Kubas kleine IT-Revolution

Private Internetanschlüsse werden offiziell möglich

Internet in Kuba – dieses Thema sorgt seit Jahren für Debatten innerhalb und außerhalb des Inselstaates. Denn seit Kuba 1996 mit dem weltweiten Netz verbunden worden ist, steht die Reglementierung des Zugangs in der Kritik. Die sozialistische Regierung verwies immer wieder auf die Folgen der US-Blockade: Sie habe Kuba zur Nutzung teurer Satellitenverbindungen gezwungen und damit einen Ausbau weitgehend verhindert. Nun aber soll alles anders werden.

Foto: Alejandro Ernesto / EPA / dpa
Foto: Alejandro Ernesto /
EPA / dpa

Ende Juni kündigte die halbstaatliche Telefongesellschaft Etecsa an, Ende 2014 erstmals Heimanschlüsse einzurichten. „Wir werden versuchen, einen ADSL-Standard zu gewährleisten, obwohl das Telefonnetz dafür nicht ausgelegt ist“, sagte Jorge Lera, der Etecsa-Verantwortliche für den Netzausbau. Internet-Privatanschlüsse im sozialistischen Kuba, das ist so etwas wie eine digitale Revolution. Bislang war dieser Luxus nur Ausländern mit Aufenthaltsgenehmigung vorbehalten.
Seit Anfang Juni haben landesweit bereits 118 staatliche Internetcafés geöffnet. Es soll der erste Schritt zu einem landesweiten Netz öffentlicher Zugänge sein, wie das Kommunikationsministerium und Etecsa meldeten. Die Tageszeitung Juventud Rebelde widmete dem Thema Ende Mai mehrere Seiten und druckte die gesamte Liste der neuen Zugangsorte. Offenbar wurde Wert darauf gelegt, auch entlegene Gegenden des Landes einzubinden. Bisher konzentriert sich die Telekommunikationsinfrastruktur auf die urbanen Zentren.

Unerschwinglich

Das Haupthindernis beim Zugriff auf das Internet war bislang aber der Preis. In den neuen Internetcafés wird er unter dem bisherigen Niveau liegen. Dennoch ist er für viele Kubaner nach wie vor unerschwinglich. 4,50 Konvertible Peso (CUC, an den US-Dollar gekoppelt) kosten eine Stunde Zugang zum weltweiten Netz, zum kubanischen Intranet und ein eigenes E-Mail-Konto. Wer sich mit Intranet und E-Mail zufrieden gibt, zahlt 1,50 CUC pro Stunde. Der reine E-Mail-Service kostet stündlich 60 Cent. Nicht wenigen Nutzern kommen bei solchen Preisen Zweifel. „Wer wird das bezahlen können?“, fragt Mónica. Die Übersetzerin aus Havanna vermutet, dass weiterhin illegale Zugänge genutzt werden. Die inoffiziellen Dial-up-Verbindungen werden schon seit Jahren für 1,50 bis zwei CUC pro Stunde feilgeboten.
Der nun laufende Ausbau ist erst durch ein Glasfiberkabel möglich geworden, das Anfang 2011 aus Venezuela auf die Insel verlegt wurde. Der Ausbau des veralteten Leitungsnetzes in Kuba wird aber noch Jahre in Anspruch nehmen, wenn nicht Jahrzehnte. Etecsa hat angekündigt, die Einnahmen weitestgehend für den Ausbau des Netzes zu nutzen.

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

dju: Mehr Schutz für Journalist*innen

Anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit am 3. Mai fordert die Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di von Arbeitgeber*innen und Auftraggeber*innen in Rundfunk und Verlagen, den Schutz angestellter und freier Medienschaffender zu verbessern.
mehr »

ROG: Rangliste der Pressefreiheit 2025

Es ist ein Historischer Tiefstand. Die neue Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt: Nur in sieben Ländern ist die Lage "gut", alle liegen in Europa. Deutschland rutscht auf Platz 11 ab. Neben einer fragilen Sicherheitslage und zunehmendem Autoritarismus macht vor allem der ökonomische Druck den Medien weltweit zu schaffen.
mehr »