Harte Zeiten für Fotografen
Für die freischaffenden Fotografen wird der Überlebenskampf immer härter. Ankaufstopp bei den Verlagen, Honorarkürzungen bei Aufträgen, lizenzfreie Fotos im Internet und immer mehr „freigesetzte“ Kolleginnen und Kollegen die sich zwangsläufig als „Freie“ versuchen.
Die Krise der Verlage spiegelt sich in immer dreister werdenden Korrespondenzen mit den Mitarbeitern wieder. Hier ein paar Beispiele aus Briefen an freie Fotografen:
Verlag Der Tagesspiegel GmbH Berlin:
Sehr geehrter Herr/Frau…. „Wir kaufen jetzt und in Zukunft nur unter der Voraussetzung an, dass Sie uns neben dem Recht zur herkömmlichen Veröffentlichung in unserer Publikation, nebst dem Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung, ein umfassendes einfaches räumlich, zeitlich und inhaltlich unbeschränktes und unbefristetes Nutzungsrecht an Ihren Beiträgen (Fotos) auch für die elektronische / Digitale Verwertung, gleich in welcher Form und auf welchem Trägermedium (insbesondere Online-Ausgaben, CD-ROM, DVD, Telekommunikations- und Datennetze, elektronische Pressespiegel, Datenbankfunktionen und Archivierung) einräumen. Wir sind berechtigt die Nutzungsrechte auf Dritte zu übertragen, für Werbezwecke zu nutzen, in Rundfunk und Fernsehen zu senden, in Online-Medien zu präsentieren und auf sonstige Weise wiederzugeben. In dem Honorar ist die urheberrechtliche Vergütung für die vorgenannten Nutzungen enthalten.
Sender Freies Berlin (Anstalt öffentlichen Rechts):
„…. wir haben es immer begrüßt, unser Archiv um Ihre Fotografien bereichert zu sehen. Inzwischen werden allerdings quasi ausschließlich honorarfrei Bilder in der Abendschau verwendet. Aus diesem Grunde halten wir es für sinnvoller, dass diese Fotos wieder in Ihren Bestand übergehen.
Auch große Agenturen verschicken Briefe die meist freundlich anfangen – Ullstein Bilderdienst:
„… herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Wir möchten diese auch weiterhin auf einer fairen Basis fortsetzen und haben darum den Text unseres Fotografenvertrages überarbeitet ….“ Wer aber dann den 12 Punkte umfassenden Vertragstext liest, der stellt fest, dass die „fairen“ Partner alle Rechte für sich beanspruchen wollen und die Pflichten der Fotografen endlos werden.
Aber der Ärger der Freien hat damit noch lange kein Ende. YAHOO verkauft im Internet „gefundene“ Beiträge von Journalisten ohne sie am Gewinn zu beteiligen. Infos darüber unter www.nwu.org/journ/journhome.htm.
Die Zeitschrift „Digitalvision“ titelte in der neuesten Ausgabe: Lassen Sie sich nicht (er)pressen… Gemeint sind die Fotografen mit ihren Honoraren. Im Untertitel werden 25.000 Einzelbilder zum freien Herunterladen angepriesen (www.digitalvisiononline.de). Die jeweilige Nutzung der Bilder muss dann aber doch bezahlt werden. Wie die Fotografen daran beteiligt sind, ist schwierig herauszufinden. Die Deutsche Hotline verweist auf die Zentrale in London. In der Zentrale gibt es angeblich hauptsächlich „Eigenproduktionen“. Deutsche Fotografen die von „Digitalvision“ Honorare bekommen, kann man mir nicht nennen.
Die Methoden des „Neuen Marktes“ haben aber nicht nur Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Fotografinnen und Fotografen. Die Meinungsvielfalt und die Freiheit der Berichterstattung bleibt auch auf der Strecke. Viele Minderheitenprobleme verschwinden ganz aus den Medien, da fast nur noch Agenturware beachtet wird. Individuelle Betrachtungen jenseits des Mainstream sind zu aufwendig und mithin überflüssig.
Die Hoffnungen, die wir auf das Internet und auf die Onlinedienste gesetzt haben, sind gründlich enttäuscht worden. Dieser Markt ist so gut wie nicht existent. Bei der letzten Konferenz des Bundesverbandes der Pressebildagenturen (BVPA) zu den Honorarempfehlungen der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketingwurde (MFM) sogar überlegt, ob diese Sparte Mangels praktischer Nutzung nicht ganz aus den Richtlinien verschwinden kann. Onlinedienste haben freien Fotografen Honorare von 5 Euro pro Nutzung angeboten. Die meisten Agenturen räumen den Printmedien eine kostenfreie Onlinenutzung ihrer Bilder und Texte ein, womit Zukäufe von Freien Mitarbeitern selten werden. In der Hoffung auf bessere Zeiten sind die Onlinenutzungen aber in den MFM-Honorarempfehlungen verblieben.
Vergütungsforderungen für Foto und Zeilenhonorare sind einsehbar bei Mediafon, dem ver.di-Beratungsnetz für Selbstständige in den Medienberufen, unter www.mediafon.net.