Aktion für Merzoug Touati, Algerien

Inhaftierter Journalist im Hungerstreik

Der inhaftierte Journalist Merzoug Touati sah am 29. März dieses Jahres keine andere Möglichkeit mehr, seine Situation zu verbessern: Er trat in einen Hungerstreik. So protestierte der algerische Journalist gegen seine Haftbedingungen und forderte die Verlegung in ein Gefängnis in der Nähe seines Wohn?ortes Bejaia. Doch die algerischen Behörden zeigten sich unbeeindruckt. Die Gefängnisverwaltung in Laghouat, das 500 Kilometer von Touatis Wohnort entfernt liegt, ignorierte seinen Hungerstreik und verweigerte dem Journalisten so lange die medizinische Versorgung bis er starke Nierenschmerzen bekam. Erst dann wurde er in ein Krankenhaus verlegt. Nach Angaben seiner Familie hat sich sein Gesundheitszustand massiv verschlechtert. Angehörige, die ihn am 9. April besuchen durften, berichteten, dass Merzoug Touati die Hälfte seines Gewichts verloren habe und sich kaum noch bewegen könne. Inzwischen hat er seinen Hungerstreik beendet. Amnesty International fordert die umgehende und bedingungslose Freilassung des Journalisten.

Festgenommen wurde Touati am 15. November 2021. In einer Vorladung der Polizei wurde er ohne Angabe von Gründen aufgefordert, sich bei einer Abteilung für Internetkriminalität einzufinden. Er kam sofort in Gewahrsam. Am 3. Januar 2022 verurteilten ihn Richter erstinstanzlich wegen der „Schädigung öffentlicher Einrichtungen“ und der „Veröffentlichung von Falschnachrichten“ zu einjähriger Haft und einer Geldstrafe. Dies wurde im Berufungsverfahren bestätigt. Grund für die Verurteilung war offenbar ein Facebook-Kommentar des Journalisten, in dem er die Haftbedingungen eines inhaftierten Aktivisten angeprangert hatte.

Merzoug Touati postet seit 2015 auf Facebook und in einem Blog regelmäßig Beiträge über die politischen und menschenrecht?lichen Entwicklungen in Algerien. Er war außerdem als Journalist bei der unabhängigen algerischen Zeitung „L‘Avant-Garde“ tätig. Die Behörden nahmen ihn wegen seiner Arbeit und seinen Aktivitäten seit 2017 mehrfach ins Visier. Im Januar 2017 wurde er zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt, die später auf fünf Jahre verkürzt wurde, davon drei Jahre auf Bewährung. Die Vorwürfe: Er habe nachrichtendienstliche Informationen mit dem Ziel der „Schädigung diplomatischer Beziehungen“ an eine ausländische Regierung weitergegeben. Außerdem habe er zu „Versammlungen und Sitzblockaden in öffentlichen Räumen“ aufgerufen. In einem Beitrag hatte er zum Protest gegen ein neues Gesetz aufgerufen. Er verbrachte mehr als zwei Jahre im Gefängnis, bevor er im März 2019 freigelassen wurde. Nach Berichten über die regierungs?kritischen Hirak-Proteste 2020 wurde Touati erneut festgenommen und diesmal „nur“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Die nächste, bis heute andauernde Inhaftierung erfolgte gut ein Jahr später.

 

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den algerischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, den Journalisten Merzoug Touati sofort und bedingungslos freizulassen. Dringen Sie auch darauf, dass er bis zu seiner Entlassung angemessen medizinisch versorgt wird. Schreiben Sie auf Arabisch, Französisch, Englisch oder Deutsch an:

Präsident

Abdelmadgd Tebboune

Présidence de la République

Place Mohammed Seddik Benyahia

El Mouradia, Alger, 16000

Algerien

Fax: 00 213 – 02169 15 95.

E-Mail: presenditiel@el-mouradia.dz

 

Senden Sie eine Kopie an:

Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Algerien

S.E. Herr Smail Allaoua

Görschstraße 45-46. 13187 Berlin

Fax: (030) 4809 8716.

E-Mail: info@algerische-botschaft.de

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Mexiko: Stipendium als Wendepunkt

Mit einem Stipendium kam die Journalistin Vania Pigeonutt vor drei Jahren nach Berlin. Kurz vor dem Burn-Out, als eine Art hyperventilierendes Nervenbündel, traf die Mexikanerin aus dem Bundesstaat Guerrero bei Reporter ohne Grenzen ein. Heute hilft sie Kolleg*innen aus anderen Ländern, aber auch aus Mexiko, beim Start in einen neuen Alltag.
mehr »