Schon entdeckt: Graswurzelrevolution

Seit über 50 Jahren gibt es die Zeitung Graswurzelrevolution, die sich für strikte Gewaltfreiheit einsetzt. Gerade in kriegerischen Zeiten ist ein solches Medium unverzichtbar. „Jeder Krieg ist für uns ein Verbrechen an der Menschheit und wir kämpfen mit Direkten Gewaltfreien Aktionen und Agitation dafür, alle Kriege zu stoppen“, lautet das Credo des überzeugten Pazifisten Bernd Drücke.

Seit 1998 ist der Soziologe Mitherausgeber der monatlich erscheinenden Graswurzelrevolution (gwr), deren Markenkern die Ablehnung jeglicher Gewalt ist. „Die Zeitung unterstützt antimilitaristische, emanzipatorische Bewegungen auf allen Seiten und benennt auch die Kriegsverbrechen aller Seiten“, beschreibt Drücke die Grundsätze der Zeitung. Gegründet wurde sie 1972 von einem Kreis gewaltfreier Sozialist*innen um Wolfgang Hertle, Wolfgang Zucht und Helga Weber. Sie lehnten nicht nur jegliche Staatsgewalt ab. Sie wandten sich auch gegen den Einsatz von Gewalt in der linken Bewegung. Dagegen schlugen sie Aktionen des Zivilen Ungehorsams vor, wozu Blockaden und Besetzungen gehörten.

In großen Teilen der Friedensbewegung der 1980er Jahre und der westdeutschen Anti-AKW-Szene wurde die gwr viel gelesen. Der Autor Lou Marin kann sich noch erinnern, dass er 1979 bei einem Anti-AKW-Festival seine erste gwr kaufte. „In der Ausgabe wurde intensiv der Aufruf „Waffen für Nicaragua“ diskutiert und dagegen Position ergriffen. Das hat mich sofort gepackt. Bis heute schreibt er selbst regelmäßig Texte für die gwr.

In ihren Hochzeiten hatte die Zeitung eine Auflage von ca. 5000 Exemplaren. Heute sind es noch 3000 Zeitungen davon knapp 2400 Abos. „Ihr politischer Einfluss war jedoch stets größer als die Auflage,“ erinnert sich Lou Marin. Als größten Erfolg bezeichnet er die Debatten um dezentrale Aktionsstrategien in der Anti-AKW-Bewegung. Die Blockaden der Castorbehälter auf den Weg ins Wendland mobilisierten in den 1990er Jahren sehr viele Menschen.

Marin kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als die gwr mit Schreibmaschine produziert wurde. Heute ist nicht nur die Zeitungsproduktion technologisch auf dem neuesten Stand. Auch die Debatten, die in der Zeitung geführt werden, greifen aktuelle Themen auf. Es geht um Feminismus, Antifaschismus, gewerkschaftliche Kämpfe, Klimagerechtigkeit und wie soziale Bewegungen zusammenarbeiten können. Diese wichtige Stimme gerade in unruhigen Zeiten ist aktuell wegen finanzieller Probleme in Gefahr. Unter dem Motto „Rettet die Graswurzelrevolution“ werden dringend Spenden und Abonnent*innen gesucht.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »