Die Bedingungen, unter denen der mexikanische Journalist Alberto Amaro Jordán seiner Arbeit als Journalist nachgeht, sind für seine Kolleg*innen in Deutschland kaum vorstellbar. Seit mehr als fünf Jahren wird der Leiter des Medienunternehmens „La Prensa de Tlaxcala“ immer wieder wegen seiner Arbeit bedroht und angegriffen. Es gab auch Festnahmen und Einschüchterungen durch Mitglieder eines für seine Brutalität bekannten Drogenkartells. Zwar wird Amaro von Leibwächtern begleitet, doch drohen die Behörden nun damit, ihm diesen Schutz zu entziehen.
Wie dringend notwendig diese Schutzmaßnahmen sind, zeigte sich einmal mehr am 4. Juni 2024: An diesem Tag war Alberto Amaro im Auto unterwegs, um über einen Vorfall in einer Ortschaft im Bundesstaat Tlaxcala zu berichten. Er hatte die Leibwächter bei sich, die ihm mittels eines staatlichen Schutzmechanismus zur Seite gestellt wurden. Plötzlich erschien ein schwarzes Auto neben seinem Wagen. Eine Person lehnte sich aus dem Fenster und richtete eine Schusswaffe auf Amaros Auto. Der Fahrer des schwarzen Wagens sagte, er sei Angehöriger einer polizeilichen Ermittlungseinheit und forderte Amaro und seine Begleiter auf, das Fahrzeug zu verlassen.
Amaro begann daraufhin, den Vorfall zu filmen und auf der Facebook-Seite von „La Prensa de Tlaxcala“ zu veröffentlichen. Außerdem wählte er den Notruf, woraufhin seinen Angaben zufolge Sicherheitskräfte des Bundesstaates erschienen, die allerdings die Polizisten ohne weitere Konsequenzen gehen ließen. Alberto Amaro hat mehrfach Mängel bei einigen der ihm gewährten Schutzmaßnahmen gemeldet. Bisher ist noch keine umfassende Reaktion auf seine Kritik bekannt geworden.
Im Visier von Sicherheitskräften und Drogenbossen
Der 35-jährige Journalist aus der Stadt Atexcatzingo östlich von Mexico-Stadt gerät seit 2019 regelmäßig ins Visier von Sicherheitskräften oder Drogenbossen. Unter anderem wurde versucht, in sein Haus einzubrechen und es wurden Schüsse darauf abgefeuert. Uniformierte sowie unbekannte Personen haben ihn, seine Frau und seinen Sohn fotografiert, seine Website wurde gehackt und in Facebook-Posts wurde er als Krimineller bezeichnet. Trotzdem befanden Vertreter des staatlichen Schutzmechanismus im August 2023, dass der Journalist sich nach vier Jahren Schutz durch das Programm nicht mehr länger in Gefahr befinde und man seine insgesamt vier Leibwächter abziehen werde.
Das hat Amaro mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung abwehren können. Es bleibt aber ungewiss, ob der Mechanismus zu seinem Schutz auch in Zukunft zur Verfügung gestellt wird. Amaro wirft den Behörden vor, die Gefahren, denen er und seine Familie aufgrund seiner Arbeit ausgesetzt sind, zu ignorieren. Im Januar dieses Jahres etwa versuchte eine unbekannte Person in einem Fahrzeug mit Kennzeichen des Bundesstaats México, einen Zusammenstoß mit dem Wagen von Alberto Amaro herbeizuführen und ihn von der Straße abzudrängen. Es gab keine Untersuchung des Falls.
Nach Angaben des Komitees für den Schutz von Journalisten (CPJ) ist Mexiko das gefährlichste Land für Journalist*innen in der westlichen Hemisphäre. In dem mittelamerikanischen Land wurden seit 2000 mindestens 153 Journalist*innen und andere Medienschaffende getötet, und bei mindestens 64 dieser Todesfälle wurde ein direkter Zusammenhang mit der Arbeit der Getöteten festgestellt. Straflosigkeit ist in Mexiko bei Verbrechen gegen die Presse üblich.
Was können Sie tun? Schreiben Sie an die mexikanische Innenministerin und fordern Sie einen wirksamen Schutz des Journalisten Alberto Amaro Jordán sowie eine unanhängige Untersuchung der Angriffe auf ihn.
Schreiben Sie auf Spanisch, Englisch oder Deutsch an:
Ministra Luisa María Alcalde Luján
Ministry of Interior (SEGOB)
Carretera Bucareli 99
Colonia Juárez, Cuauhtemoc
C.P. 06600, Mexico City
MEXIKO
E-Mail: luisa.alcalde@segob.gob.mx
X: @Segob_mx / @LuisaAlcalde
Senden Sie eine Kopie an:
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
- E. Herrn Francisco Jose Quiroga Fernandes
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: (030) 26 93 23 700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx