Ein Erfolgsmodell aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland
Ein Jahr kommt die Zeitung gratis ins Haus – dafür wird für 1.200 Azubis aus 250 Betrieben in Rheinland-Pfalz und dem Saarland fast das ganze Leben ein Quiz. Alle 14 Tage beantworten sie Fragen, deren Lösung nur mit regelmäßiger Lektüre der Tageszeitung möglich ist. Das mutige Konzept, hat sich mittlerweile zu einem Erfolgsmodell entwickelt.
„ZeiLe – Zeitung Lesen macht Azubis fit“ heißt das Projekt, bei dem der regionale Verlegerverband, beide Landesregierungen, die Universität Koblenz-Landau und die Wirtschaft an einem Strang ziehen. Davon würden alle profitieren, so die Projekt-Mitarbeiter Dr. Annette Hosenfeld und Wolfgang König, die das Modell beim 3. Medienpolitischen Stammtisch der Initiative „Qualität und Vielfalt sichern“ in Schwerin vorstellten. Für die inzwischen fünf teilnehmenden Zeitungsverlage wären Auszubildende die ideale Zielgruppe, um Leser von morgen zu gewinnen, sind doch junge Facharbeiter weitaus bodenständiger als die so oft mit Gratis-Abos umworbenen Studenten. Die Unternehmen – vom Frisörsalon bis zum Großbetrieb – hätten ein wirksames Instrument in der Hand, die Qualifikation ihrer Mitarbeiter zu verbessern, den vielfach beklagten Bildungsdefiziten zu begegnen. Schließlich stärke das bessere Verständnis politischer Zusammenhänge die Demokratie.
Messbar werden solche Ergebnisse mit Hilfe von zwei größeren Wissenstests, die die Azubis jeweils zum Auftakt und am Ende des über zwölf Monate laufenden Projektes absolvieren, wobei als Vergleichsmaßstab eine nicht an „ZeiLe“ teilnehmende Gruppe herangezogen wird. So stellte die Universität in bisherigen Auswertungen bei den Teilnehmern einen Wissenszuwachs von 11,3 Prozent fest, knapp acht Prozent mehr als bei der Vergleichsgruppe. Dabei würden Hauptschüler und junge Frauen am stärksten profitieren. Deutlich verändert hatte sich nach einem Jahr auch das Medienverhalten. Regionale Tageszeitungen verbuchten als Nachrichtenquelle den stärksten Zuwachs, gefolgt vom Internet und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsendern. Den größten Wissenszuwachs gab es in den Bereichen Politik und Regionales.
Die Entwicklung sei sehr ermutigend, so das Fazit der Wissenschaftler in Schwerin. Was auch erklärt, warum der regionale Verlegerverband sowie die Ministerien für Bildung (Rheinland-Pfalz) und Wirtschaft (Saarland) gemeinsam weiter die Kosten von jährlich 180.000 Euro für die wissenschaftliche Betreuung übernehmen. Für die Betriebe, die lediglich die Abos bezahlen, sind die Kosten gering.
Das seit 2006 laufende Projekt ist auf bestem Wege, deutschlandweit Schule zu machen. Demnächst wollen Hessen und Bayern einsteigen. Mecklenburg-Vorpommern scheint davon bisher noch weit entfernt. Von den Verlagen an der Küste ließ sich trotz Einladung kein Vertreter in Schwerin beim Stammtisch der von ver.di, DJV und DGB getragenen Initiative „Qualität und Vielfalt sichern. Unser Land braucht seine Zeitungen“ blicken, wohl aber Abgeordnete der demokratischen Parteien aus Landtag und Kommunalparlamenten, die unisono reges Interesse bekundeten.