Vom Videodreh mit dem Smartphone und der 360°-Reportage, über die Polizei als „dein Freund und Twitterer“ bis zur Idee von Journalismus über Crowdfunding und Genossenschaften reichten die Themen der vier Speed Labs. Dieses Workshop-Format, bei dem die Teilnehmer_innen in jeweils 30 Minuten sehr konzentriert Einblicke ins jeweilige Medienfeld erhalten, kam auch in diesem Jahr bei den ver.di-Medientagen #Krassmedial in Berlin wieder sehr gut an.
Speed Lab 1: Mit digitaler Streife Vertrauen schaffen
Nicht nur Unternehmen unterschiedlicher Branchen werden zunehmend zu „Contentproduzenten“, auch Behörden stellen sich auf die neue Kommunikation im Zuge der Digitalisierung ein. Das verdeutlichte die Hauptkommissarin Yvonne Tamborini am Beispiel der Berliner Polizei. Dort wurde 2012 neben der Pressestelle ein sechsköpfiges Social-Media-Team aufgebaut, das insbesondere die jüngere Zielgruppe erreichen sollte. Pro Monat setze diese digitale Streife etwa 180 Tweets und 70 Facebook-Posts ab – zu „unterschwelligen Themen“, etwa wie ein Polizist eine Katze vom Baum rettet oder Tipps gegen Einbrüche gibt. Ziel sei es, über die Arbeit zu informieren und Vertrauen zu schaffen – mit einem normativen Anspruch, d.h. für „abweichendes Verhalten“ zu sensibilisieren. So gab es Live-Berichte über Verkehrsunfälle mit Personenschäden, über Falschparker oder die Kampagne #pickpocket über Taschendiebstahl. Auch die Medien sind im Blick. Etwa, als die Presse am 19. Dezember 2016 frühzeitig von einem „Anschlag“ auf den Weihnachtsmarkt berichtete, obwohl nur klar war, dass ein LKW auf dem Breitscheidplatz in die Menge gefahren war und es viele Verletzte gab. Damals twitterte die digitale Streife: „Verbreiten Sie keine Gerüchte! Weitere Infos hier.“ Die Medien „haben sich dann auf unsere Öffentlichkeitsarbeit draufgesetzt“, so Tamborini.
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Speed Lab 2: Beziehungen zu den Leser_innen monetarisieren
Im digitalen Zeitalter individualisierter Kommunikation gelte es, „nicht Inhalte zu verkaufen“, sondern die Beziehungen zu den Leser_innen, „den Fans zu monetarisieren“, so Philipp Schwörbel, Vorstand der „Krautreporter“-Genossenschaft, die 2016 aus dem 2014 gegründeten Online-Magazin entstand. Die Finanzierung der Arbeit könne nur langfristig gesichert werden, wenn man „ein gutes Produkt“ anbiete. Leute zahlen nicht für Polizeimeldungen oder dpa-Nachrichten. Krautreporter entwickle seine Themenideen aus Leserkommentaren, binde sie ein und schaffe so eine persönliche Beziehung. Das könne jeder freie Journalist, so Schwörbel. Schwieriger sei das Marketing und die Entwicklung der dazu gehörigen Technologie. Die stehe nun mit dem Tool Steady bereit.
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Speed Lab 3: Berichterstattung mit Smartphone oder 360°-Kamera
Das Internet ermöglicht es Journalisten, Inhalte schnell und auf verschiedenen Kanälen zu verbreiten. Dabei nimmt das Smartphone eine immer größere Rolle ein, vor allem im Videobereich. „Videos“, sagt Rundfunkjournalist Kai Rüsberg, „werden Texte irgendwann verdrängen, erst recht in den sozialen Netzwerken“. Das Smartphone ist heutzutage ein gut ausgerüstetes Werkzeug, mit dem sich O-Töne, Fotos und Videos aufnehmen sowie Liveübertragungen schalten lassen. Es gibt laut Rüsberg zwar einige Einschränkungen, für das Medium Online reiche es aber allemal. Selbst lange Dokumentationen werden mittlerweile mit dem Smartphone gedreht. Auch wenn die Medienberichterstattung schnelllebiger wird, „die Qualität der Inhalte muss darunter nicht leiden“. Rüsberg produziere Handyvideos, um seine klassischen Radioreportagen zu bereichern. Auf große Schnitttechniken versucht der Praktiker, der sich auch intensiv mit 360-Grad-Reportagen auseinandersetzt, dabei zu verzichten. Vieles lasse sich im sogenannten „One Shot Reporting“, also in einer Einstellung, leicht und ohne viel Zusatztechnik umsetzen.
Im Speed Lab sprach Rüsberg auch über die 360°-Reportage, die bei Journalisten immer beliebter wird. Statt einem Smartphone benötige man dafür eine 360°-Kamera, durch die der Zuschauer ein Rundum-Bild erhalte. Dass der Zuschauer bei diesem Format auch hinter die Kamera schauen kann, ändere viel: „Ich bleibe dann nicht mehr nur der fragende Journalist, ich werde plötzlich Teil des Beitrags“, so Rüsberg. Da man als Journalist zeigen kann, wie es vor Ort wirklich aussieht, könne man den Zuschauer noch viel intensiver in die Geschichte ziehen.
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Speed Lab 4: Videos mit dem Smartphone drehen
Leonie Voss, Mitarbeiterin bei Spiegel Online, sieht das mit dem Videodreh ohne großes Equipment ähnlich: „Ich bin kein Fan davon, das Smartphone ohne Ende aufzurüsten. Dann könnte ich auch gleich die professionelle Kamera nehmen.“ Sie erklärt ganz konkret die wichtigsten Handgriffe für einen guten vor-Ort-Videodreh. Alles, was es für ein gelungenes Handyvideo braucht, sind im Idealfall ein kleines Stativ, ein Headset als Mikrofon oder ein Ansteckmikrofon und ein Selfi Stick. Außerdem empfiehlt Voss Schnitt-Apps wie „iMovie“ für Apple oder Kinemaster für Android. Mit der App „Video Compressor“ lassen sich Videos kleiner rechnen und mit „WeTransfer“ per Mail versenden. Apps wie „Hyperlapse“ eigneten sich hingegen als Bildstabilisator. Beim Dreh selbst, so Voss, gelten die üblichen Regeln. Das heißt, man sollte möglichst viele Einstellungen drehen und starke Schwenks vermeiden. Was beim Handydreh nicht geht, ist das Zoomen. „Stattdessen könnt ihr einfach näher an das Ereignis herantreten“, sagt Voss. Handyvideos böten sich an, um spontane und emotionale Szenen festzuhalten, Interviews mit Augenzeugen zu führen oder live vom Ereignis zu berichten.
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Die Vorträge und Handouts der Referent_innen können auf der Seite der dju im PDF-Format heruntergeladen werden: https://dju.verdi.de/medientage/medientage-2017