Aktion für Abdallah Elshamy, Ägypten

Al-Dschasira-Mitarbeiter ohne Anklage inhaftiert

Als sich die Lage zuspitzte und die Gewalt überhandnahm, wollte Abdallah Elshamy das Geschehen im Zentrum Kairos verlassen. Doch an einem Kontrollpunkt des Militärs hielten ihn ägyptische Sicherheitskräfte fest und befragten ihn zwei Stunden lang zu seiner Arbeit. Dann brachten sie den Mitarbeiter des arabischen Fernsehsenders „Al-Dschasira” in eine Polizeiwache. Drei Tage später wurde er in ein Militärgefängnis, später in das Tora-Istiqbal-Gefängnis verlegt. Mehrmals soll er geschlagen worden sein.

Amnesty International Logo
Amnesty International Logo

An jenem 14. August 2013, an dem Abdallah Elshamy im Stadtteil Nasr City in Kairo festgenommen wurde, demonstrierten zahlreiche Anhänger der Muslimbrüder gegen die Absetzung von Präsident Mohammed Mursi durch das Militär. Später gab es eine blutige Niederschlagung der Proteste. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Elshamy an den Protesten teilgenommen hat, vielmehr war er als Berichterstatter vor Ort. Die ägyptischen Behörden kritisieren Al-Dschasira jedoch, weil der Sender einseitig Partei für Mursi und die Muslimbrüder Partei ergriffen habe. Abdallah Elshamy wird vorgeworfen, einer verbotenen Gruppierung anzugehören. Allerdings hat Elshamy bis Ende Juni 2013 vor allem Berichte über Westafrika produziert; erst als sich der Konflikt um Mursi zuspitzte, wurde er von Al-Dschasira nach Ägypten beordert. Auch nach neun Monaten in Haft ist noch keine Anklage gegen den Journalisten erhoben worden. Ende Januar trat er deshalb in einen Hungerstreik, der ihn gesundheitlich angreift.

Das Schicksal Elshamys steht im Schatten eines prominenteren Falls, der ebenfalls Al-Dschasira-Journalisten in Ägypten betrifft. Das Verfahren gegen den Australier Peter Greste sowie gegen Mohammed Fahmy und Baher Mohamed unter anderem wegen des „Sendens falscher Nachrichten” läuft seit Februar und hat laute internationale Proteste gegen die ägyptische Justiz hervorgerufen (M 3/14). Der schon früher inhaftierte, aber bisher nicht angeklagte Abdallah Elshamy droht dabei in Vergessenheit zu geraten.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den ägyptischen Übergangspräsidenten und fordern Sie die bedingungslose Freilassung des in Kairo inhaftierten Journalisten Abdallah Elshamy, weil dieser lediglich seiner journalistischen Tätigkeit nachgegangen ist.

Schreiben Sie in Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:

Adly Mahmoud Mansour
Office of the President
Al Ittihadia Palace
Cairo
ÄGYPTEN
Fax: (00202) 2 391 1441

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S. E. Herrn Mohamed Abdelhamid Ibrahim Higazy
Stauffenbergstraße 6–7
10785 Berlin
Fax: (030) 477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

Trump: Angriff auf kritische Medien

Donald Trump hat schon im Wahlkampf angekündigt, US-Medien, von denen er sich kritisiert und angegriffen sieht, auszuschalten, sollte er gewählt werden. Von welchen Möglichkeiten er dabei unter anderem Gebrauch machen kann, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Beitrag aufgeführt. Es zeigt sich: Trumps Drohungen sind alles andere als unrealistisch. Und sein Vorbild für diese sitzt in Europa.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »