Manfred Krupp neuer Intendant beim Hessischen Rundfunk

Beim Hessischen Rundfunk (hr) wurde mit Manfred Krupp ein neuer Intendant gewählt. Mit 21 zu 9 Stimmen hat der Rundfunkrat den bisherigen hr-Fernsehdirektor Krupp zum Nachfolger von Dr. Helmut Reitze bestimmt. Dieser hatte vergangenen November sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt bekanntgegeben. Im Vorfeld der Wahl wurde Kritik an der Besetzung des Rundfunkrats laut. Beanstandet wurde ein zu hoher Anteil an staatsnahen Mitgliedern.

Manfred Krupp wird sein Amt als neuer Intendant des Hessischen Rundfunks zum 1. März antreten und damit nach 13 Jahren Dr. Helmut Reitze ablösen, der sich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand verabschieden wird. Daneben hat der Rundfunkrat heute auch über die Länge der Amtszeit des neuen Intendanten abgestimmt und sich mit 27 Stimmen für 6 Jahre und gegen 5 Jahre entschieden

Mit Manfred Krupp wird ein hr-Urgestein die Leitung des Senders übernehmen. Seit 1984, mit Beginn seines Volontariats, ist er beim Hessischen Rundfunk als Fernsehjournalist beschäftigt. Sein Weg führte ihn anschließend vom TV-Redakteur über den landespolitischen Korrespondenten in Wiesbaden bis zum Fernseh-Chefredakteur. Seit 2005 war er hr-Fernsehdirektor und seit 2010 stellvertretender hr-Intendant.

So begrüßte auch der Geschäftsführende Verbandsvorstand (GVV) von ver.di im Hessischen Rundfunk die Wahl von Manfred Krupp. Man sehe „darin eine Chance auf Kontinuität in den Programmen und bei der wirtschaftlichen Führung des hr.“

Im Vorfeld der Intendantenwahl wurden Stimmen laut, die Besetzung des hr-Rundfunkrats sei wenig staatsfern und zu CDU-nah. Die Wahl des zwar parteiungebundenen, allerdings auch von der CDU gewünschten Kandidaten Manfred Krupp sei daher gesetzt gewesen. Tatsächlich sitzen neben den sechs Vertretern von Regierung und Landtag weitere 6 parteipolitisch eindeutig der CDU zuzuordnende Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen im insgesamt 30-köpfigen hr-Rundfunkrat, darunter der CDU-Europaabgeordnete Thomas Mann als Vertreter der Europa-Union oder die CDU-Stadtverordnete Sigrid Isser als Vertreterin des Landesfrauenrats. Auf Nachfrage von M verwies ein hr-Pressesprecher in diesem Zusammenhang auf das Verfahren zur Besetzung des Rundfunkrats. Wer als Vertreter in den Rundfunkrat entsendet werde, werde von den dort repräsentierten Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen selbst entschieden. Darauf hätte der Hessische Rundfunk keinen Einfluss. Wenn die gesellschaftlichen Gruppen ihre Vertreter so auswählten, dass Mehrheiten für bestimmte Parteien entstünden, dann läge das in der Verantwortung der Gruppen selbst.

ver.di hat bereits mehrfach die staatslastige Besetzung der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kritisiert. Trotz des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichtes, dass der Anteil von staatlichen und staatsnahen Mitgliedern in den Rundfunkgremien ein Drittel nicht übersteigen dürfe, ist Staatsnähe in den Rundfunkräten oft eher die Regel denn die Ausnahme (siehe den Kommentar in M zur Neubesetzung des MDR-Rundfunkrats). Im hr-Rundfunkrat sitzen neben den genannten CDU-nahen Mitgliedern und Vertretern der schwarz-grünen Landesregierung außerdem auch SPD-nahe Verbandsvertreter.

***Aktualisiert am 02.03.2016***

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkfreiheit nicht verstanden

Nachdem der NDR ankündigte, die bisherige Moderatorin der Sendung Klar, Julia Ruhs, in Zukunft nicht mehr zu beauftragten, nimmt die Debatte um die Sendung an Fahrt auf. Die Ministerpräsidenten Bayerns und Schleswig-Holsteins kritisierten die Personalentscheidung. CDU-Generalsekretär Linnemann forderte gar finanzielle Konsequenzen für den Sender. Zuletzt wurde auch die Rolle von ver.di im Sender und im Rundfunkrat thematisiert.
mehr »

Einschränkungen der Pressefreiheit in den USA

Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di äußert sich besorgt über fortschreitende Einschränkungen der Medien und Pressefreiheit in den USA. Der Sender ABC hat die erfolgreiche Late-Night-Show des US-Moderators abgesetzt. Hintergrund sollen kritische Kommentare Kimmels im Zusammenhang mit dem Mord an dem rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk sein.
mehr »

Filmtipp: Solidarity

Vordergründig ist „Solidarity“ ist eine Verbeugung vor all’ jenen, die sich beruflich oder ehrenamtlich um Geflüchtete kümmern. Mindestens genauso wichtig waren dem Schweizer Dokumentarfilmer David Bernet jedoch grundsätzliche Aspekte des Themas, die schließlich in eine entscheidende Frage münden: Wie viele Menschen kannst du umarmen?
mehr »

„Kleine Anfragen“ bedrohen Medien

In Deutschland haben sich gewaltsame Angriffe auf Journalist*innen 2024 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – insbesondere auf rechtsextremen, antisemitischen und verschwörungsideologischen Versammlungen. Doch es gibt auch subtilere Bedrohungen von rechts wie Akkreditierungsverweigerung, Einschüchterungsklagen (SLAPPs) oder Kleine Anfragen, die auf den Entzug staatlicher Förderungen oder Aberkennung von Gemeinnützigkeit zielen und eine pressefeindliche Stimmung befeuern.
mehr »