Leserbrief: Autorisierung ist Zensur

Pro & Contra in M 05 / 2005

Die Autorisierung von Interviews oder Statements ist eine Form der Zensur. Das letzte Wort vor der Veröffentlichung muss die Redaktion haben, sonst gibt sie ihre Autonomie auf. So gesehen verbietet sich Autorisierung sogar. Bei Interviews, die zur Autorisierung vorgelegt werden, sollte das in einem Zusatz vermerkt werden. (So wie bei der Montage eines Fotos.) In diesem Sinne würde mich interessieren, ob das Interview mit Frank Werneke in M 5/05 ihm zur Autorisierung vorgelegt wurde.

Thomas Moser, per Mail

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Die Redaktion von «M» ist hier der Meinung von Günter Frech (Contra: „Gesagt ist Gesagt“) und damit lediglich für ein Autorisieren im ursprünglichen Sinne: „dem Interviewten die Chance geben, sich das Gesagte in Schriftform anzuschauen“. Das hilft beiden Seiten, Fehler zu vermeiden und hat mit Zensur nichts zu tun. Allerdings Gesagtes in ganzen inhaltlichen Komplexen zurückzunehmen oder gar in den Fragen zu redigieren und ähnliches, das sollte niemand akzeptieren. Allein in diesem Sinne wurde das Interview selbstverständlich Frank Werneke vorgelegt.

Karin Wenk

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