Ausbildung in der Buchbranche als Karrierechance
Die Buchbranche ist größtenteils weiblich geprägt – das belegen auch die Zahlen zu den aktuell laufenden Ausbildungsverträgen, von denen rund 80 Prozent durch Frauen unterschrieben wurden. Im Gegensatz zu anderen Medienbereichen – wie etwa dem Journalismus – entsprechen diese Zahlen aber auch einem vergleichsweise hohen und erfreulicherweise wachsenden Anteil von Frauen in Führungspositionen. Drei Ausbildungsberufe bietet die Branche. Und zahlreiche Möglichkeiten für den Nachwuchs, sich aktiv einzubringen.
„Was mit Buch“, das heißt für den Ausbildungsbereich: Buchhändler*in, Medienkauffrau/mann Digital und Print oder Kaufmann/frau im E-Commerce. Der Berufsausbildung im Buchladen – mit Fokus auf den direkten Kontakt zu den Kund*innen und eher weniger Arbeit im Büro – entspricht im Buchverlag die Ausbildung zum Medienkaufmann oder zu Medienkauffrau Digital und Print. Seit 2017 bietet die Buchbranche außerdem die Möglichkeit für eine Ausbildung zum Kaufmann oder zu Kauffrau im E-Commerce in Medienunternehmen, die ihre Bücher ausschließlich oder auch online vertreiben.
464 junge Männer und Frauen haben nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) im Jahr 2019 eine Ausbildung zur Buchhändler*in begonnen. Bei den Medienkaufleuten Digital und Print im Verlag waren es 579. Ob sich die Corona-Krise auch auf das Angebot von Ausbildungsplätzen in diesem Jahr auswirken werde, lasse sich momentan noch nicht beantworten, sagt Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Geschäftsführerin des mediacampus frankfurt, eine zentrale Aus- und Weiterbildungseinrichtung des Börsenvereins, die auch als Berufsschule fungiert. „Die Buchhandlungen und Verlage gehen sehr individuell mit den Herausforderungen um Corona um. Viele halten an ihren Planstellen fest, andere legen beim Rekrutieren zunächst eine Pause ein und beobachten die Entwicklung des Geschäfts. Unseres Wissens bleibt die Mehrheit allerdings bei den ausgeschriebenen Ausbildungsplätzen.“
Etwas weniger genaue Angaben lassen sich zur Zahl der Ausbildungsplätze zum/r Medienkaufmann/frau im E-Commerce machen, da es sich hier nicht um eine branchenspezifische Ausbildung handelt. Laut DIHK haben 2019 über alle Handelsbranchen hinweg 2.700 junge Menschen diesen Berufsweg eingeschlagen, darunter knapp 40 Prozent Frauen. Ziemlich genau lässt sich dagegen sagen, dass im letzten Jahr bei den Medienkaufleuten Digital und Print im Buchverlag 75 Prozent und im Buchhandel sogar 83 Prozent aller Neu-Azubis Frauen waren. Dem entspricht ein im Vergleich zu anderen Medienbranchen deutlich höherer Anteil von Frauen in Führungspositionen. So waren nach einer Analyse des Branchenmediums „Buchreport“ 2019 rund 40 Prozent der Führungspositionen auf Geschäftsführungs- und Leitungs-Ebene weiblich besetzt. Tendenz steigend mit 33 Prozent im Jahr 2017 und 29 Prozent im Jahr 2010. Erfreulich hohe Zahlen vor allem im Vergleich zum Journalismus, wo – obwohl die Branche insgesamt auch hier mehrheitlich weiblich geprägt ist – nach Angaben des Vereins ProQuote Medien 2019 etwa bei den Regionalzeitungen zu 93 Prozent Männer in den Chefsesseln saßen, der Frauenanteil demnach nur sieben Prozent betrug.
„Die Ausbildung im Verlag hat zum Glück, im Gegensatz zu den Volontariaten, einen gesetzlich verankerten Ausbildungsplan. So haben die Azubis im Verlag im Gegensatz zu den meisten Volontär*innen klare Vorgaben, wie die Ausbildung gestaltet sein muss“, sagt Lynne Forster, Schriftführerin im Verein Junge Verlagsmenschen. Der 2009 gegründete Zusammenschluss von inzwischen mehr als 800 Mitgliedern ist der größte Nachwuchsverein der Buch- und Medienbranche und in 15 Städtegruppen organisiert. Berufseinsteiger*innen und Student*innen finden hier eine unabhängige Plattform, um sich auszutauschen und weiterzubilden.
Zur Qualität der Ausbildung im Verlag habe man keine Zahlen und Fakten, so Forster. Berufsanfänger*innen, die sich über ihre Rechte informieren oder auf Missstände aufmerksam machen wollen, könnten sich jedoch direkt an die Arbeitsgruppe Nachwuchsrechte wenden, die 2014 innerhalb des Junge Verlagsmenschen e.V. geschaffen wurde. Deren Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen des Nachwuchses in der Buch- und Medienbranche zu untersuchen und kritisch zu hinterfragen. In tarif- und arbeitsrechtlichen Fragen kooperiert der Verein seit 2016 außerdem mit ver.di.
Aktiv einbringen können sich Azubis der Buchbranche zudem beim Börsenverein. Auch hier entstand im September 2019 eine Nachwuchs-AG – im Anschluss an das ebenfalls vom Börsenverein ins Leben gerufene Nachwuchsparlament, bei dem Fachthemen diskutiert und Workshops gestaltet werden, und das Nachwuchssprecher*innen wählt, die auch Ansprechpersonen für Berufsanfänger*innen mit ihren Fragen sind. Mit dem Nachwuchsparlament startet zudem jedes Jahr ein Mentoring-Programm, das Branchenprofis und -nachwuchs zusammenbringt.