigt. Daniel Hirschi, ver. di -Gewerkschaftssekretär, sieht die Entwicklung dennoch kritisch. Er befürchtet, dass langfristig weitere Zusammenlegungen folgen könnten, da die personellen Ressourcen bereits knapp bemessen sind. Sollte das Werbeaufkommen weiter zurückgehen, könnten schnell „Synergien“ gefunden und „gehoben“ werden. Hirschi kritisiert, dass die Verlage kaum andere Ideen als Sparmaßnahmen haben, was zu einer Abwärtsspirale führen könnte. Dies gefährde die Presse- und Meinungsvielfalt. Eine Genehmigung des Bundeskartellamts haben die beiden Verlage bisher nicht eingeholt. „Bislang haben wir zu diesem Vorhaben noch keinen Eingang zu verzeichnen“, so der Pressesprecher des Bundeskartellamts, Kay Weidner.
Gemeinsame Anzeigenvermarktung angestrebt
Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt sind in Ostwestfalen bereits einen Schritt weiter. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt hatten am 3. September für die gemeinsame Anzeigenvermarktung das Gemeinschaftsunternehmen die Gründung der OWL Media Solutions GmbH & Co. KG, mit Sitz in Bielefeld beantragt. Laut Bundeskartellamt zogen die beteiligten Verlage dieses Vorhaben am 2. Oktober zurück, vermutlich wegen fehlender Erfolgsaussichten. Die Verlage wollen jedoch an dem Plan einer gemeinsamen Anzeigenvermarktung festhalten. In einer firmeninternen Mitteilung des Aschendorff Verlages heißt es, dass das Kartellamt im Rahmen der Fusionskontrolle signalisiert habe, dass der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zu diesem Zeitpunkt nicht zugestimmt werde. Daher habe Aschendorff die Fusionskontrollanmeldung in der ersten Oktoberwoche zurückgezogen. Unabhängig davon sei die geplante Vermarktungskooperation möglich und bedürfe keiner Freigabe des Bundeskartellamtes. Die Vermarktungskooperation soll wie geplant zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden.
Die Gewerkschaft ver. di und die Betriebsräte befürchten weiterhin personelle Einschnitte bei den Mediaberater*innen. In einer Pressemitteilung fordert ver. di Transparenz über die genauen Auswirkungen und ein klares Bekenntnis der Verlage zu tarifgebundenen Arbeitsbedingungen. Die Neue Westfälische gehört zu 100 Prozent zur sozialdemokratischen Medienholding ddvg. Das Westfalen-Blatt ist Teil der Münsteraner Aschendorff-Gruppe (Westfälische Nachrichten) oder genauer gesagt deren Zeitungsgruppe Münsterland. Die beiden Verlage arbeiten bereits in der Logistik und punktuell im Lokalsport zusammen.