Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Rundfunkanstalten mit Logos

Foto: ver.di

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.

Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, erklärt dazu:

„Die Rundfunkverfassung ist seit ihrer Gründung ständig durch das Verfassungsgericht weiterentwickelt worden. Die Länderparlamente haben darin kein Recht, den öffentlich-rechtlichen Sendern die Erhöhungen des Rundfunkbeitrages durch Nichthandeln zu entziehen.“

„Ohne uns kein Programm im MDR“: Beschäftigte fordern die Finanzierung des ÖRR. Foto: ver.di

Es wäre ein Verfassungsbruch, wenn, wie zuletzt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angedroht, die unabhängig ermittelte Erhöhung der Rundbeiträge von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten verhindert würde, so Schmitz-Dethlefsen weiter. „Unabhängig davon sind Reformen für den ÖRR nötig. Diese finden auch regelmäßig statt, leider führen sie zumeist zu einem Abbau der Programmvielfalt und zur Streichung von Programmplätzen, in denen freie Rundfunkschaffende Journalismus und kulturelle Angebote geliefert haben. Doch die aktuell von der Rundfunkkommission ausgedachten Reformpläne gehen in einem Maße über bisherige Kürzungen hinaus, dass sich dagegen von vielen Seiten Protest regt.“

Kritik an Zukunftsplänen

In einem digitalen Anhörungsverfahren der Rundfunkkommission der Länder sind über 15.000 Stellungnahmen zu den Reformplänen eingegangen. In einer Stellungnahme von ver.di /DGB wurde Kritik an massiven Kürzungen ohne klare Strategie und Zukunftspläne geübt. Beispielsweise hätte die Einschränkung von Programmangeboten für junge Mediennutzerinnen und Mediennutzer durch massive Reduzierung von linearen und digitalen Angeboten wie Ki.KA, funk, zdfneo fatale Folgen. Denn gerade junge Menschen brauchen mehr öffentlich-rechtliche Alternativen zu Angeboten digitaler Plattformdienste statt künftig noch weniger als die bisherigen 1,5 Prozent des Programmaufwandes.

„Die Missachtung der Interessen junger Nutzerinnen und Nutzer zeigt einen Mangel an Kommunikation und Transparenz und wenig Verständnis für die Belange aller Nutzerinnen und Nutzer, der sich durch den gesamten Reformprozess und die von der Rundfunkkommission vorgelegten Vorschläge zieht“, so Schmitz-Dethlefsen weiter.

„Es hätte besser mit den Medienprofis über die Reform geredet und die Gesellschaft wirklich einbezogen werden müssen. Die hinter den Türen der Staatskanzleien der Bundesländer ausgedachten Entwürfe stoßen daher auf Kritik beim Publikum sowie bei Expertinnen und Experten außerhalb der Sender.“

Die geplanten Programmkürzungen erzürnten Medienschaffende im ÖRR, deren Arbeit nicht gewürdigt und deren Programmentwicklungen von der Politik nicht wahrgenommen werde.

Organisationen rufen zum Protest auf

Zur MPK ruft ver.di heute zu einem Protest in Leipzig auf, an dem weitere Organisationen beteiligt sind, die sich ebenfalls gegen die Reformpläne und für eine gesicherte Rundfunkfinanzierung aussprechen. Zuvor hatte sich bereits ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen wie AWO, BUND, DGB, Caritas, DRK, Diakonie, NABU und ver.di für eine deutlich stärkere Gemeinwohl-Orientierung bei der Rundfunkreform ausgesprochen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »