Fachzeitungen und Fachzeitschriften begleiten seit dem frühen 18. Jahrhundert die Spitzen des Fortschritts in Wissenschaft und Technik. Die Fachpresse bezieht sich immer auf professionelle Bereiche, was sie deutlich von der Publikumspresse abgrenzt. Ihr heutiges Bild und ihre heutige Ausdifferenzierung hat die Fachpresse in einer über 200-jährigen Geschichte kontinuierlich entwickelt. Derzeit blicken die Fachverlage aufgrund wachsender Geschäftsfelder optimistisch in die Zukunft.
Fachzeitschriften tragen ganz unmittelbar und aktiv zum Fortschritt der Disziplinen bei. Dies illustriert bereits ein Blick auf die Geschichte der wohl ältesten heute noch erscheinenden Fachzeitschrift Deutschlands „Annalen der Physik“: 1790 als „Journal der Physik“ gegründet, gehörten herausragende Wissenschaftler wie Max Planck und Albert Einstein zu ihren ständigen Mitarbeitern und publizierten hier erstmals ihre bahnbrechenden Forschungsergebnisse.
Die „gelehrten Zeitungen“ und „Monats-Schriften“ der Frühzeit waren noch rein dem Austausch innerhalb der Kreise der Gelehrten gewidmet – die Fachgebiete entsprachen weitgehend den traditionellen universitären Disziplinen. Im 19. Jahrhundert trat im Zuge der Industrialisierung die berufspraktische Orientierung hinzu, was eine Vielfalt neuer Themenbereiche und neuer Publikationen erschloss. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkten die Fachzeitschriften den unmittelbaren Nutzwert für den beruflichen Erfolg ihrer Leserschaften. Drei Typen von Fachzeitschriften bildeten sich heraus: fachwissenschaftliche Titel, Titel der berufsfachlichen Erörterung sowie Titel der professionsbezogenen Unterrichtung und Beratung.
Der technische und industrielle Fortschritt ging mit neuen Erfindungen einher, führte zu neuen Produktgruppen und damit zu neuen Branchen: Im 19. Jahrhundert waren das z.B. Maschinenbau, Elektrotechnik und Verkehrswesen. Im 20. Jahrhundert Sektoren wie Kunststoffe, Farben, Pharmazeutische Industrie oder Luft- und Raumfahrt. Am Beispiel der Entwicklung der Computertechnik und der Digitalisierung erleben wir in den letzten Jahrzehnten unmittelbar, wie schnell sich neue Wissenschaftsfelder und Anwendungsgebiete herausbilden. Diese Ausdifferenzierung begleitend wurde die Fachpresse selbst auch immer vielfältiger. Hierbei segmentierte sich die berufspraktische Fachpresse stärker als die wissenschaftliche (Gelehrten-)Presse. Zwar haben Kriege, Wirtschaftskrisen und politische Eingriffe die Gesamtzahl der deutschen Fachmedien immer wieder auch schrumpfen lassen. Jedoch gehören Klagen zur Überbesetztheit des Marktes bereits seit 1951 zum deutschen Fachpresse-Alltag. Denn nach dem Ende der Lizenzpressezeit 1949 setzte eine bisher nicht gekannte Spezialisierung der Fachzeitschriften nach Sachbereichen ein. Inzwischen sind es bis zu 129.
Die Datenlage zur deutschen Fachpresse ist so dünn wie die Aufmerksamkeit, die ihr als Medium von der Öffentlichkeit, aber auch vom Medienjournalismus und der zuständigen Kommunikationswissenschaft zuteil wird. Es gibt keine aktuellen Forschungsarbeiten. Viele Zahlen beruhen mehr auf Schätzungen denn auf gesichertem Wissen. Der Verband Deutsche Fachpresse führt jährlich eine schriftliche Befragung seiner Mitglieder durch, aus der dann eine Hochrechung erstellt wird. Auf der Grundlage dieser Erhebungen und älterer pressestatistischer Daten geht man davon aus, dass in Deutschland etwa 3.750 verschiedene Fachzeitschriften erscheinen. Rund 480 Verlage mit insgesamt etwa 35.000 Mitarbeitern – darunter rund 8.600 Redakteure – betätigen sich in diesem Feld. Die überwiegende Mehrheit von 450 Verlagen ist im Verband Deutsche Fachpresse organisiert.
Der mit Fachpresse im Jahr 2006 erzielte Gesamtumsatz liegt bei 1,91 Milliarden EUR. Das sind 4,1 Prozent mehr als 2005. Der Gesamtumsatz der Branche bewegt sich jedoch weiterhin unter dem der Jahre 2000 und 2001. Der Anzeigenumsatz von 956 Mio. EUR ist mit 6 Prozent wiederum stärker gestiegen als der Vertriebsumsatz von 892 Mio. EUR mit 1,6 Prozent Wachstum. Damit verteilt sich 2006 der Umsatz auf 50 Prozent Anzeigen, 46,6 Prozent Vertrieb und 3,4 Prozent sonstige Erlöse. Die Schere zwischen Anzeigen- und Vertriebserlösen öffnet sich nach dem Anzeigeneinbruch der Printbranche also wieder.
Im Jahr 2005 sind nach Angaben der Deutschen Fachpresse 164 Titel erstmals erschienen, hingegen wurden 114 Titel eingestellt. Die Zahl der Einstellungen ist nach dem steilen Anstieg des Jahres 2002 weiter rückläufig. Der ungebrochene Neugründungs-Trend sorgt dafür, dass die Gesamttitelzahl weiterhin wächst. Auch die verbreitete Jahres-Gesamtauflage stieg 2006 weiter an und lag mit 491 Millionen Exemplaren nur noch knapp unter dem Wert von 2000. Innerhalb von sieben Jahren sank allerdings der Anteil der verkauften Auflage an diesen Exemplaren von 57 Prozent auf nur noch 50 Prozent. Dies sind im Jahr 2006 rund 245,5 Millionen Exemplare. Damit wird jedes zweite Fachpresse-Exemplar inzwischen kostenlos abgegeben.
Angaben über die Gesamtauflage je Verbreitungsintervall liegen vom Verband nicht vor. Der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) sind 2007 unter „Fachzeitschriften“ nur 1.104 Titel angeschlossen – nicht einmal jede dritte Zeitschrift. Dies erklärt sich teilweise durch den Anteil der wissenschaftlichen Titel, für die der Anzeigenbereich kaum Relevanz hat oder ganz fehlt. Die IVW-gemeldeten Fachzeitschriften erreichten insgesamt eine verbreitete Auflage von 23 Millionen Heften im Erscheinungsintervall und eine verkaufte Auflage von 12,7 Millionen Heften.
Neben der Herausgabe von Fachzeitschriften und Fachzeitungen betätigen sich die Verlage zumeist in weiteren Geschäftsfeldern. Der Beitrag der Fachpresseaktivitäten zum Gesamtumsatz der Unternehmen lag im Jahr 2006 im Durchschnitt bei ca. 65 Prozent. Hinzu kommen Umsatzanteile von fast 23 Prozent durch den Fachbuchbereich, von 8 Prozent durch elektronische Medien und von 4,5 Prozent durch sonstige Dienstleistungen wie Seminare oder Events.
2005 erzielten 83 Prozent der Verlage Umsätze im Ausland, davon knapp 32 Prozent über Kooperationen und 28 Prozent über Auslandstöchter. Im Durchschnitt entfielen im Jahr 2006 rund 13 Prozent des Fachmedienumsatzes auf Vertriebs- und Anzeigenerlöse im Ausland. Und die Tendenz ist eindeutig: Nach einer aktuellen Umfrage der VDZ-Arbeitsgruppe „Ausländische Märkte“ wollen 68 Prozent der befragten Verlage ihr Auslandsengagement ausbauen.
Fachzeitschriften werden von Praxis und Wissenschaft gleichermaßen gelesen. Unter den Wissenschaftlern ist diese Lektüre selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltags. Und von rund 14,2 Millionen professionellen Entscheidern und Entscheidungsbeteiligten in deutschen Unternehmen greifen 85 Prozent regelmäßig zu ihren Fachzeitschriften.