Mit der Forderung nach Tariferhöhungen von 5,5 bis 6 Prozent, mindestens aber 250 Euro sowie wertgleiche Erhöhungen für Freie startete ver.di im April beim NDR in die diesjährige Tarifrunde um Entgelt und Honorare für die über 45.000 Beschäftigten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Angebote der Intendanzen von NDR und WDR blieben bisher weit unter dem Ausgleich der Inflationsrate. Grund genug mit einem Warnstreik am 24. Mai den Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Hunderte Beschäftigte an den verschiedenen Standorten von NDR und WDR folgten dem Streikaufruf von ver.di. „Das Angebot des NDR kann man kaum als ein solches bezeichnen“, erklärte Gewerkschaftssekretär Björn Siebke nach der dritten Verhandlungsrunde im Norden. „Es bedarf einer gesellschaftlichen Wertschätzung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinen wichtigen Funktionen. Dazu gehört, dass die Gehälter und Honorare der Beschäftigten mit der Inflation mindestens Schritt halten“, so Siebke. Aus seiner Sicht ist es einerseits gelungen, in Richtung Arbeitgeber ein „Zeichen des Unmuts zu senden“ – beispielsweise fielen zwei Sendungen „NDR Info Kompakt“ aus. „Für andere Sendungen mussten die Chefs selbst ran.“ Andererseits sei man mit den Mitarbeiter*innen ins Gespräch gekommen. Der WDR hatte in der ersten Tarifrunde die Forderungen der Kolleg*innen ohne ausreichende Begründung abgelehnt. Statt eigener Angebote habe der WDR „strukturelle Vorschläge gemacht, mit denen die Beschäftigten schlechter gestellt werden würden. Das sei „für uns nicht hinnehmbar“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner.
Nach der langen Laufzeit der letzten Tarifabschlüsse über gut drei Jahre wolle ver.di nun versuchen, die gestiegenen Lebenshaltungskosten durch zeitlich überschaubare Abschlüsse aufzufangen, erklärte Matthias von Fintel, ver.di-Tarifkoordinator Medien, Journalismus und Film. Zu berücksichtigen sei zudem die sinkende Stellenanzahl bei Angestellten und Freien trotz einer Zunahme der Aufgaben. Die Transformation des Rundfunks zum überall erreichbaren digitalen Medienangebot fordere die Rundfunkbeschäftigten zusätzlich zur Arbeit an den anspruchsvollen Programmen der Sender.
Auch in der vierten Runde der Gehalts- und Honorartarifverhandlungen beim NDR Ende Mai verweigerte die Geschäftsführung einen Ausgleich der Inflation, die im Mai auf 7,9 Prozent gestiegen ist. Mit einer Einmalzahlung, geringen Erhöhungen und Nullmonaten – wie angeboten – sei es nicht getan, ist ver.di überzeugt. Auch die ver.di-Forderung nach der Zahlung von Krankengeld bereits ab dem ersten Krankheitstag für freie Beschäftigte wurde zurückgewiesen. Lediglich auf eine Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten hat sich der Sender inzwischen eingelassen. ver.di im NDR erwartet am nächsten Verhandlungstag, dem 14. Juni (nach Redaktionsschluss ein Angebot über eine wirksame dauerhafte Anhebung der Gehälter und Honorare.