Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
Künßberg, Jahrgang 1993, kennt die Welt nicht ohne Internet. Er erklärt in seinem Beitrag unter anderem, warum die Geschichte der Online-Medien auch als Geschichte vom Verlust der journalistischen Autonomie begriffen werden muss. Der Hauptgrund: Die technischen Entwicklungen von Suchmaschinen bis KI haben den Journalismus im Netz immer wieder verändert und ihm Reichweite als zentrale Zielgröße aufgezwungen.
Werbung, Google, Social Media
Wer sich angesichts der Schnelllebigkeit der Entwicklungen nicht mehr an alle Eckdaten zwischen Dotcom, Algorithmus und Plattform-Kapitalismus erinnern kann, erhält mit Künßbergs Beitrag eine freundliche Erinnerung und gute Übersicht, wie der Hype um das Internet begonnen und welche Wege er dann genommen hat. Inklusive von Veränderungen im Printbereich, bei denen die Phase der Befürchtungen inzwischen abgeschlossen sein dürfte, weil sie von der Realität überholt wurde.
Ob und wohin diese Transformation mit Abonnements und anderen Bezahlmodellen sowie staatlicher Regulierung sich in den kommenden Jahren entwickeln wird, ist noch nicht ausgemacht. Inzwischen jedoch, erklärt der junge Journalist, scheint das ehemals als staatsfern verstehende Konzept auf staatliche Eingriffe angewiesen, um sich nicht selbst aufzufressen beziehungsweise sich von ökonomischen Interessen einzelner Konzernriesen komplett auffressen zu lassen.
Don’t believe the Hype
Künßberg verweist auf den Medienwissenschaftler Siegfried Weischenberg, der schon 1982 schrieb: „Für den Journalismus ist die Technik konstituierend. Der Beruf entstand auf der Grundlage von technisch-ökonomischen Umwälzungen.“ Solche Umwälzungen brächten schließlich herausragende Informationsbedürfnisse hervor, die Gesellschaften als ganze betreffen. Daraus ergäbe sich aber ein Spannungsfeld für den Journalismus. „Weil er selbst betroffen ist, fehlt ihm bisweilen die kritische Distanz in der Bewertung neuer Technologien. Und während er sie mit Hypes groß macht, fällt er ihnen zum Opfer.“