Prädikat: Neues Standardwerk

Handbuch Online-Journalismus für Einsteiger und Praktiker

„Der Online-Journalismus ist als eigener Bereich neben Print-, Bild-, Radio- und Fernsehjournalismus getreten“. So heißt es gleich zu Beginn in dem neuen Handbuch „Online-Journalismus. Schreiben und Gestalten für das Internet“.

Auch wenn die Hype erstmal vorbei ist und bei den „Content-Lieferanten“ derzeit Arbeitsplatzabbau und Job-Verlust grassieren, ist sich dessen Autorin Gabriele Hooffacker, Journalistin und Leiterin der Münchner Journalistenakademie, sicher: „Wie die Zukunft des Online-Journalismus auch aussehen mag, eins ist klar: Ausbildung ist notwendig.“

Was zeichnet den Online-Journalismus aus? Wie wird man Online-Journalist / in und wo arbeiten sie? Was müssen Online-Journalisten beherrschen an journalistischem Handwerk, Hypertext und Technik, was wissen von Multimedia-Recht? Wie schreibt und konzipiert man online? Antworten auf diese und noch ein paar mehr Fragen zu Stilformen und Formaten, Berufsbild und Arbeitsfelder der Online-Journalisten gibt das Lehrbuch – überaus kompetent und umfassend, klar strukturiert und überhaupt nicht staubtrocken.

Hier besticht nicht nur die fachliche Versiertheit der Autorin, sondern auch die didaktische. Denn das Buch ist quasi praxisgeprüft als Manuskript an der Journalistenakademie (http://www.journalistenakademie.de), die Lehrgänge für Online-Journalismus bundesweit als erste angeboten hat. Dabei wendet sich das Werk nicht nur an die Einsteiger in das gar nicht mehr so neue Medium, sondern kann auch von Praktikern mit Gewinn genutzt werden, und sei es zum Beispiel nur, um einmal schnell eine griffige Definition im Glossar nachzuschlagen oder sich zu versichern, was ins Impressum einer Website gehört.

Der Nutzwert des Buches erhöht sich zusätzlich durch das ergänzende Internetangebot unter www.online-journalismus.org. Zwar könnte das Layout ansprechender sein, doch gibt es hier neben praktischen Übungen zum „Selbststudium“ ständige Aktualisierungen und News zum Themenfeld, so dass zumindest derzeit Bookmark und gelegentliche Visits für alle an Online-Journalismus Interessierten geboten erscheinen.

Nur ein kleines Manko beeinträchtigt ein hundertprozentiges Lob des Rezensenten für das neue Standardwerk zum Online-Journalismus: Im Kapitel zur Aus- und Weiterbildung hätte ich mir zur umfassenden Auflistung auch eine Bewertung der Angebote gewünscht. Hier hat sich Gabriele Hooffacker als Mitbewerberin am Bildungsmarkt offenbar selbst für befangen erklärt. Verständlich, aber schade, denn nicht wenige, die Online-Journalist werden möchten, landen bei „schwarzen Schafen“ der Branche. Dennoch: 99 Prozent reichen allemal für eine Kaufempfehlung.


Gabriele Hooffacker, Online-Journalismus
Schreiben und Gestalten für das Internet
Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis

Reihe „List Journalistische Praxis“, List Verlag,
München 2001
254 Seiten, EUR 18,90

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Buchtipp: Fotografieren, was ist

Einfacher und präziser, als mit den Worten „Fotografieren, was ist“, lässt sich das Grundprinzip bildjournalistischen Arbeit wohl kaum erfassen. Ebenso treffend ist die Entscheidung des Göttinger Steidl-Verlags, einem Fotobuch über das Werk des deutschen Reportagefotografen und Bildjournalisten Dirk Reinartz den selben Titel zu geben. Für den Band wurden Einzelbilder und Bildstrecken zum Teil neu zusammengestellt. Ein eindrucksvolles bildjournalistisches Dokument ist entstanden.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »