Harter Wettbewerb um den Nachwuchs

Mediengestalter*innen Bild und Ton führen Video- und Audio-Produktionen für Fernsehen, Radio und Internet durch, bearbeiten Bild- und Tonaufnahmen und stellen die Technik für den Dreh bereit. Foto: WDR/Michael Schwettmann

„Medienschlau mit dem RBB“, Online-Talks mit Informationen zum Programm für Schulklassen wie beim ARD-Jugendmedientag am 18. November, Videos zu Berufen und Sendungen, digitale Ausbildungstage und Ausbildungssprechstunden: Die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender für Kinder und Jugendliche sind zahlreich. Sie wenden sich an junge Nutzer*innen, aber auch an künftige Mitarbeiter*innen. Denn der Wettbewerb um den Nachwuchs wird härter.

Dabei kann ein guter erster Eindruck noch Jahre nachwirken. Helene Stieler, Kauffrau für Büromanagement im dritten Lehrjahr, hat sich nach dem Abitur ganz gezielt die Ausbildungsangebote des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) angeschaut. Als Schülerin hatte sie mit der Familie eine Führung am Standort Potsdam mitgemacht. Danach war sie von der aufgeschlossenen Atmosphäre im Sender so begeistert, dass ihr Wunsch feststand, dort einmal arbeiten zu wollen. An diesem Wunsch hat sich in den bisherigen Ausbildungsjahren offenbar nichts geändert, denn nach dem Abschluss im Januar 2022 hofft sie auf eine Übernahme und interessiert sich für die Möglichkeiten zur Weiterbildung im Sender.

Doch nicht alle Jugendlichen haben so konkrete Pläne für ihre Zukunft. Bereits vor der Corona-Pandemie hatten die Berufsforscher*innen einen Rückgang der Bewerber*innen für duale Ausbildungsplätze aus demographischen Gründen beobachtet. Durch die Pandemie wurde der Einbruch dann für 2020 deutlich höher als erwartet. Viele junge Menschen schwankten noch mehr als in früheren Jahren zwischen Ausbildung oder (Online-)Studium, waren auf der Suche nach krisensicheren Berufen. Letztlich blieben 13 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt, ein bisher so noch nie beobachteter Wert, erklärte das Statistische Bundesamt.

Trotz weniger Bewerber*innen konnten alle Ausbildungsplätze beim RBB auch in diesem Jahr besetzt werden, war von Constanze Gratz, Teamleiterin Ausbildung beim RBB, zu erfahren. Besonders beliebt ist, wie bei anderen Sendern auch, der Beruf Mediengestalter*in Bild und Ton. Insgesamt bildet der RBB in diesem und in anderen Berufen wie Büromanagement, Veranstaltungstechnik, Mediendokumentation oder Fachinformatik 54 junge Leute aus. Insgesamt, so Gratz, hätten sich die Ausbildungszahlen nicht verändert.

Auch beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) gab es das größte Interesse am Beruf Mediengestalter*innen Bild und Ton. „Die Bewerbungszahlen haben sich durch Corona nicht signifikant geändert – mit einer Ausnahme: bei den Kaufleuten für Büromanagement hatten wir deutlich höhere Zahlen als in den Vorjahren“, erklärt Henning Drees von der Abteilung Kommunikation des WDR. Insgesamt haben 44 junge Leute gerade mit der Ausbildung im WDR begonnen. Zum Jahresende 2020 zählte der WDR an allen Standorten zusammen 125 Auszubildende und 71 Trainees. „Dieses Niveau halten wir auch in diesem Jahr.“

Bei den Ausbildungen im IT- und im kaufmännischen Bereich gab es im WDR phasenweise große Anteile an Homeoffice, in den produktionsnahen Berufen waren diese laut WDR-Kommunikation geringer. Besonders im ersten Lockdown habe es zusätzliche Online-Seminare und Azubi-Projekte gegeben. Nina Brüls, Auszubildende als Kauffrau für audiovisuelle Medien im dritten Jahr, berichtet aus dieser ersten Zeit im Homeoffice von täglichen Konferenzen mit den Ausbilder*innen und Gruppenarbeiten mit den anderen Auszubildenden zu übergeordneten Themen wie Umweltschutz am Arbeitsplatz oder Rundfunksysteme in Deutschland und anderen Ländern.

Danach wechselten Tage im Homeoffice mit Tagen in Einzelbüros im Sender. Auch Fahrten zu Außenproduktionen seien möglich gewesen, alles unter Beachtung des Infektionsschutzes. „Ich habe nicht den Eindruck, Wichtiges verpasst zu haben, da alles gut kompensiert wurde. Da ich im Büro wenig Kontakt zu Kolleg*innen hatte, die alle im Homeoffice waren, haben wir viel telefoniert und über Mails und Microsoft Teams kommuniziert“, berichtet Nina Brüls. „Ich habe das große Glück, meinen Beruf im Homeoffice und im Büro annähernd gleich gut verrichten zu können, und auch in der Schule sehe ich keine großen Mängel beim vermittelten Stoff“, meint sie optimistisch.

Beim RBB wurden die Azubis wie Helene Stieler zu Pandemiebeginn ins Homeoffice geschickt und mit Laptops ausgestattet. Es gibt eine eigene Lernplattform für die Auszubildenden und eine extra Prüfungsvorbereitung. Ihre Berufsschule habe sofort Videokonferenzen eingeführt, was sehr gut funktioniert habe, berichtet Stieler. Für sie, die eine ziemlich weite Anfahrt hat, waren die Homeoffice-Tage nach einer Eingewöhnungszeit sehr vorteilhaft. Das Homeoffice werde auch in Zukunft bei der Ausbildung eine Rolle spielen, meint RBB-Ausbildungsleiterin Gratz. Beim WDR hält man einzelne Homeoffice-Tage für Azubis für möglich, geht aber nicht davon aus, dass sie die Ausbildung prägen werden.

Nina Brüls hat ihren Weg zur Kauffrau für audiovisuelle Medien über eine Berufsberatung in der Schule gefunden. Für den WDR nahm sie sein guter Ruf als Ausbildungsunternehmen ein. Die Vielfalt der Arbeit in dem großen Sender, die sie auch als Ersatzmitglied in der Jugendauszubildenden-Vertretung (JAV) mitbekommt, gefällt ihr nach wie vor besonders gut.

Wer das selbst ausprobieren möchte, findet auf der Karriere-Seite des WDR die neuen Angebote für einen Ausbildungsbeginn zum September 2022. Beim RBB gibt es für den nächsten Herbst nur noch einen Ausbildungsberuf, für den man sich jetzt noch bis Ende Oktober bewerben kann: Veranstaltungskauffrau/mann. Aber die Informationen rund um alle Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten sind natürlich das ganze Jahr vorhanden.

 

 

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