Vor einem weiteren Abbau journalistischer Vielfalt durch den WAZ-Konzern hat ver.di in NRW gewarnt. Die von dem Verlagsgeschäftsführer der WAZ-Mediengruppe Manfred Braun angekündigte „Lokaloffensive“ entpuppe sich in der ersten konkreten Handlung als pures Kostensenkungsprojekt, erklärte die Gewerkschaft, zu der die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) gehört.
Braun will die aktuell erfolgreichste Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau in Siegen (Siegener Rundschau) schließen, weil der Chefredakteur der ebenfalls zu den WAZ-Zeitungen gehörenden Westfalenpost (WP) Hans Kläsener offenbar angeboten hat, den Lokalteil ohne das in der Lokaloffensive vorgesehene zusätzliche Personal und bei Reduzierung des Honoraretats herzustellen. Die Lokalredaktion der Siegener Rundschau hat bisher den Lokalteil auch für die WP produziert und sich gegenüber der weitaus auflagenstärkeren Siegener Zeitung in einer gesellschaftlich und weltanschaulich deutlich pluralistischen Aufmachung als Alternative am Markt präsentiert.
„Wenn die journalistische Qualität im WAZ-Konzern durch sich überbietende Billigheimer in Verlagshäusern gesteuert wird, bedeutet das einen Abbau von Vielfalt und Meinungsfreudigkeit gerade im lokalen Bereich“, sagte ver.di-Sprecher Günter Isemeyer. Auf diese Weise führe die angekündigte „Lokaloffensive“ letztendlich zum Wegfall lokaler Zeitungsvielfalt und Redaktionen. Darüber hinaus müsse man „einen erschreckenden Umgang mit den betroffenen Redakteuren registrieren“. Diese wüssten bis heute nicht, was mit ihnen passiert. „Wenn die Verlagsgeschäftsführung klug ist, korrigiert sie ihre Fehlentscheidung und lässt die erfolgreiche Mannschaft weiter arbeiten“, erklärte Isemeyer.