Bei Facebook & Co. gilt für Redaktionen der Pressekodex

Der Deutsche Presserat ist auch zuständig für publizistische Produkte in Social-Media-Kanälen, stellte das Selbstkontrollorgan am 10. September klar. Wenn Redaktionen ihre Veröffentlichungen in sozialen Medien verbreiten, unterliegen diese auch dort den ethischen Grundsätzen des Pressekodex.

Publizistische Produkte auf Plattformen Dritter werden demnach von der bestehenden Beschwerdeordnung mit erfasst. Der Deutsche Presserat ist seit 2009 zuständig für Beschwerden über Online-Veröffentlichungen in Verlagsangeboten.
Der Beschwerdeausschuss 2 des Deutschen Presserats hat sich in seiner September-Sitzung mit 30 Beschwerden zur Berichterstattung über den Absturz des Fluges MH 17 in der Ukraine beschäftigt. Das Gremium stellte klar, dass identifizierende Abbildungen von Opfern in der Regel nicht mit dem Opferschutz nach Ziffer 8, Richtlinie 8.2 vereinbar sind. „Die Argumentation einiger Medien, den Opfern ein Gesicht zu geben, ist nachvollziehbar, dennoch: Nur weil jemand zufällig Opfer eines schrecklichen Ereignisses wird, darf er nicht automatisch mit Foto in der Presse gezeigt werden”, sagte Ursula Ernst, Vorsitzende des Ausschusses. So erhielt Bild Online eine Missbilligung für die Berichterstattung „Ruhet in Frieden!”, erschienen am 23.07.2014. Ebenfalls sanktioniert – mit einem Hinweis – wurden Veröffentlichungen im Stern („Angriff auf uns”) und auf Bunte Online („Diese Familie wurde ausgelöscht”). Eine Missbilligung bekam zudem Der Spiegel für die Veröffentlichung der Titelseite „Stoppt Putin jetzt!”, erschienen am 27.07.2014.
Eine öffentliche Rüge wegen Verletzung des Pressekodex Ziffern 1, 10, 12 erhielt Bild am Sonntag/Online für den Kommentar „Islam als Integrationshindernis”, erschienen am 27.07.2014. Hierzu waren 215 Leserbeschwerden beim Presserat eingegangen.

Mehr dazu unter www.presserat.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Öffentlichkeit ohne Journalismus

Schwindende Titel, schrumpfende Redaktionen, immer geringere Abonnentenzahlen – dass gerade der Lokaljournalismus vielerorts unter Druck steht, ist nicht neu. Doch was bedeutet das für die lokale Öffentlichkeit, die inzwischen von vielen selbstbewussten Medien-Akteuren mitgestaltet wird? Eine aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung beschäftigt sich mit genau dieser Frage.
mehr »