Portfolio-Plattform um der Anonymität des Marktes zu entkommen
Es soll ja tatsächlich KollegInnen geben, die noch immer nicht über eine eigene Internetpräsenz verfügen. Gemeint sind weniger die Alpha-Journalisten und Edelfedern, die sowas nicht nötig haben. Eher die Digitalmuffel, die auch aufgrund einer gewissen Technik-Phobie freiwillig auf eine stärkere Profilierung im Netz verzichten. (Ich gehöre dazu.) Für diesen Personenkreis könnte „torial” perspektivisch die Rettung bedeuten.
„torial” will Journalisten und Angehörige artverwandter Berufe dazu animieren, der Anonymität des Marktes zu entkommen. Auf dieser Plattform sei es möglich, so versprechen die Betreiber, mit geringem Aufwand eine digitale Präsenz aufzubauen. Mit dem Ziel, Sichtbarkeit, Relevanz und Reichweite für die eigene journalistische Marke zu schaffen.
Journalisten können sich kostenfrei bei „torial” registrieren und eine persönliche Visitenkarte im Netz anlegen. Nach der Erstellung eines Profils mit den wichtigsten Daten zur Person gibt es eine Reihe von Optionen: So lassen sich Links erstellen, Videos einbetten, PDF-Dokumente eigener Texte hochladen. Das eigene Portfolio kann mit Feeds aus Blogs, Twitter, Flickr und Youtube verknüpft werden. Zugleich verfügt die Plattform über eine Netzwerkfunktion, die die Kontaktpflege mit anderen Kommunikationsprofis erleichtert. Der Vorteil gegenüber einer isolierten individuellen Homepage liegt auf der Hand: „Bei torial bist du Teil einer Relevanzplattform, im Web stehst du einfach auf irgendeiner Site”, sagte Marcus Jordan, einer der beiden Geschäftsführer.
Weitere Macher neben Jordan sind Konrad Schwingenstein, ehemaliger Gesellschafter beim Süddeutschen Verlag, und Hans-Peter Hösl, Gründer der Kommunikationsagentur Bloom.
Ihnen schwebt eine Markt-Plattform vor, auf der Publizisten zielgenau die richtigen Autoren und die richtigen Inhalte finden. „Inhaltliche Inspiration, eine neue effektive Quelle für Recherche.” Der Haken: die journalistische Zielgruppe ist einstweilen zu klein für eine erfolgreiche Kommerzialisierung etwa auf der Basis von Nutzungsgebühren. Ein funktionierendes Geschäftsmodell ist noch nicht in Sicht. Denkbar wäre eine Mischkalkulation aus Beiträgen institutioneller Nutzer (Verlage, Redaktionen, Agenturen) und Stiftungsgeldern oder öffentlichen Finanzierungen. Zu diesem Zwecke wird derzeit der Gang in die Gemeinnützigkeit geprüft. Auch die dju hat ihre Zusammenarbeit mit „torial” zugesagt.