Mediengestalter/in Bild und Ton

Neue Berufe für die Medienbranche 2

Mediengestalter/innen Bild und Ton werden für die elektronische Gestaltung und Produktion von Nachrichten- und Magazinbeiträgen, Dokumentationen, Hörspielen, Werbespots, von Lehrfilmen, Musikvideos und Multimediaprodukten ausgebildet. Sie können in Fernseh- und Tonstudios, bei Außenübertragungen, in Aufnahmeteams, in der Nachbearbeitung sowie bei der Sendeabwicklung eingesetzt werden.

Mediengestalter/in gilt als „Grundlagenberuf“, d. h., während der Lehre wird ein breites Fundament gelegt, das dann Spezialisierungen für diverse Beschäftigungsfelder zuläßt. Die Azubis werden darauf vorbereitet, Programmitarbeiter in Fragen der Produktionsplanung und -gestaltung zu beraten, die notwendigen Geräte auszuwählen und in Betrieb zu nehmen, die Aufzeichnungen zu sichten und zu prüfen, Bild- und Tonmaterial aus Archiven zu besorgen, sowie Format- und Normwandlungen durchzuführen. Versierte Mediengestalter/innen machen Tonaufnahmen, bearbeiten, mischen und schneiden Sprache und Musik, nehmen selbständig oder gemeinsam mit Kameraleuten Bild und Ton auf, bearbeiten diese Aufzeichnungen am Schnittplatz und führen auch unter Live-Bedingungen in Kooperation mit Regie und Kamera Bildmischungen durch. Diese duale Ausbildung dauert drei Jahre, am Ende des zweiten Jahres steht eine Zwischenprüfung. Für die betriebliche Lehre kommen Rundfunkanstalten oder Produktionsbetriebe der audiovisuellen Medienwirtschaft in Frage.Das theoretische Wissen soll in 14 Wochenstunden, die zu Blöcken zusammengefaßt werden, an der Berufsschule und/oder überbetrieblichen Einrichtungen vermittelt werden.

Erste Erfahrungen gibt es bereits: Im Rahmen des sog. „Kölner Modells“ starteten rund 15 Produktionsfirmen – einschließlich WDR und RTL – 1994 probehalber eine duale Ausbildung für den technisch-operativen und gestalterischen Bereich. Die 28 Bewerber/innen begannen ihre Lehre als Film- und Videolaborant/in, weil es das Berufsbild Mediengestalter/in offiziell ja noch nicht gab. Inzwischen läuft ein zweiter Jahrgang, und für Herbst 1996 haben ca. 30 interessierte Betriebe zwischen Köln, Dortmund, Düsseldorf, Bochum, Bielefeld und Krefeld weitere 30 Plätze in Aussicht gestellt. Dem stehen über 600 Anfragen von Ausbildungswilligen gegenüber. Auch beim NDR werden schon 18 künftige Mediengestalter/innen ausgebildet. Sie begannen auf der Basis der Ausbildungsverordnung für Kommunikationselektroniker/innen. Im Herbst sollen 15 weitere Bewerber/innen dazukommen.Zurückhaltung herrscht in anderen Regionen, Beispiel Bayern: Im Bayerischen Rundfunk will man bis Frühjahr 1997 den Bedarf klären (das gilt für Mediengestalter/innen und Film- und Videoeditor/innen). Und das Kultusministerium in München wartet, wie viele Ausbildungsverträge mit anderen Produktionsfirmen im Freistaat zustandekommen, bis entschieden wird, ob es eine eigene Fachklasse gibt oder ob der Unterricht länderübergreifend organisiert wird. Klar ist, daß die herkömmlichen Berufsschulen nicht über die technisch hochwertige Ausstattung verfügen, die nötig ist, um das theoretische Rüstzeug zu vermitteln, vor allem aber, um Schulungsmaßnahmen und Praxisprojekte anbieten zu können, die als Ergänzung zur betrieblichen Lehre insbesondere für Azubis aus kleinen und mittleren audiovisuellen Produktionsbetrieben unabdingbar sind.Im Kölner Raum hat man mit überbetrieblichen Block-Einheiten in einem gut ausgerüsteten Schulungszentrum bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Süden der Republik könnte sich dafür die Nürnberger Schule für Rundfunktechnik (SRT) von ARD und ZDF eignen.

Noch eine Erfahrung vom „Kölner Modell“. Die meisten der angehenden Mediengestalter/innen haben Mittlere Reife oder Abitur. Manche Firmen überlegen jetzt aber, auch häufiger gute Hauptschulabsolvent/innen zu nehmen: Weil sie möglichst viele junge Leute nach ihrer soliden Grundausbildung behalten möchten und vermeiden wollen, daß fast alle Azubis die Lehre lediglich als Sprungbrett fürs Studium nutzen.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Gute Chance für Technikfans

Welche Fähigkeiten müssen junge Journalist*innen für eine gute Berufszukunft mitbringen? Und was raten Ausbilder*innen, Berufserfahrene und Wissenschaftler*innen zur Vorbereitung auf Berufseinstieg und Volontariat? Das waren die Fragen, die das Online-Forum der Initiative Qualität im Journalismus am 31. März, zu beantworten versuchte. Mit Impulsvorträgen, Barcamps und einer Schlussrunde war es ein Tag mit einer breiten Themenpalette und viel Austausch zwischen Jung und Älter.
mehr »

Danica Bensmail: „Widerstände spornen an“

Danica Bensmail hat am ersten März das Amt der dju-Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch mit „der Neuen“ über kaltes Wasser, die Bedeutung von Paarhufern für Diversity in den Medien und Treppengeländer. Danica Bensmail ist erst wenige Wochen im Amt – eine kleine Ewigkeit und ein Wimpernschlag zugleich. „Die ersten 48 Stunden waren ein wenig wie der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser“, sagt Danica und lacht. Aber alles halb so wild, so eine Abkühlung belebe schließlich die Sinne.
mehr »

Medien erzeugen Polarisierung

„Polarisierungen werden politisch und medial erzeugt“, so der Soziologe Steffen Mau in seiner Keynote auf der Jahrestagung der DGPuK in Berlin, wo etwa 500 Kommunikationsforschende über „Werte“ diskutierten. Angesichts von globaler Klimakrise, Corona-Pandemie oder Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten ging es darum, inwieweit Medien noch Orte der Aushandlung zentraler Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Sicherheit, Solidarität und Wahrheit sind und zur demokratischen Willensbildung beitragen können.
mehr »

Freund oder Feind der Demokratie?

Soziale Medien ermöglichen Aktivismus – und gleichzeitig sehen in einer NDR-Umfrage vom Februar knapp zwei Drittel darin eine Gefahr für die Demokratie. Zur diesjährigen Leipziger Buchmesse diskutierte eine Gesprächsrunde des Schriftsteller*innen-Verbandes in ver.di (VS) unter dem Motto „Demokratiefeind Social Media?“, ob und wie Social Media reguliert werden könnte.
mehr »