Radio Bremen korrigiert seinen Outsourcing-Kurs

Radio Bremen (RB) ist offenbar aus Fehlern klüger geworden: Die 2006 komplett ausgelagerte RB-Produktionstechnik namens Bremedia wird wieder etwas enger an das Mutterhaus angebunden. Außerdem muss sie nicht mehr so viel Geld wie bisher an den Miteigner Bavaria Film abführen.

Es war das wohl weitestgehende Outsourcing innerhalb der ARD, als Radio Bremen seine komplette Produktion in eine gemeinsame Tochter mit der Bavaria auslagerte – trotz aller Proteste von Betroffenen. Knapp 150 RB-Angestellte, fast ein Drittel der damaligen Belegschaft, wechselten zur neuen Bremedia. Ihr Gehalt blieb das alte, aber alle seitdem neu Eingestellten – bis heute rund 75 – sind um fast ein Drittel schlechter gestellt. So wollte der finanzschwache Sender schrittweise Kosten einsparen. Außerdem sollte die Bavaria Fremdaufträge nach Bremen holen.

Doch nach fünf Jahren stellte eine Projektgruppe unter Mitwirkung von Belegschaftsvertretern Konstruktionsmängel fest. Die Folge: Nachverhandlungen zwischen Bremen und München. Was dabei herauskam, ist zum 1. Februar in Kraft getreten: Statt der Bavaria hält jetzt RB 51 Prozent der Bremedia-Anteile. Intendant Jan Metzger sieht darin „ein Symbol in die Belegschaft hinein, dass das unsere Bremedia ist“. Wichtige Entscheidungen werden aber mit Drei-Viertel-Mehrheit gefällt. Der Bremedia-Betriebsrat behält seine zwei Sitze im Bavaria-Konzernbetriebsrat. Die oft kritisierte 20-prozentige Garantieverzinsung, die die Bremedia jährlich an die Bavaria für ihr Startkapital zahlen musste, entfällt. Die umsatzorientierte Konzernumlage an die Bavaria (fast 450.000 Euro pro Jahr) wird ersetzt durch eine weniger als halb so hohe Pauschale für Dienstleistungen wie Rechtsberatung oder Buchhaltung.
Außerdem haben RB und Bavaria zwei Absichtserklärungen unterschrieben: Nach dem über sechs Millionen Euro teuren, verlustreichen „Nils Holgersson“-Film meidet die Bremedia künftig internationale Koproduktionen und setzt eine Grenze beim Preis normaler Fernsehfilme: etwa zwei Millionen. Künftig will die Bremedia für ihre 210 Beschäftigten weitere Geschäftsfelder entwickeln: „Junge crossmediale, innovative Formate, jenseits vom Hochglanzgeschäft“, wie Metzger sagt. Aus Metzgers Sicht hat sich die Ausgliederung schon deshalb gelohnt, weil sie den Standort sichere – auch wenn er kein genaues Datum kennt, ab dem sie sich auch finanziell rentiert. Und er hält Bremedia für ein nachahmenswertes „sanftes Modell“, um von den „nicht mehr zeitgemäßen Standards unserer beschützten öffentlich-rechtlichen Welt allmählich herunterzukommen“.

Am Rande:

Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger (57) hat vor seinem Amtsantritt 2009 ein Jahresgehalt ausgehandelt, das 2011 rund 242.000 Euro betrug. Damit liegt er im Mittelfeld der ARD, obwohl sein Sender mit 215 Festangestellten der kleinste und ärmste ist. Seine Rechtfertigung gegenüber M: „Wenn ich mich mit meinen ARD-Kolleginnen und -Kollegen vergleiche, dann habe ich in diesem ständig gefährdeten Sender gewiss eine durchaus heikle Aufgabe.“

 

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