Herausgeber einer Website per Instagram bedroht
Es war nur der Höhepunkt einer langen Reihe von Schikanen und Einschüchterungen, aber sie kam gleich von ganz oben, direkt aus Grosny: Am 6. Januar 2017 nutzte der Sprecher des tschetschenischen Parlaments, Magomed Daudow, seinen Instagram-Account, um unverhohlen eine Drohung gegen Grigory Shvedov (im Deutschen auch oft: Grigori Schwedow) auszusprechen. Daudow, ein enger Mitarbeiter des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, veröffentlichte auf Instagram das Bild eines Hundes mit einem Knoten in der Zunge – eine Anspielung auf Shvedovs Website „Kaukasischer Knoten” (Kawkaski Usel). Den Hund nannte er „Shved”, beschimpfte ihn und schlug vor, seine Zunge auf eine normale Größe zurückzuschneiden und seine Zähne zu ziehen.
Der Kaukasische Knoten ist ein unabhängiges Medienportal, das den Verantwortlichen schon lange ein Dorn im Augen ist, weil es sich nicht der einseitigen Propaganda der tschetschenischen oder einer anderen Regionalregierung anschließt, sondern versucht, möglichst sachlich und neutral Nachrichten und Analysen über die kaukasische Region (neben den russischen Republiken sind auch Georgien, Armenien und Aserbaidschan Thema) zu verbreiten. Gegründet wurde die Seite schon 2001 von der renommierten russischen Menschenrechtsorganisation „Memorial”. Der Kaukasische Knoten kooperiert auch mit der britischen BBC und wurde 2007 von der Zeit mit dem „Gerd-Bucerius-Preis” für freie Presse in Osteuropa ausgezeichnet.
Die Mitarbeiter der Seite stehen seit Jahren unter Druck – wie alle Medienschaffenden, die unabhängig vom Kreml oder den regionalen Regierungen zum Kaukasus arbeiten und publizieren. Zwei Beispiele: 2009 wurde die Journalistin Natalja Estemirowa entführt und ermordet. Und 2016 wurde Schalaudi Geriew nach einem kritischen Artikel in einem konstruierten Verfahren wegen des angeblichen Besitzes von Marihuana zu drei Jahren Haft verurteilt.
Was können Sie tun?
Schreiben Sie an die russische Generalstaatsanwaltschaft und fordern Sie diese auf, eine unabhängige und effektive Untersuchung der Drohungen gegen den Journalisten Grigory Shvedov von der Website Kawkaski Usel einzuleiten. Schreiben Sie auf Russisch, Englisch oder Deutsch an:
GENERALSTAATSANWALT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
Yuriy Yakovlevich Chaika, Prosecutor General’s Office
- B. Dmitrovka, d.15a, 125993 Moscow GSP-3
RUSSISCHE FÖDERATION, Fax: 007 – 495 692 17 25
Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
- E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin
Fax: (030) 2299 397, E-Mail: info@russische-botschaft.de