Tarifabschluss in Zeitungsverlagen

Foto: Fotolia

Die dju in ver.di und der Zeitungsverlegerverband BDZV haben sich am 3. Juli auf einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung geeinigt, der bis Ende 2020 gilt. Danach erhalten Redakteurinnen und Redakteure, denen die Jahresleistung gekürzt wird, mindestens bis Mitte nächsten Jahres Kündigungsschutz. Freie Journalist*innen können dagegen eine Ausgleichszahlung für Corona-bedingte Honorarrückgänge geltend machen.

Die Tarifregelung zur Beschäftigungssicherung sieht ein zweistufiges Verfahren vor, nach dem Verlage in nachgewiesener wirtschaftlicher Notlage die Jahresleistung der Beschäftigten kürzen können. Nötig ist dafür in der ersten Stufe eine betriebliche Vereinbarung, in der zweiten Stufe außerdem das Hinzuziehen der Gewerkschaften ver.di und DJV zu den Verhandlungen sowie deren abschließende Zustimmung. Entsprechend der ersten Stufe erhalten Redakteur*innen, deren Jahresleistung bis zur Höhe eines halben Monatsgehalts gekürzt wird, Kündigungsschutz bis mindestens Ende Juni 2021. Bei Kürzung von mehr als einem halben Monatsgehalt gilt der Ausschluss von Kündigungen sogar mindestens bis zum Ende des Jahres 2021. Allerdings: Die Regelung darf nur bei Beschäftigten angewendet werden, die in diesem Jahr nicht in Kurzarbeit waren, um doppelte Einkommensverluste zu vermeiden. Gleichzeitig dürfen die Kurzarbeiter*innen beim Beschäftigungsschutz aber nicht schlechter gestellt werden. ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel zu dem Abschluss: „Es ist uns gelungen, die Beschäftigungssicherung bis weit ins nächste Jahr auszudehnen, dies entspricht vergleichbaren Regelungen, die ver.di bereits in anderen Tarifbereichen der Verlags- und Druckindustrie etabliert hat.“

Als weiteren Erfolg des nun gefundenen Tarifkompromisses bewertet er die Ausgleichszahlungen, die freie Journalistinnen und Journalisten geltend machen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie über den arbeitnehmerähnlichen Status verfügen oder nicht. Die einmalige Zahlung soll Honorar-Rückgänge aufgrund der Corona-Pandemie abfedern und steht allen Freien zu, die regelmäßige monatliche Honorareinnahmen von mehr als 450 Euro durch einen Verlag haben. Die Finanzspritze beträgt ein durchschnittliches Monatshonorar aus dem Jahr 2019 und ist sonst an keine weiteren Bedingungen gebunden. Voraussetzung ist allerdings, dass die betroffenen Freien ihren Anspruch auch geltend machen.

Über Gehalts- und Honorarerhöhungen oder gar eine von ver.di geforderte Prämie für die außerordentlichen Leistungen während der Corona-Krise habe der BDZV unter keinen Umständen verhandeln wollen, kritisierte von Fintel. Die Gewerkschaft hat deshalb in diesem Tarifabschluss, mit dem sie auch alle für Zeitungsredaktionen geltenden Tarifverträge wieder unterzeichnet hat, ein kurzes Gehalts- und Honorarmoratorium bis Ende des Jahres vereinbart. Dann soll wieder über Tariferhöhungen verhandelt werden, wie es ursprünglich vor Beginn der Krise bereits für dieses Jahr geplant war. Darüber hinaus wurden Verhandlungen über die weiteren Inhalte im Manteltarifvertrag (MTV) sowie Gehaltstarifvertrag (GTV) vereinbart.

Mehr Informationen in der Tarifinformation der dju in ver.di

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »