ES BRENNT am Stachus

Flammende Aktion gegen schlechte Arbeitsbedingungen der Filmschaffenden

Eröffnungstag des Münchner Filmfestes – 28. Juni: Es sah aus, wie es immer aussieht, wenn irgendwo im Lande eine Filmpremiere gefeiert wird. Ein roter Teppich, Hunderte von Schaulustigen hinter der Absperrung in Erwartung ihrer Lieblingsschauspieler, eine Stretchlimousine, die vorfährt. Die Tür öffnete sich und heraus trat Schauspieler Hans-Werner Meyer, bekannt von Kino- und TV-Filmen wie „Der Baader Meinhof Komplex“, „Contergan“, „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“.

Foto: Kersten Hüttner
Foto: Kersten Hüttner

Was dann passierte, war anders als gewöhnlich. Aus der Limousine stieg kein weiterer Star in eleganter Abendgewandung. Stattdessen hielt Hans-Werner Meyer die Wagentür für die Crewmitglieder auf. Über den roten Teppich schreitend ließen sich dieses Mal Requisiteurin, Continuity, Tonassistent, Beleuchter und Kameramann von den am Rande stehenden Schauspielerinnen feiern. Stuntman Sönke Korries, der als letzter die Limousine verließ, stand lichterloh in Flammen und flanierte so über den Teppich.

Mit dieser ungewöhnlichen Performance demonstrierte die ver.di FilmUnion gemeinsam mit dem Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS), dem Bundesverband der Fernsehkameraleute (bvfk) und 11 weiteren Verbänden gegen zunehmenden Leistungsdruck, Gagendumping und unzureichende soziale Absicherung bei Film und Fernsehen. Anlässlich der immer prekärer werdenden Arbeitsbedingungen hatten sich die Verbände zum Aktionsbündnis „ES BRENNT!“ zusammengeschlossen. Die ver.di FilmUnion ist sehr froh, dass dieses Bündnis gelang, denn die Missstände betreffen alle, die Profis hinter der Kamera, ebenso wie die Stars im Rampenlicht, die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Festangestellte und auf Produktionsdauer Beschäftigte. „Vom Glamour allein können wir nicht leben“, war die kollektive Botschaft.

 

http://vimeo.com/69456544
http://connexx-av.de

Tipp:

Heiße Debatten folgten dann am 30. Juni bei der Podiumsdiskussion der ver.di Filmunion auf dem Münchener Filmfest. Die Black Box war mit etwa 160 Gästen sehr gut besucht. Ein ausführlicher Bericht dazu unter: http://tinyurl.com/m6fetwz

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Deutsche-Welle: Beschäftigte wehren sich

Mitarbeiter*innen der Deutschen Welle (DW) protestieren an der Marschallbrücke in Berlin gegen die geplanten massiven Kürzungen im Etat des deutschen Auslandssenders. Sie wollen bis Freitag jeweils frühmorgens Bundestagsmitglieder auf ihrem Weg ins Parlament um Unterstützung für eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Deutschen Welle bitten.
mehr »