Gestaltungsspielraum für ÖRR gefordert

ARD Anstalten

Foto: ARD/Wikimedia: Bodow, Andreas Praefcke Montage: Petra Dreßler

Am morgigen Donnerstag wollen die Ministerpräsidentin und Ministerpräsidenten zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Finanzierung beraten. Ein erster öffentlicher Entwurf des sogenannten „Reform-Staatsvertrags“ soll beschlossen werden. Die Länder hoffen durch die Reform auch auf Einspareffekte. Ver.di kritisiert, dass zu wenig KnowHow von innen in den Prozess fließe.

Aus Sicht von Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Vorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), stellen die darin vorgesehene Budgetierung und Flexibilisierung pragmatische Ansätze zur Vermeidung populistischer Blockaden in der Rundfunkkommission dar. An anderer Stelle identifiziert er allerdings puren Aktionismus: „Es sollen Kompetenzzentren für eine ARD-weite Zusammenarbeit entstehen und Hörfunkwellen zusammengestrichen werden, ohne vorab zu klären, inwiefern dies finanzielle Einsparungen bringt und sich auf das Personal auswirkt“.

Eine Zusammenarbeit zwischen ARD und ZDF sei auf allen Ebenen vorgesehen, was die publizistische Vielfalt einschränken werde. „Der bisherige Auftrag von ARD und ZDF wird beschnitten, wenn Aufgaben zwischen ARD und ZDF aufgeteilt werden. Das ist der Anfang vom Ende des zweigleisigen Systems. Hier wird die Programmvielfalt in der bloßen Hoffnung auf Kostensenkungen zum Abschuss freigegeben“, konstatiert Schmitz-Dethlefsen.

Angebote von Nutzungsgewohnheiten her denken

In Bezug auf die Presseähnlichkeit kritisiert Schmitz-Dethlefsen, dass die Auftragserfüllung aus dem Blick gerate. Während die Länder den Verlegern erheblich entgegenkämen, indem nun Verlinkungen zu Verlagsangeboten hinter Paywalls erlaubt werden sollen, beschnitten sie mit einer Aktualitätsklausel die publizistischen Gestaltungsmöglichkeiten der Öffentlich-Rechtlichen. Schmitz-Dethlefsen: „Die Angebote müssen von den Nutzungsgewohnheiten aus gedacht werden. Nutzende müssen öffentlich-rechtliche Inhalte auf Textebene dauerhaft abrufen können. Nur ein überzeugendes, zeitgemäßes Angebot stärkt die Akzeptanz unter den Beitragszahlenden.“

Know-How von innen einbeziehen

Auch den Reformprozess kritisiert Schmitz-Dethlefsen: „Externe Expertise wurde in Form des Zukunftsrats eingeholt, das Know-How von innen durch die Einbeziehung von Rundfunkbeschäftigten hingegen wurde ignoriert. Hier sollte die Rundfunkkommission nachsteuern und einen Beirat der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur regelmäßigen Evaluation einberufen.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »