NRW: Zusammenschluss im Zeitungsmarkt

Zeitungen

Foto: pixabay

Die Konzentration im NRW-Zeitungsmarkt, insbesondere in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL), setzt sich fort. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt streben eine Kooperation an. Auch die Lippische Landes-Zeitung und das Mindener Tageblatt planen, ihre Verlagsaktivitäten künftig in einer gemeinsamen Holding zu bündeln.

Die Lippische Landes-Zeitung hat diese Absichten im September in einem Artikel mit dem Titel „Zeitungsverlage Giesdorf und J.C.C. Bruns vertiefen Partnerschaft“ bekanntgegeben. Demnach soll die neu gegründete B&G Medien GmbH künftig die Medientitel Lippische Landes-Zeitung, Mindener Tageblatt, Weserspucker und NEWS sowie die Digitalagentur „Bruns digital“ unter einem Dach vereinen. Carsten Lohmann, bisher Geschäftsführer in Minden, wird operativer Geschäftsführer der neuen Verlagsgesellschaft. Dirk Baldus, derzeit Chefredakteur in Lippe, übernimmt die Position des Chefredakteurs für beide Titel. Benjamin Piel, der bisherige Chefredakteur des Mindener Tageblatts, bleibt bis Ende des Jahres im Amt und wechselt dann zum Weserkurier in Bremen.

Weitere Zusammenlegungen befürchtet

Weitere Personaleinsparungen haben die beiden Verlage bisher nicht angekündigt. Daniel Hirschi, ver. di -Gewerkschaftssekretär, sieht die Entwicklung dennoch kritisch. Er befürchtet, dass langfristig weitere Zusammenlegungen folgen könnten, da die personellen Ressourcen bereits knapp bemessen sind. Sollte das Werbeaufkommen weiter zurückgehen, könnten schnell „Synergien“ gefunden und „gehoben“ werden. Hirschi kritisiert, dass die Verlage kaum andere Ideen als Sparmaßnahmen haben, was zu einer Abwärtsspirale führen könnte. Dies gefährde die Presse- und Meinungsvielfalt. Eine Genehmigung des Bundeskartellamts haben die beiden Verlage bisher nicht eingeholt. „Bislang haben wir zu diesem Vorhaben noch keinen Eingang zu verzeichnen“, so der Pressesprecher des Bundeskartellamts, Kay Weidner.

Gemeinsame Anzeigenvermarktung angestrebt

Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt sind in Ostwestfalen bereits einen Schritt weiter. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt hatten am 3. September für die gemeinsame Anzeigenvermarktung das Gemeinschaftsunternehmen die Gründung der OWL Media Solutions GmbH & Co. KG, mit Sitz in Bielefeld beantragt. Laut Bundeskartellamt zogen die beteiligten Verlage dieses Vorhaben am 2. Oktober zurück, vermutlich wegen fehlender Erfolgsaussichten. Die Verlage wollen jedoch an dem Plan einer gemeinsamen Anzeigenvermarktung festhalten. In einer firmeninternen Mitteilung des Aschendorff Verlages heißt es, dass das Kartellamt im Rahmen der Fusionskontrolle signalisiert habe, dass der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zu diesem Zeitpunkt nicht zugestimmt werde. Daher habe Aschendorff die Fusionskontrollanmeldung in der ersten Oktoberwoche zurückgezogen. Unabhängig davon sei die geplante Vermarktungskooperation möglich und bedürfe keiner Freigabe des Bundeskartellamtes. Die Vermarktungskooperation soll wie geplant zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden.

Die Gewerkschaft ver. di und die Betriebsräte befürchten weiterhin personelle Einschnitte bei den Mediaberater*innen. In einer Pressemitteilung fordert ver. di Transparenz über die genauen Auswirkungen und ein klares Bekenntnis der Verlage zu tarifgebundenen Arbeitsbedingungen. Die Neue Westfälische gehört zu 100 Prozent zur sozialdemokratischen Medienholding ddvg. Das Westfalen-Blatt ist Teil der Münsteraner Aschendorff-Gruppe (Westfälische Nachrichten) oder genauer gesagt deren Zeitungsgruppe Münsterland. Die beiden Verlage arbeiten bereits in der Logistik und punktuell im Lokalsport zusammen.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »

Buchtipp: Fotografieren, was ist

Einfacher und präziser, als mit den Worten „Fotografieren, was ist“, lässt sich das Grundprinzip bildjournalistischen Arbeit wohl kaum erfassen. Ebenso treffend ist die Entscheidung des Göttinger Steidl-Verlags, einem Fotobuch über das Werk des deutschen Reportagefotografen und Bildjournalisten Dirk Reinartz den selben Titel zu geben. Für den Band wurden Einzelbilder und Bildstrecken zum Teil neu zusammengestellt. Ein eindrucksvolles bildjournalistisches Dokument ist entstanden.
mehr »