KI: Menschen wollen Regeln

Wer spricht und schreibt? Menschen wünschen sich Klarheit bei Künstlicher Intelligenz Foto: 123rf

Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland sorgen sich einer Umfrage zufolge um die Glaubwürdigkeit der Medien, wenn Künstliche Intelligenz (KI) im Spiel ist. 90 Prozent der Befragten fordern dazu klare Regeln und Kennzeichnungen. Dies ergab eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Studie der Medienanstalten. Für die repräsentative Erhebung „Transparenz-Check. Wahrnehmung von KI-Journalismus“ wurden online 3.013 Internetnutzer*innen befragt.

Die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Eva Flecken, sprach sich angesichts der Studienergebnisse für „klare Vorgaben und transparente Kommunikation“ aus. Sie seien der „Schlüssel, um Vertrauen in KI-gestützte Medieninhalte zu schaffen und zu erhalten“, erklärte sie.

Bedenken wurden bei der Umfrage quer durch alle Altersgruppen mit Blick auf Täuschungen durch KI-generierte Inhalte und auf fehlende Transparenz laut. So wurden vor allem komplett von KI verfasste Artikel oder synthetische Moderationsstimmen skeptisch beurteilt. Jüngere und formal höher gebildete Nutzer*innen sehen der Studie zufolge eher Chancen durch KI, etwa bei der Recherche und der Faktenprüfung.

Kennzeichnung gefordert

Bei Texten erkannten laut den Medienanstalten 67 Prozent der Befragten KI-Nutzung anhand transparenter Hinweise. In audiovisuellen Formaten hingegen bleibe die Kennzeichnung oft unbemerkt, hieß es. Neun von zehn Befragten forderten daher verbindliche Kennzeichnungspflichten und zusätzliche Transparenzmaßnahmen wie freiwillige Verhaltensregeln oder externe Initiativen.

Der Leiter der niedersächsischen Landesmedienanstalt und Verantwortliche für die Studie, Christian Krebs, sagte, der Einsatz von KI im Journalismus verlange mehr als nur technische Kompetenz, es gehe um eine ethische Haltung. „Nur wenn Medienhäuser und Plattformen sich aktiv für klare Kennzeichnung und nachvollziehbare Prozesse einsetzen, können wir verhindern, dass Vertrauen verloren geht“, sagte er.

Unter dem Namen „Die Medienanstalten“ firmieren gemeinsam die 14 Landesmedienanstalten in Deutschland. Sie sind die zentrale Aufsichtsbehörde für die Regulierung von privatem Rundfunk und Telemedien. Ihre Aufgabe ist, die Vielfalt der Medienangebote und Meinungen zu sichern und die Medienfreiheit zu schützen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Drei Fragen zum Streik der SZ

In den beiden Wochen vor der zehnten Tarifrunde mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am 18. Juli erhöht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Redakteur*innen in den Zeitungsredaktionen bundesweit den Streikdruck. Besonders im Süden der Republik kommt es zu mehrtägigen, spürbaren Streiks. Auch bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) wird seit gestern wieder gestreikt. Wir sprachen mit Ertunç Eren, ver.di-Fachsekretär Medien, Bezirk im München.
mehr »

Der Clickbait mit den miesen Botschaften

„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, nach diesem Motto bewertete einst Helmut Thoma, der kürzlich verstorbene ehemalige RTL-Chef, den Erfolg von Programmformaten. Dieses für private Sender typische Prinzip findet inzwischen seine Fortsetzung in immer mehr digitalen Nachrichtenportalen. Das untermauert eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin nach der Auswertung von 40 Millionen Schlagzeilen.
mehr »

Halbzeit bei der UEFA Frauen-EM

UEFA-Women’s Euro 2025 heißt das Turnier nach dem Willen des Europäischen Fußballverbands. Bei den Männern wird auf die geschlechtsspezifische Eingrenzung verzichtet. Möglichweise ein Relikt aus den Zeiten, als das Kicken selbstverständlich eine maskuline Sportart war, vermeintlich ungeeignet für die „zarte Weiblichkeit“. 
mehr »

Dokumentarfilme: Näher an der Wahrheit

Das bekannte Archiv–Storytelling in Dokumentationen befindet sich im Wandel. Und das ist auch notwendig: Weg von stereotypen Erzählmustern, hin zu ganzheitlichen Betrachtungen. Bislang unbekanntes Archivmaterial  spielt darin eine wesentliche Rolle. Beispiele dafür gab es  auf der Sunny Side of the Doc im französischen La Rochelle zu sehen, wo die internationale Doku-Branche zusammenkam.
mehr »