Schüler stellen Fragen zum Journalismus, Experten antworten
Wie bekomme ich ein Volontariat? Was studiere ich für welchen Medienberuf? Lohnt es noch Journalist_in zu werden? Eineinhalb Stunden lang konnten Schüler_innen im Abi-Chat der Agentur für Arbeit all ihre Fragen rund um das Thema Medienberufe loswerden. Antworten gaben die Experten Sabine Najib von der Agentur für Arbeit Osnabrück, Dr. Susanne Stracke-Neumann von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di, Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband und der freie Journalist Daniel Kastner.
Mit dem Portal und dem begleitenden Magazin „abi >> dein Weg in Studium und Beruf“ informiert die Agentur für Arbeit regelmäßig Schüler_innen zu Fragen der Studienwahl und Berufsentscheidung, zu Chancen auf dem Arbeitsmarkt und über Trends in der jeweiligen Branche. Diesmal drehte sich im Chat alles um das Thema „Ich will was machen mit Medien.“ Besonders großes Interesse galt hier dem Journalismus.
„Kann man ein Volontariat machen, ohne vorher studiert zu haben?“, will User Travis gleich zu Beginn wissen. Chancen dafür gebe es schon, allerdings, so Susanne Stracke-Neumann, sei die Konkurrenz der Uni-Absolventen sehr, sehr hoch. Chat-Teilnehmerin Shuvuu möchte demnächst etwas mit Medien studieren. „Zurzeit schwanke ich aber noch zwischen den Studiengängen Medienwissenschaften und Intermedia“, schreibt sie. Auch etliche andere Teilnehmer_innen wollen wissen, welcher Studiengang geradewegs in den Journalisten-Beruf führt. Die Experten sind sich einig: Es gibt mehrere Möglichkeiten. Kastner selbst hat Medienwissenschaften studiert, was seiner Meinung nach ein ziemlich theoretischer Studiengang sei. Eine praktische Grundlage für den Beruf böte er nicht. Grundsätzlich aber, so Kastner, könne man fast alles studieren und später im Job sein Spezialwissen aus dem Studiengang ziehen. Auch Stracke-Neumann empfiehlt, einfach das zu studieren, was einem selbst Spaß mache. Sabine Najib rate oftmals zum Lehramtsstudium, da auch Lehrer_innen Vermittler seien und demnach ähnliche Aufgabe haben.
Doch wie, wollen die Chat-Teilnehmer_innen wissen, erhöhe ich nach dem Studium meine Chancen auf einen Volontariatsplatz? Auch hier herrscht Einigkeit: Erfahrungen und Arbeitsproben sammeln, am besten durch Praktika. Doch das ist laut Chat-Teilnehmerin Chantal gar nicht mal so leicht, sie schreibt: „Ich habe schon bei vielen Medienunternehmen nachgefragt, ob sie freiwillige Praktika anbieten, war aber leider noch nicht erfolgreich.“ Ausdauer, so Najib, sei bei den Bewerbungen um ein Praktikum wichtig. „Ansonsten sind natürlich Arbeitsproben hilfreich, die du zum Beispiel über eigene journalistische Aktivitäten dokumentierst. Nicht nur in Schülerzeitungen, sondern durch die Teilnahme an Wettbewerben oder einem Radioführerschein“, schreibt Najib. Stracke-Neumann gibt den Chat-Teilnehmer den Tipp, einfach mal bei den Lokalzeitungen und den Lokalradios vor Ort nach freier Mitarbeit oder einem Praktikum zu fragen, oder gar seinen eigenen Blog ins Leben zu rufen.
Doch lohnt es überhaupt, all die Mühe auf sich zu nehmen? Chat-Teilnehmer juju fragt ganz direkt: „Hand aufs Herz: In welcher finanziellen Liga spielt ein fest angestellter Redakteur?“ Das komme laut Zörner auf Mediengattung und das Alter an. „Bei den Zeitungen und Zeitschriften liegen die Gehälter zwischen 3.000 und 6.000 Euro“, schreibt Zörner. Userin Lena hakt weiter nach: „Ich möchte später eigentlich bei einem Magazin oder einer Zeitung arbeiten. Wie realistisch ist das? In meinem Umfeld raten mir alle davon ab, weil es angeblich keine Stellen mehr gibt.“ Najib gibt den Tipp, sich die Stellenangebote auf der Webseite www.mediajobs.de mal anzuschauen. Alternativ, schreibt Chat-Teilnehmerin Lena weiter, könne sie sich auch vorstellen, beim Film hinter den Kulissen zu arbeiten. Sie will wissen, ob es da in Deutschland überhaupt Möglichkeiten gibt. Stracke-Neumann verweist auf die Webseite www.filmunion-verdi.de, auf der es alle nötigen Informationen zu dem Berufsfeld gebe. Und Möglichkeiten, so Stracke-Neumann, gebe es allemal in Deutschland, immerhin würden etliche Filme in Potsdam-Babelsberg gedreht. Chat-Teilnehmer Br00dy413 interessiert zum Schluss noch, was der Journalisten-Beruf eigentlich bietet. Kastner kennt die Antwort: „Du kannst deiner Neugier nachgehen. Du bekommst Leute, Dinge, Gegenden zu sehen, die du normalerweise nicht zu sehen bekommst. Du könntest auch idealistisch sagen, dass du Leute aufklären und informieren und so die Welt zu einem besseren Ort machen willst, aber das geht natürlich auch in anderen Berufen.“