Aktiv werden oder kuscheln?

Junge Medienmacher in Köln und der „Traumberuf“

„Die Medien gehen baden – ohne uns“ titelten die jungen Medienmacher in ihrer Veranstaltungszeitung „politik orange“ voller Optimismus. „Medien in der Krise – hier geht’s raus“ hatte die Jugendpresse Deutschland ihre Jugendmedientage 2003 in Köln vom 20 bis 22. Juni überschrieben.

In den Gesprächen rund um den Stand des dju-Hochschulprojekts und in den Panels waren aber auch verzagtere Töne zu hören: Schwierigkeiten bei der Praktikumssuche, Mini-Honorare für freie Mitarbeit, Abbau von Volontariatsplätzen, hoher Numerus clausus für Medienstudiengänge, alles dies sorgte für reichlich Diskussionsstoff bei den rund 450 in Schüler- und Studentenmedien aktiven jungen Leuten, die zu diesem Treffen aus allen Regionen Deutschlands angereist waren.

Glaubwürdigkeitsverlust und Sensationsgier

Die Jugendpresse Deutschland hatte unter der Leitung des Kölner Andreas Menn (21) und des Franken Robert Rückel (19) insgesamt 40 Referentinnen und Referenten in die Kölner Fachhochschule eingeladen, darunter Micha Wagenbach, Redaktionsleiter des „ZDF-Mittagsmagazins“, Reinhard Hesse, Redenschreiber von Gerhard Schröder, oder den Konzernsprecher der Deutschen Bahn. Weit gespannt war entsprechend das Themenfeld dieser Veranstaltung, die auch von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird. Die Ausbildung in den „Traumberuf“, der drohende Glaubwürdigkeitsverlust des Journalismus durch eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Qualitätsarbeit, die wachsende Vermischung von Journalismus und PR in Redaktionen waren ebenso Themen wie die Sensationsgier mancher Medien, die das Ansehen der ganzen Branche negativ beeinflussen.

Das Konzept der Jugendmedientage zielte stärker als bisher auf die jungen Medienmacher über 20 Jahren. „Damit stieg nicht nur der Altersdurchschnitt, sondern auch die Professionalität der Teilnehmer“, lautet das Fazit von Rückel. Viele Schülergruppen waren jedoch auch zu Gast bei der „Generation M, Qualifizierungsforum Medien und Kommunikation““, die gleichzeitig auf dem Kölner Messegelände parallel zu den Jugendmedientagen stattfand, allerdings, wie das „medienforum nrw“ drei Tage länger dauerte. Shuttle-Busse versuchten eine Verbindung zu schaffen. Die Veranstalter zählten insgesamt 14.500 Besucher.

Einzelberatung an Ständen, Vorträge und offene Diskussionsforen, geschlossene Expertenrunden und Workshops prägten das Bild der „Generation M“, die allen Medienberufen galt. Der Fachbereich Medien, Kunst und Industrie war mit ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesbezirks, des dju-Hochschulprojekts sowie mit connexx.av präsent.

Eine Expertenrunde zum Thema „Wieviel Branchenähe leisten (sich) Hochschulen? Welche Bildung braucht die Branche?“ zum immer wieder betonten notwendigen Praxisbezug in Medienstudiengängen zeigte, dass der Begriff schwammiger ist, als man meinen möchte. Auch weil „die Branche“ selbst, ein weites Feld unterschiedlichster Berufe und Unternehmen, den erwünschten Praxisbezug in der Ausbildung schwerlich gemeinsam zu benennen vermag.

Verlorene Leser zurückgewinnen

Um die Praxis im wahrsten Sinne des Wortes ging es eine Etage höher beim „medienforum nrw“, wobei der so genannte Zeitungstag besonders die Jugend ins Visier nahm. Von der „Generation Kuschel“ sprach der Kölner Psychologe Jens Lönneker, von einer Generation, die ganz stark in „Bindungsbiotopen“ lebe, „Nest-Netzwerke“ pflege und eher unpolitisch sei. Für die Tageszeitungen bedeute dies, die verlorene junge Leserschaft durch Dialog, Peer Groups, Tipps und Ratgeber sowie mehr Jugendberichterstattung „aus der Perspektive der Heimat vor Ort“ zurückzugewinnen. Die Zeitungen seien zu Gralshütern geworden, die vor Gefühlen zurückschreckten. Lönnekers nicht unumstrittener Tipp: „Weniger Gral, mehr banal.“

 

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