Informationen zu internationalen Recherchethemen und Kooperationen, aber auch Veranstaltungen gibt es für hiesige Journalist*innen jetzt auch in deutscher Sprache. Das Global Investigative Journalism Network (GIJN) hat im Frühjahr dieses Jahres eine deutsche Redaktion bei seinem Gründungsmitglied Netzwerk Recherche (NR) eingerichtet, die auf der NR-Website und über Twitter Tipps und Tools für Investigativreporter*innen veröffentlicht.
NR-Geschäftsführer Günter Bartsch hat „den Eindruck, das Angebot kommt gut an“. Das bestätigt die freie Journalistin Greta Linde, die bei Netzwerk Recherche verantwortlich ist für die deutsche GIJN-Redaktion: “Uns folgen derzeit gut 1.100 Leute auf Twitter. Der Account ist in den letzten Monaten kontinuierlich gewachsen und wir sind optimistisch, dass wir darüber weiterhin Medienmenschen, Journalist*innen und andere Interessierte erreichen und noch mehr Leute über spannende Guides, Veranstaltungen, Webinare oder Artikel informieren können.“
„Im Fokus unserer Arbeit stehen aktuell unsere Guides“, so Linde. Dabei handelt es sich um Übersetzungen von GIJN-Publikationen. Die ersten drei befassten sich mit dem Krieg in der Ukraine: ein Toolkit für „Recherchen über Russland weltweit“, Hilfe für bedrohte Medienschaffende und Tipps zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen. Die Themenbreite reicht bis zu Recherchen über „Missbrauch und sexueller Gewalt“. Dieser Leitfaden wurde am 2. September veröffentlicht. Aktuell erscheine jeden Freitag ein neuer deutschsprachiger Guide.
Im Herbst werde das Journalism Security Assessment Tool (kurz: JSAT) auf Deutsch veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen Fragenkatalog zur Berufssicherheit, der mit Empfehlungen für die jeweilige Organisation endet. GIJN Deutsch werde dazu ein Webinar veranstalten, so Linde, um Interessierten das Tool näher zu bringen und einen Austausch über Sicherheit von Journalist*innen zu ermöglichen.
Inhaltlich schöpft die deutsche Redaktion nicht nur aus dem internationalen Netzwerk, sondern unterstützt auch deutschsprachige Initiativen von Medienmenschen und Organisationen. Linde nennt Beispiele: „Da kommen auch Anfragen, ob wir eine Veranstaltung, einen Workshop promoten oder auf einen Artikel hinweisen.“ Wenn das die Follower interessieren könnte, werde dazu getwittert, etwa zum Klima-Mediencamp der Agentur Zwanzig50 . Auch einen Aufruf des Schweizer GIJN-Mitglieds Reflekt zum Crowdfunding haben wir geteilt, „damit sie weiterhin Investigativjournalismus betreiben können“.
Zur Finanzierung von GIJN Deutsch erläutert NR-Geschäftsführer Bartsch, das globale Netzwerk übernehme die Honorare für Redaktion und Übersetzungen. „Uns entstehen keine Kosten für die inhaltliche Arbeit, die wir leisten.“ Greta Linde ist es wichtig, „zu sagen, dass wir unabhängig sind“. Sie betont, das GIJN sei ein Nonprofit-Unternehmen, das sich über diverse Spenden finanziere. Es wurde 2003 gegründet und zählt mittlerweile 227 Mitgliedsorganisationen in 88 Ländern.