Peter Kleinert: Engagiert und solidarisch

„Immer auf der Seite der Opfer“ und „Unser Gesetz heißt Solidarität“: So lauten zwei Titel der zahlreichen Filme, die Peter Kleinert in sechs Jahrzehnten seines Berufslebens „gemacht“ hat. Sie drücken die Haltung aus, die sein Leben überhaupt geprägt hat. Am 6. Februar 2016 ist der Journalist, Redakteur, Produzent, Regisseur, Zeitungsmacher und Gewerkschafter nach schwerer Erkrankung im Alter von 78 Jahren gestorben.

Peter Kleinert Foto: Arbeiterfotografie

„Immer auf der Seite der Opfer“ hieß 1976 Kleinerts Dokumentarfilm über Steine, die Journalistinnen und Journalisten bei der gründlichen Berichterstattung über skandalöse Zustände in einem Chemiebetrieb des Flick-Konzerns in den Weg gelegt wurden – von den eigenen Verlagen. Der Filmemacher war aber auch Redakteur des „Kölner Stadt-Anzeigers“, dessen damaliger Eigentümer, der Zeitungsverleger-Funktionär Alfred Neven-DuMont selig, Kleinert nach der Ausstrahlung des Fernsehfilms aus der Redaktion hinauswarf, obwohl sein Verlag in dem Film nicht einmal namentlich erwähnt worden war.
Der engagierte Gewerkschafter, zu der Zeit ehrenamtlich auch nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Berufsgruppe Deutsche Journalisteninnen- und Journalisten Union (dju) in der Industriegewerkschaft Druck und Papier (einer der ver.di-Vorgängerorganisationen), wehrte sich mit Unterstützung seiner Gewerkschaft und zahlloser solidarischer Kolleginnen und Kollegen vor Gericht gegen seine Entlassung. Der Prozess zog sich über Jahre durch etliche arbeitsgerichtliche Instanzen, bis das Bundesarbeitsgericht Kleinerts Entlassung durch den DuMont-Konzern abschließend und endgültig für rechtswidrig erklärte, was aber nicht zu seiner Wiedereinstellung als Redakteur führte.
„Unser Gesetz heißt Solidarität“ war 1977 der Titel eines der ersten Filme, die Peter Kleinert mit seinem soeben gegründeten „Kaos Film- und Video-Team Köln“ produzierte: eine Dokumentation des legendären Zeitungsstreiks beim „Weser-Kurier“ und bei den „Bremer Nachrichten“. Monopolverleger Meyer („Mein Gesetz heißt Meyer“) wollte die von der IG Druck und Papier erkämpften Gehaltserhöhungen bei den Angestellten und Redakteuren des Verlags nicht auszahlen, sondern auf die übertariflichen Zulagen anrechnen. Mit Unterstützung der Setzer und Drucker traten die Betroffenen daraufhin in einen „wilden Streik“, den ihre Gewerkschaft aus juristischen Gründen zunächst offiziell nicht unterstützen durfte (es aber später doch konnte und tat). Der Film, den Peter Kleinert und sein Team über diesen betrieblichen Kampf drehten, wurde ein Jahr später vom Westdeutschen Rundfunk ausgestrahlt und in der Folge vielfach bei gewerkschaftlichen Bildungsveranstaltungen und Mitgliederversammlungen gezeigt.
Kleinerts KAOS-Team gewann zahlreiche Preise – vom Adolf-Grimme-Preis in Gold bis zum Preis der Internationalen Jury beim Leipziger Dokfilm-Festival. Für den engagierten Publizisten folgten u.a. 1985 die Gründung der “Kaos-Galerie“ (zusammen mit der Künstlerin Marianne Tralau, Kleinerts zweiter Ehefrau) und 1988 – zusammen mit fünf anderen Dokumentarfilmteams und einem Redakteur der „Welt der Arbeit“ – die Etablierung des „unabhängigen Fernsehfensters Kanal 4“ auf RTL und Sat1, das auf Druck der beiden Privatsender 1998 wieder geschlossen werden musste, als der damalige Sozialdemokrat Wolfgang Clement Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wurde. Daraufhin gründete Kleinert zusammen mit anderen die „Kölner Woche“, 2005 – bereits Rentner – schließlich die „Neue Rheinische Zeitung“, deren Herausgeber und verantwortlicher Redakteur er bis zuletzt war.
Zu seinem Tod heißt es in dieser NRhZ u.a.: „Eine Welt frei von Faschismus und Krieg. Eine gerechte und friedliche Welt. Eine Welt frei von Kapitalismus und der Raffgier einiger Weniger. Eine sozialistische Welt. Eine Welt frei von Nationalsozialismus, Zionismus und anderen Formen des Rassismus. Eine Welt, in der Menschen welcher Herkunft auch immer mit gleichen Chancen und Rechten zusammenleben. Dass der Tag kommen kann, an dem eine solche Vision von Freiheit Wirklichkeit wird, dessen war sich Peter Kleinert sicher.“ Und weiter: „Nun ist es an uns gemeinsam, dieses Vermächtnis fortzuführen – in einer Zeit, in der die globalen und lokalen Auseinandersetzungen sich zuspitzen und es uns schwer machen, die Vision von Freiheit im Auge zu behalten.“


 

Zu Ehren von Peter Kleinert soll in mehreren Zeitungen eine Todesanzeige geschaltet werden. Wer sich daran beteiligen möchte, teile dies bitte bis 19. Februar per eMail an arbeiterfotografie@t-online.de mit und überweise auf das Konto „Anneliese Fikentscher, IBAN: DE76 3701 0050 0405 2275 03,
BIC: PBNKDEFF, Stichwort: PETER“ einen Betrag (Richtwert: 20 Euro).

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