WAZ will Lokalredaktion in Siegen schließen

Vor einem weiteren Abbau journalistischer Vielfalt durch den WAZ-Konzern hat ver.di in NRW gewarnt. Die von dem Verlagsgeschäftsführer der WAZ-Mediengruppe Manfred Braun angekündigte „Lokaloffensive“ entpuppe sich in der ersten konkreten Handlung als pures Kostensenkungsprojekt, erklärte die Gewerkschaft, zu der die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) gehört.

Braun will die aktuell erfolgreichste Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau in Siegen (Siegener Rundschau) schließen, weil der Chefredakteur der ebenfalls zu den WAZ-Zeitungen gehörenden Westfalenpost (WP) Hans Kläsener offenbar angeboten hat, den Lokalteil ohne das in der Lokaloffensive vorgesehene zusätzliche Personal und bei Reduzierung des Honoraretats herzustellen. Die Lokalredaktion der Siegener Rundschau hat bisher den Lokalteil auch für die WP produziert und sich gegenüber der weitaus auflagenstärkeren Siegener Zeitung in einer gesellschaftlich und weltanschaulich deutlich pluralistischen Aufmachung als Alternative am Markt präsentiert.
„Wenn die journalistische Qualität im WAZ-Konzern durch sich überbietende Billigheimer in Verlagshäusern gesteuert wird, bedeutet das einen Abbau von Vielfalt und Meinungsfreudigkeit gerade im lokalen Bereich“, sagte ver.di-Sprecher Günter Isemeyer. Auf diese Weise führe die angekündigte „Lokaloffensive“ letztendlich zum Wegfall lokaler Zeitungsvielfalt und Redaktionen. Darüber hinaus müsse man „einen erschreckenden Umgang mit den betroffenen Redakteuren registrieren“. Diese wüssten bis heute nicht, was mit ihnen passiert. „Wenn die Verlagsgeschäftsführung klug ist, korrigiert sie ihre Fehlentscheidung und lässt die erfolgreiche Mannschaft weiter arbeiten“, erklärte Isemeyer.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Filmtipp: Mädchen können kein Fußball spielen

Der sehenswerte Dokumentarfilm von Grimme-Preisträger Torsten Körner („Schwarze Adler“) ist eine Hommage an die Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs. Körner hat bereits ein ausgezeichnetes Buch über das Thema geschrieben („Wir waren Heldinnen“). Der Film erzählt die Geschichte mit Hilfe von Zeitzeuginnen und vielen zeitgenössischen TV- und Wochenschau-Ausschnitten von den Anfängen in den 50ern bis zur siegreichen Heim-EM 1989.
mehr »

ARD schützt ihre Inhalte vor KI

Die ARD hat ihren Umgang mit Anbietern von KI geändert. Seit Ende Mai dürfen Unternehmen wie etwa Open AI, Perplexity oder Google (Gemini) Inhalte aus den Online-Angeboten der ARD nicht mehr nutzen, um damit ihre KI-Systeme zu trainieren. Das bestätigte der Senderverbund auf Nachfrage. Die ARD hat nun in ihre Webseiten einen sogenannten maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt technisch eingebaut. Damit wird KI-Crawlern signalisiert, dass sie die Inhalte dieser Angebote nicht verwenden dürfen.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »