Protestaktion vor dem Berlinale-Filmtheater am Potsdamer Platz: Unter dem Motto „So macht Arbeit krank“ protestierten am 17. Februar ver.di-Aktive aus dem Kinobereich gegen mangelnden Gesundheitsschutz und schlechte Arbeitsbedingungen in den hauptstädtischen CineStar-Kinos. An das Festival-Publikum wurden Flugblätter verteilt. Speziell kritisiert wurde, dass sich Kinobeschäftigte während ihrer Arbeit im Service auch in publikumsschwachen Zeiten nicht hinsetzen dürfen.
ver.di hat vor Beginn der Berlinale 2018 die Arbeitsbedingungen der meisten Berliner Festival-Spielstätten überprüft. Festgestellt wurde, dass insbesondere von dem Kinobetreiber CineStar wesentliche gesetzliche Schutzbestimmungen im Gesundheitsschutz nicht eingehalten werden und dass die demokratische Mitbestimmung der Betriebsräte systematisch missachtet wird.
ver.di kritisiert zudem die permanente personelle Unterbesetzung in fünf von sechs Berliner CineStar-Kinos. So würden über 50 Überlastungsanzeigen der Mitarbeiter im CineStar Berlin-Tegel von der Geschäftsführung ignoriert. Durch die Unterbesetzung im Servicebereich müssen die Beschäftigten mitunter zwischen den Vorstellungen regelrecht rennen, um die Kinos zu reinigen.
ver.di kritisiert den mangelnden Gesundheitsschutz in den Berliner CineSta -Kinos. Die Arbeitgeberin richtet in einzelnen Kinos keine Arbeitsschutzausschüsse ein. Ein besonders krasser Verstoß gegen Schutzbestimmungen sei es, Beschäftigten in der Gastronomie und im Einlass nicht zu erlauben, sich während der Arbeitszeit hinzusetzen – auch wenn kein Gast weit und breit zu sehen ist. Teilweise stehen die Beschäftigten auf unrenovierten Betonböden. Von den Betriebsräten eingeforderte Stehhilfen und Anti-Ermüdungsmatten werden von der Geschäftsführung in Lübeck abgelehnt. Das gilt insbesondere im CineStar-Original am Potsdamer Platz, dem ständigen Berlinale-Palast. Die Berlinale selbst beschäftigt in den Kinos auch eigene Beschäftigte, die sich während der Arbeitszeit sehr wohl hinsetzen dürfen. Im CineStar Tegel fehle im Übrigen auch angemessene Schutzkleidung für die Beschäftigten bei der Popcornproduktion.
Außerdem verfolge die Geschäftsführung gegenüber den Betriebsräten eine Strategie des „Kleinkrieges“, schätzt ver.di ein. In wesentlichen Feldern verweigere die Geschäftsführung planvoll und systematisch die Mitbestimmung der Interessenvertretungen und dränge diese in permanente Rechtauseinandersetzungen und Gerichtsverfahren bis zum Bundesarbeitsgericht. „Wir fordern das Unternehmen auf, die Mitbestimmung der Betriebsräte zu achten und den Beschäftigten zu erlauben, sich während der Arbeit hinzusetzen. Wenn die Gäste im Kinos sitzen und der Film läuft, muss kein Beschäftigter wie eine Palastwache vor dem Kino stehen“, so ver.di-Gewerkschaftssekretär Jörg Reichel. Er zeigte sich mit der Resonanz auf die Proteste bei Passanten und Publikum zufrieden und kündigte weitere ver.di-Aktionen während der Berlinale an.