Berichten über Landtags- oder Kommunalwahlen. Wie geht das? Im M – Medienpodcast mit Danilo Höpfner erklärt der Journalist Benjamin Denes, Geschäftsführer der Electronic Media School in Potsdam-Babelsberg, welchen Herausforderungen sich Journalist*innen im Zuge von Wahlberichterstattung ausgesetzt sehen und wie sie mit diesen fachlich genau umgehen können.
Weil Politiker*innen in den Wochen rund um die Stimmabgabe sehr häufig anders argumentieren und agieren als sonst, erschweren sie den Berichterstattenden die Arbeit. Diese sind zwar angehalten, Politiker*innen eine Plattform zu bieten, sehen sich zugleich regelmäßig dem Vorwurf ausgesetzt, nicht ausgewogen zu berichten. Das, so Denes, ergebe sich häufig aus dem Umstand, dass politische Akteure im Wahlkampf ausweichende Antworten geben, wenn sie, ausgehend von Problembeschreibungen auch nach entsprechenden Lösungsansätzen gefragt werden.
Nicht einschüchtern oder blenden lassen
Wenn Fragen gar nicht beantwortet oder zum Beispiel auf lokale Fragen globale Antworten gegeben würden, sei dies womöglich populistische Taktik, erklärt der Medienexperte. Aber ebenso bleibe Nachfragen Kern journalistischer Arbeit, hier sollten sich Berichterstattende nicht einschüchtern oder blenden lassen und an ihrem Beitrag zur Demokratiebildung festhalten – gut informiert, unabhängig und sachlich korrekt. Haltungsjournalismus helfe hingegen weniger, ist sich Denes sicher, und wirbt für „ehrlichen lokalen Journalismus“ als Mittel gegen Demokratiefeindlichkeit. „Es ist nicht unsere Aufgabe, populistische Parteien zu bekämpfen, sondern über Missstände und Lösungen zu berichten“, so der Journalisten-Trainer. Und die spürbare gesellschaftliche Unzufriedenheit ist in seinen Augen auch deshalb so enorm groß, weil es zu wenig lösungsorientiertem Journalismus gibt – eine Berichterstattung, die nicht beim Problematisieren stehenbleibt, sondern auch die Frage nach dem „Wie weiter“ beantwortet.
Er mache sich große Sorgen um eine Zeit, in der es noch weniger Zugang zu frei zugänglichen Informationen gibt, sagt Benjamin Denes. Ohne die aus ökonomischer Notwendigkeit entstandenen Paywalls zu verurteilen, spielten diese doch rechter Desinformation in die Hände. Dem könnten Medien gerade im Lokalen allerdings mit Zusammenarbeit begegnen – und weniger mit Konkurrenz untereinander.
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